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Troje, Luise; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1916, 17. Abhandlung): Adam und Zoe: eine Szene der altchristlichen Kunst in ihrem religionsgeschichtlichen Zusammenhange — Heidelberg, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.34088#0079
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AAAMundZQH.

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stellung von der göttlichen Geburtshilfe kannte die ägyptiscbe
Sage. In der altberühmten Geburtsgeschichte der drei Sonnenkönige
stellen sich die Geburtsgöttinnen Isis, Nephthys, Meschenet und
Heket vor und hinter die sterbliche Gemahlin des Sonnengottes
und geben dann jedem der drei ungewöhnlich großen goidfarbenen
Kinder einen bedeutsamen Namen. Auffallend ist hier in der
Vita das für Kain so widersinnige Attribut ,,Iichtvoll". (In einer
der Handschriften der Apokalypse Moses begegnet statt dessen
das Wort Adiaphotos, der Lichtlose.) Schon diese Bezeichnung
beweist, daß die ganze Stelle einem Yorstellungskreise, in welchem
Lichtgottheiten goldfarbene^- Menschenkinder zeugen, näher steht
als dem Genesisbericht, der für den verworfenen Brudermörder
nur mißbilligende Kritik bereit hält. Die befriedigende Erklärung
aber sei einem anderen Zusammenhang weiter unten vorbehalten.
Sodann gehört hierher die befremdliche Vorstellung λωη der
Reinigung Adams nach seinem Tode. Als die feierliche k^erzeihung
Gottes erfolgt und verkündet war, ,,raffte einer der Seraphe den
Adam auf und entführte ihn zum acherontischen See, wusch ihn
dreimal ab und brachte ihn dann vor Gottes Angesicht'A Das
Wort acherontischer See ist natürlich griechischer Herkunft und
Ausrupfen der Halme durch Kinder und ihr Überreichen an die Eltern sich
eine Art Fruchtbarheitszauber knüpft?)
^ Goldfarbigkeit war — wohi vornehmiich bedingt durch die alte sehr
massive Vorsteliung der Ägypter — im Heilenismus aligemein das Erkennungs-
zeichen für die Abstammung von Sonnengöttern. Vgl- den Mythus vom
alternden Re ,,dessen Glieder Gold waren" (ERMAx, Tgypt. Ae/. S. 36),
den Lobpreis Amons am Tempel zu Hib ,,der da ist Re ... dessen Haut wie
Goid ist" (BRucscn, Refse S.27), den Hymnus des Ani an Osiris (G. RöDER,
Vr/cunden zur Reü'giou r/es aüeu Ägypiieus S. 27) du bist es ... der
Glieder von Gold, einen Kopf von Lapislazuli und eine Krone \mn Malachit
hat" und die Worte des Ptah an Ramses II (RoEDER S. 160) ,,ic.h habe
dich zum König der Ewigkeit und zum immerwährenden dauernden Herr-
scher eingesetzt. Ich habe deinen Leib aus Gold gebildet und deine Knochen
aus Kupfer und deine Glieder aus Eisen." Von hier aus erklärt sich die
Legende vom goldenen Schenkel des Pythagoras (Jamblich, eüu 19, 28,
Lukian, M/e^aui/ros H5ouMiteIc/ios 40). Noch in der koptischen Legende von
der heiligenEuphemia gleichen die Beine desErzengelsMichael geschmolzenem
Kupfer (AMELiNEAU I p. 44sq. s. auch p. 113.)
2 Apo'k. Mos. 37 ; eine Erinnerung daran bewahrt noch das äthiop. Adam-
buch DiLLMANN S. 13; vgl. dazu den arab. Text ed. TuuMpp, MDumd/. c/.
Ruyer. GeseMscA. cf. IFi'sseuscA. XX 1881 S. 1 Anm. 1, welcher hier statt (wie
bei DiLLMANN) ,,Meer" noch der Apokalypse Moses entsprechend ein Wort
setzt, das ,,See", ,,Teich" bedeutet.
 
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