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L. TnojE:
Auch die hefremdliche Vorstehung, daß der tote Adam zu sprechen
vermag, sowie auch die anderen Leichname in der Schatzhöhle
redend von ihm Abschied nehmen, hängt mit ägyptischem Denken
und der Lehre vom Ka zusammen, dem schattenhaften Doppel-
gänger des Menschen, der, vom Tode nicht mitbetroffen, ein be-
wußtes Leben nicht nur weiterführt, sondern auch zeitweilig dem
ihm zugehörigen Körper wieder mitzuteilen vermagL
Als kleine Kuriosität wäre hier noch der Nachweis einzureihen,
daß auch die merkwürdig bestimmte Vorstellung R. Hosayas des
Äiteren von der ,,wie ein Rohr aufrecht auf Füßen stehenden
zweigehörnten Schlange''(s-obenS.36Anm.2), die freilichnicht in
die Adamiegende eingedrungen ist, sich vom ägyptischenTotenbuch
^ herleiten läßt. Im Kapitel 163 des Totenbuches^ trifft der
Tote auf seiner Wanderung zum Jenseits eine Schiange auf
zwei hochgestelzten Beinen, die ais echt ägyptisclien Kopf-
schmuck die von zwei Hörnern umgebene Scheibe trägt (siche
Abbildung).
Und schließlicb sei noch des geheimnisvollen Öls gedacht,
welches Eva und Seth (Vita 36) auf Verlangen des sterbenden
Adam für diesen aus dem Paradiese erfiehen: ,,Vielleicht erbarmt
sich Gott und sendet seinen Engel hinüber zum Baum seiner
Barmherzigkeit, aus dem das Lebensöl fließt und gibt euch etwas
davon, daß ihr mich damit salbt und ich Ruhe habe vor den
Schmerzen, die mich verzehren." Dieser Bericht, den die Apo-
kalypse Moses (9) und das slavische Adambuch (11 und 12) ähn-
lich bringen, ist nicht ganz klar. Vorausgesetzt wird, daß sich im
Paradiese ein Baum mit wunderbaren Kräften befindet-, der der
Baurn der Barmherzigkeit genannt wird; das Ö1 aber, das aus ihm
fließt, heißt Ö1 des Lebens. Adam begehrt nach dem Ö1 offenbar
seiner Schmerzen wegen; er verlangt darnach wie nach einem
Arzneimittel; der Bescheid Michaels an Seth aber lautet: ,,Mühe
dich nicht ab mit Bitten und Beten . . . es (das Öl) wird dir ddch
1 Athiop. Adambuc.h, DiLLMANN S. 90 und 103; aber auch in der Apo-
kalypse Moses antwortet Adams Leichnam auf den Ruf Gottes hin aus der
Erde: hier bin ich, Herr. Zum Yergleich diene das Abenteuer Setne Chamoi's'
(MASPERo, CoTiies p. 128sq.), wo der tote Neneferkeptah und der Ka seines
nicht dort bestatteten Weibes mit dem in das Grab eindringenden Setne
reden und verkehren wie Lebende, s. auch AinELiNBAU I p. 99.
2 NAViLLE, .P/'ocee&hgs o/ ^e Socfeiy o/ Pi&ü'ca:f ArcAoeofogy XXV
1903 p. 343.
L. TnojE:
Auch die hefremdliche Vorstehung, daß der tote Adam zu sprechen
vermag, sowie auch die anderen Leichname in der Schatzhöhle
redend von ihm Abschied nehmen, hängt mit ägyptischem Denken
und der Lehre vom Ka zusammen, dem schattenhaften Doppel-
gänger des Menschen, der, vom Tode nicht mitbetroffen, ein be-
wußtes Leben nicht nur weiterführt, sondern auch zeitweilig dem
ihm zugehörigen Körper wieder mitzuteilen vermagL
Als kleine Kuriosität wäre hier noch der Nachweis einzureihen,
daß auch die merkwürdig bestimmte Vorstellung R. Hosayas des
Äiteren von der ,,wie ein Rohr aufrecht auf Füßen stehenden
zweigehörnten Schlange''(s-obenS.36Anm.2), die freilichnicht in
die Adamiegende eingedrungen ist, sich vom ägyptischenTotenbuch
^ herleiten läßt. Im Kapitel 163 des Totenbuches^ trifft der
Tote auf seiner Wanderung zum Jenseits eine Schiange auf
zwei hochgestelzten Beinen, die ais echt ägyptisclien Kopf-
schmuck die von zwei Hörnern umgebene Scheibe trägt (siche
Abbildung).
Und schließlicb sei noch des geheimnisvollen Öls gedacht,
welches Eva und Seth (Vita 36) auf Verlangen des sterbenden
Adam für diesen aus dem Paradiese erfiehen: ,,Vielleicht erbarmt
sich Gott und sendet seinen Engel hinüber zum Baum seiner
Barmherzigkeit, aus dem das Lebensöl fließt und gibt euch etwas
davon, daß ihr mich damit salbt und ich Ruhe habe vor den
Schmerzen, die mich verzehren." Dieser Bericht, den die Apo-
kalypse Moses (9) und das slavische Adambuch (11 und 12) ähn-
lich bringen, ist nicht ganz klar. Vorausgesetzt wird, daß sich im
Paradiese ein Baum mit wunderbaren Kräften befindet-, der der
Baurn der Barmherzigkeit genannt wird; das Ö1 aber, das aus ihm
fließt, heißt Ö1 des Lebens. Adam begehrt nach dem Ö1 offenbar
seiner Schmerzen wegen; er verlangt darnach wie nach einem
Arzneimittel; der Bescheid Michaels an Seth aber lautet: ,,Mühe
dich nicht ab mit Bitten und Beten . . . es (das Öl) wird dir ddch
1 Athiop. Adambuc.h, DiLLMANN S. 90 und 103; aber auch in der Apo-
kalypse Moses antwortet Adams Leichnam auf den Ruf Gottes hin aus der
Erde: hier bin ich, Herr. Zum Yergleich diene das Abenteuer Setne Chamoi's'
(MASPERo, CoTiies p. 128sq.), wo der tote Neneferkeptah und der Ka seines
nicht dort bestatteten Weibes mit dem in das Grab eindringenden Setne
reden und verkehren wie Lebende, s. auch AinELiNBAU I p. 99.
2 NAViLLE, .P/'ocee&hgs o/ ^e Socfeiy o/ Pi&ü'ca:f ArcAoeofogy XXV
1903 p. 343.