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L. TROJE:
Hypothese gründete sich auf die Tatsache, daß in mittelalterlichen
Miniaturenhandschriften und Mosaiken sowie auf einzelnen Werken
der Plastik sich ganze Gruppen eigentümlicher Darstellungen mit
z. T. schwer verständlichen Moti\^en finden, die nur als Überbleib-
sel verschollener alter Biiderzyklen zu erklären sind^. Da sich nun
jene befremdlichen Motive cfem Hauptbestande nach ohne weiteres
auf Ideen der Adamlegende (unter Einschluß der Hexaemeron-
Literatur) zurüc.kführen lassen, so ist durch sie der bisher nicht
nachzuweisende feste Zusammenhang eines großen Teils. dieser
späten verstreuten Zyklenspuren gegeben^.
^ In Betracht kommen hauptsächlich die vier illustrierten Oktateuche
(z^vei im AAtikan, Cod. Graec. 746 und 747; dann der Oktateuch aus der
Bibliothek des Serail, Byzanz ed. OusPENsm, Sophia 1907 und der von
Smyrna ed. HESSELiNG, Leyden 1909), ferner die vatikanische Handschrift
der Homilien Jakobs Nr.1162, — der Pariser Gregorkodex Basilius' I, Nr. 510,
9. Jahrhundert, — das Pariser Evangeliar 74, 11. Jahrhundert, — die Bibel
aus Noailles. Paris, fonds latin 6^ 11. Jahrhundert, — CADMOXs Hfeiricu/
Parup/u-ase der Bodleiana, Oxford, 10. Jahrhundert, in HrcAueo/ogL or
üii'sce//oneoM5 Tracits rc/cuü^g io ΧΧΙλ" London, — der Heptateuch
Aelfrics, Cottoniana Claudius B. IV, 11. Jahrhundert, — der englische Psal-
ter, British Museum, Nero C. IV, 12. Jahrhundert, -— die Mosaiken der Vor-
halle von S. Marko, AVnedig, von Palermo (Capella Palatina) und Monreale etc.,
s. für den größten Teil des Materials ΤικκΑΝΕΝ, TVc Gc;icsismoson'A-eK ü?. Fene&'g'.
- So vergleiche man, um hier eine Auslese von auf die Adamlegende
bezüglichen Beispielen zu geben:
Zu dem Sturz der bösen Engel (HZe^-ZcaZ ParapAruse. Pariser
Evangeliar 74) Vita 10, Schatzhöhle S. 4, Hexaemeron, TRUMPP S. 245.
ZuAdam alsHerrscherüber alle Tiere,entsprechenddemCARRAND-
schen Diptychon s. oben S. 63 Anm. 1 (Oktateuch von Smyrna 4,12 Afei/hco/
ParapArase) Slavisches Adambuch JAGic S. 18.
Zu der erstaunlichen vierbeinigen Schlange in der Gestalt
eines jungen ICamels, deren Reduzierung auf IÄopf, Hals, Wirbelsäuie
und Schwanz beim Urteilsspruch Gottes drastisch illustriert wird (alle vier
Oktateuche [in dem von Byzanz BI. XI 25 endet der lange Hals des Tieres
sogar in den Evakopf!]) Apokalypse Moses 26, Äthiop. Buch Klement.
Schriften, Bericht DiLLMANNs S. 219, Äthiop. Adambuch DiLLMANN S. 23.
(Die bizarre Vorstellung einer derartigen Wrbindung von A'ierfüßer und
Schlange wird an Darstellungen heidnisch-orientalischer Mischgestalten an-
gcknüpft haben, wie sie z. B. durch die Astrologie dem Hellenismus zugeführt,
dessen Phantasie so vielfach stark beschäftigten. Zu vergleichen wären etwa
die schlangenschwänzigen Pferde Apok. Joh. 9, 19, zu denen FR. BoLL Has
c/cr JoAaMuis S. 69 A. 4 als Paralelle einen Tierkreiskentaür im
Cod. Gasanat. 545 (s. XIV) f. 41^' anführt, der ,,in der Tat einen Schwanz
hat, der ganz wie eine aufgerichtete Schlange aussieht," u. S. 77 A. 1
noch einen zweiten in einerWiener arabischen Handschrift (Mxt 331), dessen
L. TROJE:
Hypothese gründete sich auf die Tatsache, daß in mittelalterlichen
Miniaturenhandschriften und Mosaiken sowie auf einzelnen Werken
der Plastik sich ganze Gruppen eigentümlicher Darstellungen mit
z. T. schwer verständlichen Moti\^en finden, die nur als Überbleib-
sel verschollener alter Biiderzyklen zu erklären sind^. Da sich nun
jene befremdlichen Motive cfem Hauptbestande nach ohne weiteres
auf Ideen der Adamlegende (unter Einschluß der Hexaemeron-
Literatur) zurüc.kführen lassen, so ist durch sie der bisher nicht
nachzuweisende feste Zusammenhang eines großen Teils. dieser
späten verstreuten Zyklenspuren gegeben^.
^ In Betracht kommen hauptsächlich die vier illustrierten Oktateuche
(z^vei im AAtikan, Cod. Graec. 746 und 747; dann der Oktateuch aus der
Bibliothek des Serail, Byzanz ed. OusPENsm, Sophia 1907 und der von
Smyrna ed. HESSELiNG, Leyden 1909), ferner die vatikanische Handschrift
der Homilien Jakobs Nr.1162, — der Pariser Gregorkodex Basilius' I, Nr. 510,
9. Jahrhundert, — das Pariser Evangeliar 74, 11. Jahrhundert, — die Bibel
aus Noailles. Paris, fonds latin 6^ 11. Jahrhundert, — CADMOXs Hfeiricu/
Parup/u-ase der Bodleiana, Oxford, 10. Jahrhundert, in HrcAueo/ogL or
üii'sce//oneoM5 Tracits rc/cuü^g io ΧΧΙλ" London, — der Heptateuch
Aelfrics, Cottoniana Claudius B. IV, 11. Jahrhundert, — der englische Psal-
ter, British Museum, Nero C. IV, 12. Jahrhundert, -— die Mosaiken der Vor-
halle von S. Marko, AVnedig, von Palermo (Capella Palatina) und Monreale etc.,
s. für den größten Teil des Materials ΤικκΑΝΕΝ, TVc Gc;icsismoson'A-eK ü?. Fene&'g'.
- So vergleiche man, um hier eine Auslese von auf die Adamlegende
bezüglichen Beispielen zu geben:
Zu dem Sturz der bösen Engel (HZe^-ZcaZ ParapAruse. Pariser
Evangeliar 74) Vita 10, Schatzhöhle S. 4, Hexaemeron, TRUMPP S. 245.
ZuAdam alsHerrscherüber alle Tiere,entsprechenddemCARRAND-
schen Diptychon s. oben S. 63 Anm. 1 (Oktateuch von Smyrna 4,12 Afei/hco/
ParapArase) Slavisches Adambuch JAGic S. 18.
Zu der erstaunlichen vierbeinigen Schlange in der Gestalt
eines jungen ICamels, deren Reduzierung auf IÄopf, Hals, Wirbelsäuie
und Schwanz beim Urteilsspruch Gottes drastisch illustriert wird (alle vier
Oktateuche [in dem von Byzanz BI. XI 25 endet der lange Hals des Tieres
sogar in den Evakopf!]) Apokalypse Moses 26, Äthiop. Buch Klement.
Schriften, Bericht DiLLMANNs S. 219, Äthiop. Adambuch DiLLMANN S. 23.
(Die bizarre Vorstellung einer derartigen Wrbindung von A'ierfüßer und
Schlange wird an Darstellungen heidnisch-orientalischer Mischgestalten an-
gcknüpft haben, wie sie z. B. durch die Astrologie dem Hellenismus zugeführt,
dessen Phantasie so vielfach stark beschäftigten. Zu vergleichen wären etwa
die schlangenschwänzigen Pferde Apok. Joh. 9, 19, zu denen FR. BoLL Has
c/cr JoAaMuis S. 69 A. 4 als Paralelle einen Tierkreiskentaür im
Cod. Gasanat. 545 (s. XIV) f. 41^' anführt, der ,,in der Tat einen Schwanz
hat, der ganz wie eine aufgerichtete Schlange aussieht," u. S. 77 A. 1
noch einen zweiten in einerWiener arabischen Handschrift (Mxt 331), dessen