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Troje, Luise; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1916, 17. Abhandlung): Adam und Zoe: eine Szene der altchristlichen Kunst in ihrem religionsgeschichtlichen Zusammenhange — Heidelberg, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.34088#0078
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78

L. TROJE:

die Adamliteratur mit dieser sethianischen Lehre Fühlung hatte^,
begreift man nun leicht, daß auf Seths bloßes Machtwort hin das
böse Tier sofort weicht, wie auf einen Befehl Christi Krankheiten
und Dämonen.
Ägyptische Motive finden sich ferner in der Geburtsschilderung
Kains. Die Vita (21) erzählt, daß sich zwölf Engel und zwei Kräfte
samt Michael der Eva zur Rechten und zur Linken stellen, ,,und
sie gebar einen Sohn, der war lichtvoh. Und alsbald stand das
Kind auf und brachte in seinen Händen einen Halm und gab ihn
seiner MutteU, und es erhielt den Namen Kain." Die gleicheVor-
^ Für den Beweis s. R. WüNscH 8. 105 und Epiph. 39, 3f., wonach
die jüngere Legendenfassung der ,,Kinder Gottes" (Genes. 6, 2 ; *vgl. oben 8. 38
Anm. 1) als Söhne Seths auf eine sethianische Schrift zurückgeht; wie auch
bei den Sethianern früh schon άποκκλύψζίς ποΰ Ά3άμ im Gebrauch waren
(Epiph. Aaer. 26, 8). — Im äthiopischen Buch Klementinischer Schrif.ten
(BI. 12b) wird Seth ,,der größte alier Namen" genannt.
2 Auffallende physische Entwicklung und geistige Frühreife sind bei
Kindern das Zeichen göttlicher Abstammung und im Helienismus \delfach
auch besonderer göttlicher Bestimmung. So geht der kleine Moses gleich
am ersten Tage auf seinen Füßen (EisENMEKGER I S. 859, 'vgl. auch Sche-
moth rabba 1 und Philo Fda äios. I 18 und 21); der kleine Noah öffnet sofort
nach seiner Geburt den Mund und betet Gott an (I. Henoch 106,3; hier
findet W. BoussET, & jMc/eniJ S. 559 Anklänge an d. Sage von Zara-
thustras Geburt); den kleinen Si-usire hält man für zwei Jahre, als er ein
Jahr alt ist und mit zwölf JahrenübertriffterjedenSchreiberundMagierim
Lesen der Zaubersprüche (MASPERo, Comiec popMfoücH p. 157, 163). Auch
der kleine Hermes im Epyllion des Eratosthenes gehöi't hierher. Zugrunde
liegt diesen hellenistischen Kindergestalten -— neben orientalischen Einflüssen
cf. HENNECKE, Ηρολν. S. 65 -—- vielfach die Vorstellung Amm Sonnenkinde
Horus, die dem ägyptischen Yolke so teuer war und so reichen Ausdruck in
der darstellenden Kunst gefunden hat (W. WEHER, Tgypi.-gvüec/?. Ter/'o-
/coMcn I Taf. IV—XV und II S. 52ff.). — Daß der kleine Kain unmittelbar
nach seiner Geburt aufsteht und den Halm liolt für seine Mutter, entspricht
völiig diesem hellenistischen Typus vom göttlichen Wunderkinde, bedeutet
damit also indirekt einen weiteren Beweis füi' die Orundvorstellung von der
Göttlichkeit Adams. -— Das Halmmotiv kann zunächst als Argument für die
Annahme eines hebräischen Urtextes der Aüta dienen, welche den Namen
Kain mit der zweiten Wortbedeutung von Halm, Ahre (vgl.
Genes. 41,5,21) zusammenstellt und damit wohl auf den künftigen Ackers-
mann hinweisen will — es bleibt indes unklar, warum der Halm der Mutter
gebracht wird. (Sollte hier eine Reminiszenz an dieHorusmutter Isis vorlie-
gen, der sowohl in ihrer Eigenschaft als Stadtgöttin von Alexandria wie als
Gestirngottheit die Ähre als Attribut zukommt ? oder etwa ein volkstümlicher
Brauch, ähnlich wieihn E. LiTTMANN beschreibt, J^crncncagen nncf zig/ro/og/.sc/?cs
UMs AVrc/aAcscy/i/c?/, Hrc/n /är ReZ. 11, 1908 S. 314, nach welchem an das
 
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