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Dove, Alfred; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1916, 8. Abhandlung): Studien zur Vorgeschichte des deutschen Volksnamens — Heidelberg, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.34079#0034
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ALFRED DOVE:

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dem letzteren beschäftigen, wird dagegen eme andere Methode
der Prüfung desto ersprießlicher sein: die Beobachtung der Kon-
kurrenz und Divergenz der sogenannten Synonyma. Beruht der
Begriff der Vöfkerschaft in der Tat auf der Idee der Abstammung,
so werden ihn diejenigen Ausdrücke am ehesten streifen, m denen
jene Idee ausschließlich waltet: auf griechischer Seite γένος und
das nicht gerade häufige φΰλον, auf lateinischer nehen genus das
im Gegenteil vielbenutzte natio. Sie differieren sämtlich von έΤνος
oder gens durch einseitig physischen Gehalt und verhältnismäßig
unbestimmte Dehnbarkeit des Umfanges. Γένος, genus und natio
bedeuten zunächst abstrakt Geschlecht, Herkunft, Geburt und
heben deshalb vorzugsweise die Nationalität eines einzelnen Men-
schen hervor: ΓότΤος τό γένος, genere Bogus, Gothorum genere
clarus, monachi Scotticae nationis, Joannes, natione MAndalus
uswß Iionkret gebraucht, ist dann γένος oder genus die der
Gattung untergeordnete Art, dem έΑνος oder der gens gegenüber
eine Unterabteilung der Völkerschaft, ein kleinerer, in der Begel
genealogisch gedachter Verband innerhalb derselben'^. Allein die
Völkerschaft selbst verhält sich zur Völkerfamilie, zur Basse oder
sonstigen Einheiten höherer Ordnung ebenfalls als Unterart. So
heißen die Franken bei Libanios ein Κελτί,χόν, die Thaifalen bei
Zosimos ein Σχυ&υχόνγένος; dem Kaiser Julian sind die έβνη
überhaupt zugleich γένη βκρβ&ρων; Jordanis charakterisiert bald

^ ZEuss 453; Jord. Rom. 344; Get. 239; Beda h. ecch V, 22; Marcellin.
com. ap. Ronc. II, 286. — Cf. Cassiod. \Ar. IV, 49 nullum natio excuset; L.
Burg. II, 1 cujusiibet nationis, natione barbarus. —- Isidor wechselt mit natione
und nativitate ab, de vir. illustr. 51; 62. Im Mittelalter blieb, zumal in den
Papstkatalogen, natione üblich, oft auch mit Städtenamen verbunden: natione
Pisanus, 'ein geborener Pisaner'. — Über natione auf Inschriften der frühe-
ren Kaiserzeit s. MoMinsEN, Hermes XIX, 23ff. — Übrigens übernimmt in
seltenen Fällen auch gens seiber die gleiche Funktion und schwankt alsdann
ins Abstrakte hinüber: gente Theifalus bei Greg. Tur. vit. patr. c. 15 neben
genere Theifalus, h. Franc. V, 7; Romanae linguae vel gentis homines, Mir.
S. Goaris c. 7.
^ Für dies schon bei Herodot geltende Verhältnis (I, 100—Ί01) bieten
Belege die im Streit über die Geschlechterverfassung vielgenannten Stellen:
Dio LXXI, 11 ot μέν χκτά γένη, οί §έ χ<χτ'έ-&νη; Zosim. I, 37 έχ πκντός
έθ-νους τε χκί γένους. Ebd. Ιό^, 10; 34 τό βκσΐλε^ον (τών) Σχυ&ών γένος die
monarchisch regierte Abteilung der Westgoten, nach DAHNS einleuchtender
Erklärung, Könige VD, llf. (Γενεκί, das sonst die Generationen anzeigt,
steht vereinzelt auch für gleichzeitige γένη, Theoph. bei ZEUSS 607). L. Visig.
VII, 5, 9; IX, 1, 21 cujuslibet gentis vel generis.
 
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