ΛΔΑΜ und ΖΩΗ.
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Den in Aussicht gestehten Beweis für die Auffassung der
Sündenfalldarstellung im Sinne der Legende liefert nun diese Zu-
weisung insofern, als auch hier Adam und Eva mehrfach durch
den zur Seite stehenden Baum mit der Schlange charakterisiert
sind (z. B. Lateransarkophage 104, 193), während andere Sarko-
phage das gleiche kombinierende Verfahren im Gegensinne auf-
weisen (GARUcci V 314, 2, 381, 6 und ähnlich auch der Sarkophag
des Junius Bassus, GARUCci 322, 2), d. h. auch in der gewöhnlichen
Sündenfallszene finden sich links und rechts vom Baum zwischen
Adam und Eva noch das Lamm und das Garbenbündei eingefügt.
Daraus aber gewinnt man den Eindruck, daß Sündenfahszene und
Zuweisung sich nicht ais Haupttypus und Legendentypus gegen-
sätzlich gegenüber gestanden, sondern sich vielmehr der Bedeu-
tung nach nicht nur vertragen, sondern ergänzt haben. Auch das
Sündenfailbild, das wir als Voraussetzung für die beglückenden
Verheißungen der Zuweisung anzusehen haben, war von dem glei-
chen prinzipiellen Optimismus erfüllt, der in dieser Grabkunst
aus allen Bedrängten der heiiigen Geschichte Garantietypen zu
schaffen wußte für die Macht und Güte Gottes.
Und noch ein letztes für die aitchristiiche Kunstforschung
wichtiges Ergebnis folgt aus der Feststellung der Beziehung der
ägyptischen Paradiesesszene zur Adamiegende. Durch seinen
literarischen Zusammenhang und seinen formalen Charakter reprä-
sentiert das Bild das bisher fehlende Beweisstück für eine nocli
wenig beachtete Hypothese TiKKANENS* und vorher schon PiPERS^,
daß in altchristlicher Zeit ein früh verloren gegangener Bilderkreis
existiert habe, der in der Schilderung der Schöpfungs- und Sün-
denfallgeschichten durchaus vom Buche Genesis abweicht. Diese
Garbe und Lamm als Ausdruck der Strafe mit Hinblick auf Ackerbau und
Spinnen auffaßt; so die meisten; auch noch LECLERCQ in CABROLS neuem
Dichonnaü'e cFe farcAeoLgi'e c/ireit'eM7ie I p. 510 und KiRCHNER, DarsieHM/ig
des e/'SiteM AfenscAenpaares 1903 S. 31, der das Lamm als Ziege deutet und ais
Symbol der Neugier und Genäschigkeit erkiärt. — GARUCci, üio/'ia I p. 312
denkt aiierdings an die simboli solemnissimi e celebratissimi di Cristo, ohne
jedoch ihre auffallende Beziehung zu Adam und Eva erklären zu können.
1 Die Genesismosaiken in Venedig, in Ac%a üocieioU's ücicnU'a/uMm,
FcM/n'cae XVII Heisingfors, S. 347 f. und 352.
2 Augsburger Aiigemeine Zeitung 1854, Beiiage zu 307. -— Dcr äüicsic
cL'AtüAe Bi'MerA/'eis in DeMiscAe ZeüscL'i/i /är c/uAÜ. iVLsenscA. αηί/
cArisÜ. Le&c/i 1856 Nr. 19. — KerscAoZZe/ie M/u/ nMedeiYtM/ge/Miii/eiie DeMATnäZec
in TVteoZog. ütMt/i'e/i Mtiä At'iit/ceti 1861.
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Den in Aussicht gestehten Beweis für die Auffassung der
Sündenfalldarstellung im Sinne der Legende liefert nun diese Zu-
weisung insofern, als auch hier Adam und Eva mehrfach durch
den zur Seite stehenden Baum mit der Schlange charakterisiert
sind (z. B. Lateransarkophage 104, 193), während andere Sarko-
phage das gleiche kombinierende Verfahren im Gegensinne auf-
weisen (GARUcci V 314, 2, 381, 6 und ähnlich auch der Sarkophag
des Junius Bassus, GARUCci 322, 2), d. h. auch in der gewöhnlichen
Sündenfallszene finden sich links und rechts vom Baum zwischen
Adam und Eva noch das Lamm und das Garbenbündei eingefügt.
Daraus aber gewinnt man den Eindruck, daß Sündenfahszene und
Zuweisung sich nicht ais Haupttypus und Legendentypus gegen-
sätzlich gegenüber gestanden, sondern sich vielmehr der Bedeu-
tung nach nicht nur vertragen, sondern ergänzt haben. Auch das
Sündenfailbild, das wir als Voraussetzung für die beglückenden
Verheißungen der Zuweisung anzusehen haben, war von dem glei-
chen prinzipiellen Optimismus erfüllt, der in dieser Grabkunst
aus allen Bedrängten der heiiigen Geschichte Garantietypen zu
schaffen wußte für die Macht und Güte Gottes.
Und noch ein letztes für die aitchristiiche Kunstforschung
wichtiges Ergebnis folgt aus der Feststellung der Beziehung der
ägyptischen Paradiesesszene zur Adamiegende. Durch seinen
literarischen Zusammenhang und seinen formalen Charakter reprä-
sentiert das Bild das bisher fehlende Beweisstück für eine nocli
wenig beachtete Hypothese TiKKANENS* und vorher schon PiPERS^,
daß in altchristlicher Zeit ein früh verloren gegangener Bilderkreis
existiert habe, der in der Schilderung der Schöpfungs- und Sün-
denfallgeschichten durchaus vom Buche Genesis abweicht. Diese
Garbe und Lamm als Ausdruck der Strafe mit Hinblick auf Ackerbau und
Spinnen auffaßt; so die meisten; auch noch LECLERCQ in CABROLS neuem
Dichonnaü'e cFe farcAeoLgi'e c/ireit'eM7ie I p. 510 und KiRCHNER, DarsieHM/ig
des e/'SiteM AfenscAenpaares 1903 S. 31, der das Lamm als Ziege deutet und ais
Symbol der Neugier und Genäschigkeit erkiärt. — GARUCci, üio/'ia I p. 312
denkt aiierdings an die simboli solemnissimi e celebratissimi di Cristo, ohne
jedoch ihre auffallende Beziehung zu Adam und Eva erklären zu können.
1 Die Genesismosaiken in Venedig, in Ac%a üocieioU's ücicnU'a/uMm,
FcM/n'cae XVII Heisingfors, S. 347 f. und 352.
2 Augsburger Aiigemeine Zeitung 1854, Beiiage zu 307. -— Dcr äüicsic
cL'AtüAe Bi'MerA/'eis in DeMiscAe ZeüscL'i/i /är c/uAÜ. iVLsenscA. αηί/
cArisÜ. Le&c/i 1856 Nr. 19. — KerscAoZZe/ie M/u/ nMedeiYtM/ge/Miii/eiie DeMATnäZec
in TVteoZog. ütMt/i'e/i Mtiä At'iit/ceti 1861.