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Troje, Luise; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1916, 17. Abhandlung): Adam und Zoe: eine Szene der altchristlichen Kunst in ihrem religionsgeschichtlichen Zusammenhange — Heidelberg, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.34088#0074
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74

L. TROJE:

in ein neues, fern abliegendes Vorstellungsgebiet, und die erste
Aufgabe wird sein, nachzuweisen, daß dieses überhaupt für das
an der Legendenbildung beteiligte frühe Ghristentum, event.
auch für das Judentum als Einffußfaktor in Betracht kommen
kann. Dann erst läßt sich die Frage stelfen und — da man an der
Tendenz der Adamfegende ein gewisses Kriterium bereits in Händen
hat — auch entscheiden, ob und in wefcher Form eine Beeinflus-
sung von dorther ganz im besonderen für die Eva der apokryphen
Literatur, resp. der volkstümlichen Kunst, denkbar ist.

Das Wort Ζωή (Leben) ist zwar griechisch, die außerordentliche
Bedeutung aber, die ihm im Hellenismus durch seine Beziehung
zum Jenseits zukommt, hat es nicht aus dem griechischen Sprach-
gebrauch mitgebracht, sondern in Ägypten erworben. Ägypten ist
das Land, in dem der Begriff ,,Leben" afs das unbedingt höchste
Gut von jeher eine besonders hervortretende Roffe in der Termino-
fogie gespielt hat. In seiner formelhaften Verbindung mit Heif
oder Glück, Kraft, Dauer, lauter göttlichen Wesenseigenschaften,
die miteinander abwechseln, während Leben nie fehft und stets
voransteht, spricht sich diese uralte Höchstbewertung deutlich aus.
Neben dem Szepter, der Hieroglyphe für Glück ( ?), ist es das
Lebenszeichen (das ,,HenkeIkreuz", die Hieroglyphe für Leben), das
den ägyptischen Gott als solchen charakterisiert, denn nur das
göttliche unversiegliche Leben ist gemeint. Als höchste Gottes-
gabe reicht auf der Stele der Osirismysterien in Abydos der Gott
dem König (Sesostris III.) die beiden Hieroglyphen ,,Leben" und
,,GIück". (G. BoEDER, V7ÄM7Z&7T, Z777' Hek'gm77 77^e77 Ä^7/p/677,
1915, S. 28.) ,,Ich versehe deine Gfieder mit Leben und Glück"
spricht Ptah zu Ramses II. (BoEDER S. 161). — Dabei scheint
das Leben aufgefaßt in der fast magischen Bedeutung einer über-
natürlichen positiven Kraft, der die Kontinuität eignet, und die
übertragbar ist^. Daher die Ausdrücke ,,Leben heischen", ,,Leben
i Vgl. Jon.LiNDBLOM, 1914 8. 91: ,,dasgöttliche Leben
ist eine Art von Energie . . . es ist als eine von Energie erfüllte Substantialität
g'edacht," cf. G. P. WETTER, 1915 S. 33 Anm. 1. Den Hinweis auf die
WETTERschen Schriften danke ich Herrn Prof. REiTZENSTEiN. —Tür die wenig-
stens in der ägyptischen Spätzeit grobsinnliche Auffassung der Übertragbarkeit
göttlicher Kräfte, ein Motiv, das dann in der hellenistischen Religiosität eine
so starke Rolle spielt, scheint die charakteristische viermalige Ausrüstung
 
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