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Dove, Alfred; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1916, 8. Abhandlung): Studien zur Vorgeschichte des deutschen Volksnamens — Heidelberg, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.34079#0033
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Studien zur Yorgeschichte des deutschen Voiksnamens.

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dagegen nalim man die verabscheuten Fremden, ^vie berührt, so
massenhaft auf, daß barbari in populärer Rede bald schlechtweg
'Soidaten' bedeuten konnte, während gentiles als technische
Benennung bestimmter, aus Barbaren gebildeter Truppenkörper
üblich ward^. Im Griechischen erwies sich gegenüber dem altgewohn-
ten ol β&ρβκροί. für die Barbaren überhaupt die Verwendung von
τά έ9-νη in diesem Sinne als überflüssig, doch finden sich verein-
zelte Belege dafüü; έΤνίχός aber hat man schwerlich jemals
an Stelle von βάρβχοος oder βοίρβοίρί,χός gesetzt.

III.
Es würde zu nichts führen, wollten wir, um dem Volksbegriffe
der Wanderzeit noch näher zu kommen, vor allern etwa auch die
Etymologie oder die Summe der früheren Entwicklung der Bedeu-
tung von έΕνος und gens in Betracht ziehen. Man würde am Ende
nur erfahren, wie beide Wörter von sehr verschiedenen Ausgangs-
punkten her — denn der homerische Gebrauch von έΕνος lehrt,
daß dies ursprünglich mit dem genealogischen Sinne von gens
nichts zu schaffen hatte — allmählich doch eben auf den nämlichen
Gegenstand hinausgelaufen sind^. Für uns, die wir uns einzig mit
bus, Cassiodor (Var. VIII, 11) durch nemo gentilium; Ammian sagt (XXVII,
10, 12) scutarius unus, alter e schola gentilium.
^ Über barbarus — miles vgi. P. EwALD, N. Arch. VIII, 354f.; über
die gentiles als Truppenkorps G. RicnTER a. a. O. 8. 205f.
3 Z. B. Agath. IV, 9 τήν πκρ& τοΐς εΐΐνεσί. νίχήσκσκν §όξκν 'die bei den
Barbaren durchgedrungene Meinung'.
s Bei Homer spielt bekanntlich φΰλον die Rolle von gens, und ε-&νος
heißt nichts weiter ais 'Schar, Haufe, Schwarm'; jedoch zum mindesten
seit Herodot beständig auf die AAlkerschaft' angewandt, mußte dies in soicher
Funktion baid genug auch den Gedanken der Abstammung dauernd in sich
aufnehmen. Ailein es ist nicht zu verkennen, daß derseibe geraume Zeit hin-
durch doch eben nur assoziativ geblieben ist; wo die Stammesidee akzentuiert
werden soii, greift man zu γένος oder φΰλον und ihrer Sippe. Noch bei Aristo-
teles (Poiit. VII, 4, 7) bezieht sich der Gegensatz έ&νος, άλλ' ού πόλίς iedig-
iich auf die Größe der Volksmenge; die Stammesverscbiedenheit der Staats-
bürger heißt ihm τό μή όμόφυλον (ib. V, 2, 10) und die griechische Nation
τό τών Έλλήνο^ν γένος; allerdings aber wird diese Hellenenart den übrigen
έ&νη entgegengesetzt und zerfällt selbst wieder in έ&νη, bei deren jedem
wenigstens beiläufig an Stammesgleichheit der Individuen gedacht wird
(VII, 6,1—2). Vgl- was oben S. 22, A.l über die Anwendung von έ&νος auf
den Provinzialverband bemerkt ist.
Sitzungsberichted. Heidelb.Akad., phil.-hist. Kl. 1916. S.Abh. 3
 
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