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Troje, Luise; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1916, 17. Abhandlung): Adam und Zoe: eine Szene der altchristlichen Kunst in ihrem religionsgeschichtlichen Zusammenhange — Heidelberg, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.34088#0071
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ΑΔΑΜ und ΖΩΗ.

71

II.
Ist somit der Vorstellungskreis gegeben, in welchem die
Paradiesesszene von EI Bagauät ihre bestimmte Stelle hat, und
zugleich ein Einblick gewonnen in die zwischen Altem und Neuem
vermittelnde Ideenwelt des volkstümlichen Christentums auf helle-
nistischem Boden, welche der Adamauffassung der ersten Jahr-
hunderte ein so eigenartiges Gepräge in Literatur und Kunst gibt,
so ist doch damit die gestellte Aufgabe noch nicht bis zu Ende
gelöst. Jenes Bild in der Oase enthielt noch eine weitere Eigen-
tümlichkeit, zu deren Erklärung wenigstens der Versuch gemacht
werden muß, clie Meinung der koptischen Grabkunst, resp. ihrer
Vorlage, selber einzuholen, nämlich die singuläre Benennung
Evas als Ζωή, Leben. Wrausgesetzt, daß die Inschrift gleichzei-
tig mit der Malerei entstanden ist — und ein Zweifel daran scheint
nicht berechtigt —, könnte sie mitsamt dem Bildtypus aus der
hellenistischen Vorlage herübergenommen sein; aber aus dem ge-
danklichen Zusammenhang, der uns bisher beschäftigt hat, ist
eine befriedigende Erklärung dafür nicht zu erbringen.
Nun wird zwar Eva schon in der Septuaginta (Gen. 3, 20)
— vermeintlich in Übersetzung des hebräischen Wortes liawä —
Ζωή genannt, mit der Erklärung, ,,weil sie eine Mutter aller Leben-
den ist"\ aber von dieser Benennung, die einen rein etymologischen
i Zu dem etwas Yerwickelten Sachverhalt A'gl. H. GREssMANN, diyiAc-
Hesic tn dcr Hay'aAeeese/'jsa'MMng, Archiv für Religionswiss. X S. 359ff.
Danach ist hawä (Eva) etymologisch nicht als Leben — Leben heißt hajjä
— sondem als Schlange zu erklären, und der Hinweis auf die Bezeichnung
,,Mutter aller Lebenden" als Erklärung für den Namen hawä ist daher rein
willkürlich. — Die Bezeichnung ,,Mutter alles Lebendigen" (man beachte den
Unterschied) ist aber vermutlich ein alter Beiname der Eva als einstiger
chthonischer Gottheit und -ρωτογόνος Γη μήτηρ. uncl insofern, als den Unter-
weltsgottheiten Schlangengestalt zukommt, würde allerdings die Bezeichnung
,,Mutter alles Lebendigen" indirekt doch auf das hebräische hawä (Schlange)
passen. — Es scheint nun, als sei es der Septuaginta um die Verdrängung
des Begriffs Schlange in dem Namen des ersten Weibes zu tun gewesen. Daher
leitet sie mit dem ihr gelegen kommenden Beinamen Evas, ,,Mutter alles
Lebendigen" über zu der Vorstellung von Eva als der Mutter der Menschheit,
indem sie dem Wort hawä den Sinn des ähnlich lautenden hajjä (Leben)
substituiert, als läge dem Rufnamen hawä (Eva) bereits die Bedeutung
,,Leben" zu Grunde. χκί έχοί/νεσε'/ "Α§άμ τό ονομκ τής γυνκίχός κύτοΰ ζωή, δτί
μήτηρ π&'/των τών ζώντων (LXX 3, 20). Das Wort Ζωή ist also nur das durch
unzuverlässige Deutung gewonnene Verbindungsglied zwischen dem eigent-
lichen Namen Eva und ihrer zweiten mythischen Bezeichnung.
 
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