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Dove, Alfred; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1916, 8. Abhandlung): Studien zur Vorgeschichte des deutschen Volksnamens — Heidelberg, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.34079#0043
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Studien zur Yorgeschichte des deutschen Yoiksnamens.

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umgekehrt — wie στρκτός für λεώς, nur bei weitem häufiger und
nicht ungern selbst auf die Friedenszeiten übertragen — exercitus
für populus ein. Wandalorum populi, ein andermal unbestimmt
als barbarorum populi bezeichnet, überziehen Spanien und Afrika.
Orosius faßt die Westgoten unter Alarich und das Heer des Rada-
gais, welches seinerseits der gentilen Einbeit entbehrte, als duo
tunc Gothorum populi zusammen. Aucb die multipbces popuii
et diversae nationes, welche in der Hunnenschiacht die Flügel der
Armee Attilas bilden, solfen wohl eigentlich multiphces populi
diversarum nationum, zahlreiche Heerhaufen verschiedener Natio-
nalität bedeuten; wie denn fortgefahren wird: mter quos Ostro-
gotharum praeminebat exercitus^. Dem Massenkampfe zwischen
zwei Wandervölkern wird durch den Ausruf Einhalt geboten:
quousque bellum super cunctum populum commovetur ? ne pere-
ant, quaeso, populi utnusque falangae! Bei Gregor von Tours
ist es bald omnis populus, bald omnis exercitus, der den König
auf den Schild erhebt. Commovit rex, heißt es in einer späteren
fränkischen Quelle, cunctum exercitum suum, populum Franco-
rum. Den Zug der Langobarden schildert Marius von Avenches
in folgender Weise: König Alboin verläßt cum omni exercitu
Pannonien und besetzt mit den Weibern vel omni populo suo
Italien; nach dem vergeblichen Versuche des Volkes, auch nach
Gallien einzudringen, bekommt man denn auch dort viele Leute
aus der langobardischen gens als Gefangene zu schauen'^.
Fast möchte man erwarten, da, wo Fürst und Volk, oder
Reich und Volk neben einander erwähnt werden, unter allen Um-
ständen dem Ausdruck populus als dem eigentlich pohti^chen zu
begegnen. Und in der Tat ließen sich die Beispiele dafür, deren
wir schon im vorigen einige gegeben, beträchtlich vermehren.
Bei Ammian erscheinen Alamannorum reges et populi; Gothorum
nehmbaren Einfluß haben ausüben können. Selbst mit der Grundbedeutung
des altdeutschen folc scheint es übrigens ebenso zustehen; s. KLUGE, Etym.
Wtb. 358f., WAiTz, Yfg. L, 204.
1 Salv. d. gub. D. YI, 67; 69; VII, 89. — Oros. h. VII, 37, 8; cf. 37,
16 de eodem populo (dem Heere des Radagais) nihil superest. — Jord. Get.
198.
2 Greg. Tur. II, 2 ; 40 ; IY, 51 (exercitus für populus auch VII, 33; direk-
ter Wechsel beider Wörter II, 31; vgl. WAiTZ, Yfg. P, 213 A. 3, sowie DAHN,
Könige I, 211; II, 246). Gesta reg. Franc. 17; Mar. Avent. ad a. 569. Ähn-
lich Jord. Get. 121: Filimer rex Gothorum zieht cum sua gente nach Scythien,
findet in populo suo gewisse Flexen und verjagt sie ab exercitu suo.
 
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