L. TROJE:
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wird durch orphische Kanäle eingedrungen sein^. Die Vorsteliung
selbst jedoc.h hat so nahe Parallelen in ägyptischen Texten, daß
i So spricht von den ,,weiten Wogen des ewigen acherusischen tiefbogigen
Sees" das 2. christl. Sibyllinenbuch 338, fürwelches A. DiETERicH orphischen
Einfluß nachgewiesen hat (tVeA'yia S. 183ff.). Für die Verbreitung der Vor-
stellung in Ägypten s. den Zauberpapyrus Par. 1459 bei R. WüNSCH,
7no7n'acG!, Arc/:. /ώ:' Ac/:'g:'o/:spc:'ss. 1900 S. 18 und fiir die Lokalisierung des
acherontischen Sees daselbst Diodor 1, 96 ,,unter der Wiese, wo die Wohnung
der Abgeschiedenen sei, denke — nach Orpheus — Homer die Gegend um
den See Acherusia, in der Nähe von Memphis". Für diese Diodorstelle nimmt
DiETERicn direkt ein verlorenes orphisches Hadesbuch als Quelle an (Ac/fy:'a
S. 186). —- Im Gefolge orphischer Hadesvorstellungen begegnet der acheron-
tische See auch in der attischen Literatur (Plato, ΡΑα/ο/οτ: c. 61 u. 62, Aristo-
phanes, FV-öscAe v. 137 und 182, Euripides, AZ/fesAs v. 444 usw.), aber die
Vorstellung der Seelenreinigung ist nui' Ρ/ία:'άοτ: c. 62 und auch dort nur unbe-
stimmt damit verbunden; sie findet sich indes, aber bezogen auf den Fluß
Acheron in dem orph. Fragment 154 der χ<χτάβκσ:ς είς "A:Sou, wo die Seelen
έο τω 'Αχέροντι χκ&κίροντοκ (A^eAp:A S. 154f.). Offen bliebe clemnach die
Frage, ob die Lokalisierung des acherontischen Sees in Ägypten (für Grie-
chenland s. diesbezüglich RonDE, PsyeAe^ S. 199 A. 2) die Verschmelzung
einer ursprünglich orphischen Vorstellung von der Seelenreinigung im Acheron
und der gleichen ägyptischen Vorstellung in bezug auf ägyptische heilige
Seen bedeutet, oder ob die orphische Wrstellung überhaupt auf die ägypti-
sche zurückgeht. — AIs griechisch-ägyptischei'Einschlag ist der acherusische
See dann in die hellenistischen Tierkreisvorstellungen eingedrungen, wo ei'
im Sternbild der Wage seine Stelle hat (BoLL, ^ρΑά'τ-α S. 19, 28, 48, 173,
517 f.). —- Eine genaue Parallele zui' Apokalypse Moses bietet die Apok.
Pauli 22 (TiscnENDORFF, Apoc. apoc/-. p. 51) und eine zweite finde
ich nachträglich bei F. HAASE, Zuc AeAO7:s^7'MAi:o7: dec Ao7-i/:o/o7?:äMscoa7:-
ge/:::77:s, Zehsc/::-. /:':τ- c/:e 7:e::iesi:i7?:e7:iZ:'c/:e IF/sseTiscAaA 1915/16 S. 98. Aus
einem koptischen Bartholomäusfragment, ed. BuD&E, Copi:'c Apoc/'yp/iet :7?
i/:e dih/eci o/ Dppe?- Agypi 1913 p. 207ff. führt HAASE den Bericht des von
den Toten wiederauferweckten Siophanes an; dei' Erzengel Michael habe ihn
an den SeeAcherusiageführt, ihn dreimal inseineGewässereingetaucht und
dann in den Himmel geleitet. F. HAASE bezeichnet die Stelle als klassisches
Beispiel für den Einfluß der altägyptischen Religion und bemerkt dazu S. 112
,,das Totenbuch enthält mehrere Anspielungen auf den See." -— Später wird
christlicherseits das Wort acherontisch als anstößig empfunden und in der
Legende gegen das zeitgemäße άχείροποίητος (nicht mit Händen gemacht,
Werk Übei'irdischer) vertauscht, s. d. armenische Leben Adams und Evas,
PREUscnEN S. 186. Zum Beweise, daß man sich auch in diesen armenischen
Stücken ausdrücklichei' Wrwahrung resp. Polemik gegen das Heidentum zu
versehen hat, daß es sich also auch hiei' kaum um ein Mißverstehen odei' eine
etymologische Spielerei, sondern um Mißbilligung des Wortes gehandelt
haben Avii'd, sei noch eine Stelle aus dem 6. Stück erwähnt (PREUSCHEN S. 200),
wo in dem Gehaben der verdei'bten Töchter Kains ganz deutlich der Kybele-
und Dionysoskult an den Pranger gestellt wird, ,,und so geschmückt gingen
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wird durch orphische Kanäle eingedrungen sein^. Die Vorsteliung
selbst jedoc.h hat so nahe Parallelen in ägyptischen Texten, daß
i So spricht von den ,,weiten Wogen des ewigen acherusischen tiefbogigen
Sees" das 2. christl. Sibyllinenbuch 338, fürwelches A. DiETERicH orphischen
Einfluß nachgewiesen hat (tVeA'yia S. 183ff.). Für die Verbreitung der Vor-
stellung in Ägypten s. den Zauberpapyrus Par. 1459 bei R. WüNSCH,
7no7n'acG!, Arc/:. /ώ:' Ac/:'g:'o/:spc:'ss. 1900 S. 18 und fiir die Lokalisierung des
acherontischen Sees daselbst Diodor 1, 96 ,,unter der Wiese, wo die Wohnung
der Abgeschiedenen sei, denke — nach Orpheus — Homer die Gegend um
den See Acherusia, in der Nähe von Memphis". Für diese Diodorstelle nimmt
DiETERicn direkt ein verlorenes orphisches Hadesbuch als Quelle an (Ac/fy:'a
S. 186). —- Im Gefolge orphischer Hadesvorstellungen begegnet der acheron-
tische See auch in der attischen Literatur (Plato, ΡΑα/ο/οτ: c. 61 u. 62, Aristo-
phanes, FV-öscAe v. 137 und 182, Euripides, AZ/fesAs v. 444 usw.), aber die
Vorstellung der Seelenreinigung ist nui' Ρ/ία:'άοτ: c. 62 und auch dort nur unbe-
stimmt damit verbunden; sie findet sich indes, aber bezogen auf den Fluß
Acheron in dem orph. Fragment 154 der χ<χτάβκσ:ς είς "A:Sou, wo die Seelen
έο τω 'Αχέροντι χκ&κίροντοκ (A^eAp:A S. 154f.). Offen bliebe clemnach die
Frage, ob die Lokalisierung des acherontischen Sees in Ägypten (für Grie-
chenland s. diesbezüglich RonDE, PsyeAe^ S. 199 A. 2) die Verschmelzung
einer ursprünglich orphischen Vorstellung von der Seelenreinigung im Acheron
und der gleichen ägyptischen Vorstellung in bezug auf ägyptische heilige
Seen bedeutet, oder ob die orphische Wrstellung überhaupt auf die ägypti-
sche zurückgeht. — AIs griechisch-ägyptischei'Einschlag ist der acherusische
See dann in die hellenistischen Tierkreisvorstellungen eingedrungen, wo ei'
im Sternbild der Wage seine Stelle hat (BoLL, ^ρΑά'τ-α S. 19, 28, 48, 173,
517 f.). —- Eine genaue Parallele zui' Apokalypse Moses bietet die Apok.
Pauli 22 (TiscnENDORFF, Apoc. apoc/-. p. 51) und eine zweite finde
ich nachträglich bei F. HAASE, Zuc AeAO7:s^7'MAi:o7: dec Ao7-i/:o/o7?:äMscoa7:-
ge/:::77:s, Zehsc/::-. /:':τ- c/:e 7:e::iesi:i7?:e7:iZ:'c/:e IF/sseTiscAaA 1915/16 S. 98. Aus
einem koptischen Bartholomäusfragment, ed. BuD&E, Copi:'c Apoc/'yp/iet :7?
i/:e dih/eci o/ Dppe?- Agypi 1913 p. 207ff. führt HAASE den Bericht des von
den Toten wiederauferweckten Siophanes an; dei' Erzengel Michael habe ihn
an den SeeAcherusiageführt, ihn dreimal inseineGewässereingetaucht und
dann in den Himmel geleitet. F. HAASE bezeichnet die Stelle als klassisches
Beispiel für den Einfluß der altägyptischen Religion und bemerkt dazu S. 112
,,das Totenbuch enthält mehrere Anspielungen auf den See." -— Später wird
christlicherseits das Wort acherontisch als anstößig empfunden und in der
Legende gegen das zeitgemäße άχείροποίητος (nicht mit Händen gemacht,
Werk Übei'irdischer) vertauscht, s. d. armenische Leben Adams und Evas,
PREUscnEN S. 186. Zum Beweise, daß man sich auch in diesen armenischen
Stücken ausdrücklichei' Wrwahrung resp. Polemik gegen das Heidentum zu
versehen hat, daß es sich also auch hiei' kaum um ein Mißverstehen odei' eine
etymologische Spielerei, sondern um Mißbilligung des Wortes gehandelt
haben Avii'd, sei noch eine Stelle aus dem 6. Stück erwähnt (PREUSCHEN S. 200),
wo in dem Gehaben der verdei'bten Töchter Kains ganz deutlich der Kybele-
und Dionysoskult an den Pranger gestellt wird, ,,und so geschmückt gingen