Metadaten

Troje, Luise; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1916, 17. Abhandlung): Adam und Zoe: eine Szene der altchristlichen Kunst in ihrem religionsgeschichtlichen Zusammenhange — Heidelberg, 1916

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.34088#0066
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
66

L. TROJE:

Ahren und dem Lamm die Anweisung auf sein eigen Fleisch und
Blut. Davon essen und trinken aber heißt in der Sprache der Zeit:
göttliches Wesen in sich aufnehmen, selber göttlich werdeM. Als
hohes Gnadengeschenk Gottes wird hier dem Adam und in ihm der
ganzen Menschheit nachträglich zuteil, was ihm in der hellenisti-
schen Redaktion von rechtswegen gebührte, — die Vergottung!
Die bedeutsame Szene der Zuweisung, welche demnach gewisser-
maßen die endgüitige Formierung der Legendentendenz dar-
steht, rechnet mit dem Verständnis und Bedürfnis der noch halb
im Heidentum steckenden großen Masse. Gar nicht oft und aus-
drücklich genug konnte dieser, kult- und symbolfreudig wie sie
war, in der Kunst. die Eucharistie versinnbildlicht werden; denn
allen geheimnisvohen Riten der heidnischen Mysterienreligionen
gegenüber vertrat das heilige Mahl das christliche ,,Mittel der
UnsterblichkeiL^, und der Szene der Zuweisung zufolge sogar als
von Anfang an zum ewigen Ratschluß Gottes gehörig, schon beim
ersten Menschen vorgesehen und ihm verheißenk
Zwischenstufe die Worte Christi im Martyrium des heiligen Georg (AuELi-
NEAu II p. 182) bei dessen Auferweckung: siehe, die Hand, die Adam ge-
schaffen, wiederholt jetzt die Schöpfungstat an dir]; und in äußerst verzwickter
Weise spielen diese Gleichsetzungen durcheinander im Testament Adams
(ed. RENAN) p. 456, wo Gott Christus dem Adam seine Herabkunft auf Erden
-verkundet und dann fortfährt ,,et apres trois jours passes, je reprendrai le
corps que j'ai revetu de toi; puis, montant le ciel, je Γν ferai asseoir ä 1a droite
de ma divinite et je te ferai Dieu comme tu l'as vouluk' — Mit dieser Ident.ifi-
zierung des Vaters und des Sohnes steht nach O. WuLFF (Hüc/u-Lik äy-sam-
LniscAe Aunsi S. 355 und 428f.) der pathetische jugenclliche Typus des er-
höhten Christus in Beziehung, den die byzantinische Kunst Immanuel nennt
(vgl. die direkte Anrede ausdrücklich Gott \Aters als ,,Immanuel, unser
Gott" im Taufbuch der äthiop. Kirche, ed. TRUMPP, Hä/ί. d. Bc:ycr. AAa.J.
A ΓΓ/sseMsc/i. philos.-philol. Kl. XIV 1878 S. 174) und den er charakteristisch
vertreten sieht in der monumentalen Christusgestalt, welche auf dem Apsis-
mosaik von S. Michele in Affricisco (K. F. Museum, Berlin) im aufgeschlagenen
Buche der Welt die bezeichnenden Worte hinhält: Qui vidit me, vidit et patrem.
Ego et pater unum sumus. Ein A^orläufer dieser Gott-Christusfigur
wäre dann der von der Adamliteratur vorgebildete Christus der
Zuweisung auf den Sarkophagen.
^ Vgl. A. DiETERiCH, itiü/u-asü'iM7'gie S. 100—112.
2 Vgl. den Brief des Ignatius an die Epheser 20, 2: ,,einBrot brechend,
das ist das Gnadenmittel der Unsterblichkeit (φοίρμκχον της άθ'κνκσίκς), das
Gegengift wider den Tod" und Iren. V, 2, 2.
3 S. für die früheren unbefriedigenden Deutungen der Zuweisung z. B.
HEUSER in F. X. KRAus, Rea/enzy/ü. i/es c/ir/sii/. H/ieri. 1882 S. 17, der
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften