Drei merkwürdige künstlerische Anregungen bei Runge, Manet, Goya. 19
Diemächtigen Schenkel sindbeidesfahs fast imgleichen Winkel ange-
zogen, vor allem aber gleichermaßen überschnitten,
beide Gestalten kauern vornüber, stützen mit dem rechten Arm
die Last des Oberkörpers schwer aufs Ivnie. Die wuchtige Schulter
ist Angelpunkt der Gestalt bei Goya wie bei Brueghel und bei
beiden ist das Haupt des Riesen mit plötzbchem, fast knackendem
Ruck berausgedreht, als mächtige, finstere Krönung der ganzen
bedrohlichen Gestalt.
Doch in dem ersten Zustand der Pfatte sah Goyas
Riese wesentlich anders aus. Deutlich stehengebhehene Penti-
menti zeigen uns den früheren Umriß der Gestalt noch an. Sehr
treffend bemerkt LoGA, daß der Riese ,,ursprünglich mehr nach
links gerückt, mehr zusammengekauert und vornüber-
geneigter gesessen war", als auf der endgültigen Fassung.
Dieser frühere Zustand entfremdet demnach Goyas Figur der des
Faustkämpfers noch mehr, dem Riesen Brueghels dagegen wird
sie in Art und Haltung desto näher gerückt. In solchem Zusammen-
hang scheintmir der ,,Reuezug" — um mich des Goetheschen Aus-
drucks zu bedienen —, der sich von dem Kopf des Riesen zu dem
rechten EHenbogen deutlich sichtbar zieht, von besonderer Bedeu-
tung zu sein und ich frage mich, ob in diesem Falle LoGvs Inter-
pretation, daß der Kopf des Riesen ursprünglich in die Hand ge-
stütztwar, ganz das Richtigetrifft. KannmansichdemGecIanken
befreunden, daß Brueghel wirklich der Anreger zu Goyas Blatte
war, dürfte man es als denkbar gelten lassen, daß die ursprüng-
liche Gestalt von Goyas ,,Riesen" auch die charakteristischste
Form von Brueghels Figur aufzeigte: Die jäh abstürzende Schul-
ter, von der aus der Arm fast senkrecht auf das Knie stößt. Die
weiße Lage um clie Kopfsilhouette des ,,Riesen" deutete dann
nur auf eine weitere Verschiebung des Hauptes nach links.
Freilich, es sind auch Unterschiede da, zwischen Brueghels
und Goyas ,,Riesen". Der Dukatenmann ist bekleidet, Goyas
Titan nackt. Brueghels Figur ist massiger, mehr sackig in der
Proportion und vor allem, sie ist mehr zusammengebogen. Dies
der Rahmung wegen. Goya aber rechnete mit dem Rechteck, und
was die Frankfurter Stecher nicht bedachten, hat er geleistet
- wollen wir überzeugt sein, daß eine Abhängigkeit des spanischen
Malers von Brueghel tatsächlich besteht. — Er streckte clie Gestalt,
reckte sie auf, daß sie als Bewegungsmotiv mit ungeheurer Wucht
emporstrebt, diagonal noch oben durch das Rechteck geführt.
Diemächtigen Schenkel sindbeidesfahs fast imgleichen Winkel ange-
zogen, vor allem aber gleichermaßen überschnitten,
beide Gestalten kauern vornüber, stützen mit dem rechten Arm
die Last des Oberkörpers schwer aufs Ivnie. Die wuchtige Schulter
ist Angelpunkt der Gestalt bei Goya wie bei Brueghel und bei
beiden ist das Haupt des Riesen mit plötzbchem, fast knackendem
Ruck berausgedreht, als mächtige, finstere Krönung der ganzen
bedrohlichen Gestalt.
Doch in dem ersten Zustand der Pfatte sah Goyas
Riese wesentlich anders aus. Deutlich stehengebhehene Penti-
menti zeigen uns den früheren Umriß der Gestalt noch an. Sehr
treffend bemerkt LoGA, daß der Riese ,,ursprünglich mehr nach
links gerückt, mehr zusammengekauert und vornüber-
geneigter gesessen war", als auf der endgültigen Fassung.
Dieser frühere Zustand entfremdet demnach Goyas Figur der des
Faustkämpfers noch mehr, dem Riesen Brueghels dagegen wird
sie in Art und Haltung desto näher gerückt. In solchem Zusammen-
hang scheintmir der ,,Reuezug" — um mich des Goetheschen Aus-
drucks zu bedienen —, der sich von dem Kopf des Riesen zu dem
rechten EHenbogen deutlich sichtbar zieht, von besonderer Bedeu-
tung zu sein und ich frage mich, ob in diesem Falle LoGvs Inter-
pretation, daß der Kopf des Riesen ursprünglich in die Hand ge-
stütztwar, ganz das Richtigetrifft. KannmansichdemGecIanken
befreunden, daß Brueghel wirklich der Anreger zu Goyas Blatte
war, dürfte man es als denkbar gelten lassen, daß die ursprüng-
liche Gestalt von Goyas ,,Riesen" auch die charakteristischste
Form von Brueghels Figur aufzeigte: Die jäh abstürzende Schul-
ter, von der aus der Arm fast senkrecht auf das Knie stößt. Die
weiße Lage um clie Kopfsilhouette des ,,Riesen" deutete dann
nur auf eine weitere Verschiebung des Hauptes nach links.
Freilich, es sind auch Unterschiede da, zwischen Brueghels
und Goyas ,,Riesen". Der Dukatenmann ist bekleidet, Goyas
Titan nackt. Brueghels Figur ist massiger, mehr sackig in der
Proportion und vor allem, sie ist mehr zusammengebogen. Dies
der Rahmung wegen. Goya aber rechnete mit dem Rechteck, und
was die Frankfurter Stecher nicht bedachten, hat er geleistet
- wollen wir überzeugt sein, daß eine Abhängigkeit des spanischen
Malers von Brueghel tatsächlich besteht. — Er streckte clie Gestalt,
reckte sie auf, daß sie als Bewegungsmotiv mit ungeheurer Wucht
emporstrebt, diagonal noch oben durch das Rechteck geführt.