Metadaten

Dove, Alfred; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1916, 8. Abhandlung): Studien zur Vorgeschichte des deutschen Volksnamens — Heidelberg, 1916

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.34079#0056
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
56

ALFRED DOVE:

nicht im besonderen die volkstümlicheb Man hat daher grundsätz-
lich, sobald überhaupt unstreitig vom Heidentum gesprochen wird,
und gentes stets summarisch durch 'Heiden' schlechthin
wiederzugeben: dii gentium sind die Heidengötter, gentium historia
ist der bibiischen Geschichte gegenüber die Historie der Heiden,
eminentia regna gentium zu Abrahams Zeit sind nichts anderes,
als hervorragende Reiche in der HeidenwelG. Und weiter: da
gentihs auch in dieser Sphäre lediglich bedeutet, 'was zu den gen-
tes gehört', so hat z. B. gentilis philosophia, gentiiis eloquentia,
ein carmen gentile, oder was sich etwa sonst an dictis gentiiium
in den iibris gentilium findeU, nicht das geringste mit irgend-
welcher Nationalliteratur der Heiden, sondern ailein mit ihrem
unseligen Heidentum selber zu schaffen.
Neben diesem strengen und regelmäßigen Usus des ethnischen
oder gentilen Namens in kirchlicher Rede steht nun aber noch ein
anderer von milderer Haltung, der allerdings auf eine gewisse
Richtung des christlichen Denkens beschränkt bleibt. Man konnte
den eigentümlichen Ursprung jenes Namens schon deswegen nie-
mals vöhig A^ergessen, weil derselbe im alten Testament nach wie
vor offen zutage lag. Die im Grunde nationale Bedeutung des
jüdischen Begriffes der Gojim war dort um so weniger verborgen,
als sich dies Wort doch auch an manchen Orten, zumal wo es sich
um die Verhältnisse der Urzeit handelt, in harmlosem Sinne auf
die Nationen im allgemeinen angewendet findet, das auserwählte
Volk trotz alledem mit eingeschlossen. Eben hierauf sah sich nun
i Etym. VIII, 10, 2—4: Gentiles sunt, qui sine lege sunt et nondum
crediderunt. Dicti autem gentiles, quia ita sunt, ut fuerunt geniti, id est
sicut in carne descenderunt sub peccato, scilicet idolis servientes, et necdum
regenerati. — Proinde gentiles primitus nuncupantur; ipsi dicuntur Graece
ethnici; ethnici enim ex Graeco in Latinum interpretantur gentiles, έ-9-νος enim
Graece gens dicitur. — Post fidem autem non debent vocari gentes sive gen-
tiles hi, qui ex gentibus credunt; sicut post fidem dici jam non potest Judaeus,
testante Paulo apostolo et dicente jam Christianis: quoniam cum gentes
essetis, hoc est infideles. -— Auch differ. I, 270: gens nationis est, ut Graeciae,
Assyriae; hinc et gentilitas dicitur, was hier nur 'Heidentum' bedeuten kann,
bringt lediglich, wenn auch bündiger, die Etymologie. —- Ausnehmend schwach
Oros. h. I prol. 9, während pagani richtig erklärt wird: vocantur gentiles,
quia terrena sapiunt; statt wirklicher Erläuterung bloßer Hinweis auf die
Kategorien Augustins.
^ Aug. d. civ. D. IV, 30; XVI, 4; 17; populus gentium bildlich für die
Summe der Heiden XVII, 6.
s Aug. I. I. XVIII, 37; Isid. sentent. III, 13; Coripp. Johann. I, 452.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften