Metadaten

Troje, Luise; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1916, 17. Abhandlung): Adam und Zoe: eine Szene der altchristlichen Kunst in ihrem religionsgeschichtlichen Zusammenhange — Heidelberg, 1916

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.34088#0072
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
72

L. TROJE:

Gharakter trägt, wird weder im Alten noch im Neuen Testament
weiterhin Gebrauch gemacht. Auch in der kirchlichen Literatur
kehrt das Wort Ζωή in Begleitung derseiben Erklärung und ge-
iegentlich auch noch einer zweiten vermeintkchen Wortübersetzung
des Namens Eva, augenscheinlich als dessen übliches Anhängsel,
wieder: so sagt der Bischof Melito v. Sardes (2. Jahrhundert),
nachdem er erst Adam mit einer Deutung auf Ghristus und die
Kirche versehen hat, von Eva: Eva, vita, sive calamitas, Eccle-
siam significans, quae mater est omnium viventium^. Aber wie
bereits in der Septuaginta der Nachdruck offenbar auf der Be-
zeichnung' ,,Mutter aller Lebenden" iiegt, und das MMrt Ζωή nur
zu ihr überleiteD, so hat auch für Mefito der Beiname vita nur den
Wert, die Formel ,,Mutter aller Lebenden" auf die Kirche zu
übertragen.
Sogar ein Zeugnis aus der koptischen Literatur liegt vor.
In dem Fragment der gnostischen Bartholomäusapokalypse (ed.
HARNACK und ScHMiDT S. 1045ff.) sieht im HimmeLder Brophet
,,Eva, geschmückt mit dem Schmucke des Geistes; der Geist der
Jungfrauen lobpries sie in der Sprache der Himmlischen, indem
man ihren Namen Leben, Mutter aller Lebendigen, nannte." Da
dieses Fragment zudem einige nahe Berührungspunkte mit der
Apokalypse Moses aufweist, so könnte man die Inschrift in E1
Bagauät durch diese Belegstelle für hinreichend begründet und
eine weitere Untersuchung für überflüssig halten^; eine Erklärung
^ PiTRA, CJapL, dyücdeg. so^csm. Ill 301. S. für calamitas als zweite
Worterklärung des Namens Eva F. WuTZ, CüuwMzsn'ca sacra, Leipzig 1914
S. 363.
s Auch aus einer alten jüdischen Quelle, dem II. Henoch 30, ,,und ich
nahm sein letztes Wort (Buchstaben) und nannte ihr den Namen 'Mutter',
das heißt 'Eva'. . ." geht hervor, daß dem Begriff Leben hier zunächst keine
besondere Bedeutung zukam. Genau so willkürlich folgert noch das Hexaeme-
ron, TRUMPP S. 253, ,,und Adam nannte sein Weib 'Eva', was nach seiner
Übersetzung Mutter aller Lebendigen ist." Hierzu verweist Herr Professor
BEzoLD auf den Sprachgebrauch im Äthiopischen, daß der Ausdruck cgnääx
cmiKa-Ae/'än, wörtlich ,,Nachkommenschaft der Mutter des Lebendigen" ganz
regelrecht für κν&ρωπος oder άνήρ verwendet wird (DiLLMANN, col. 803), sowie
auch darauf, daß der erste König der äthiopischen Königslisten ,,Schlange"
heißt.
s D. AiNALOw, der einzige Archäologe, der sich über die Inschrift äußert,
läßt sich denn auch an der Tatsache genügen, daß ,,der Name Evas in der
Form erscheint, wie er in der Septuaginta gebraucht wird." (Βυζ<χντί.νά
χρονί,χά S. 168.)
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften