Studien zur Yorgeschichte des deutschen Yolksnamens.
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Die ε&νη oder gentes als Heiden waren von jeher die Menschen
jenseits der Grenzen der Kirche; seit der Christianisierung des
Weltstaates im 4. Jahrhundert deckten sich diese Grenzen im
ganzen genommen mit denen des Reiches. Die draußen bei den
politischen Barbaren geschehenen Bekehrungen fielen noch auf
langehin der Masse nach wenig ins Gewicht; die drinnen am alten
Pofytheismus festhattenden Individuen verloren seit dem Tode
Julians von Tag zu Tag mehr die gesetzliche, und vor allem in
den Augen der christlichen Mehrheit, die sitthche Berechtigung,
zu existieren. Es waren im römischen Westen vornehmhch die
Ungebildeten, die Uberbildeten sozusagen 1m griechischen Osten;
ungefähr gleichzeitigwardin denTagen Justinians dem Professoren-
unglauben zu Athen und dem Bauernaberglauben in Unteritalien
der Garaus gemacht. Diese Zustände spiegeln sich in den späteren
Namen für die Reichsheiden, "Ελληνες und pagani, wieder.
Der erstere ist freifich als Nebenname für τά εθ-νη so alt, wie der
christliche Heidenbegriff selber; denn die Menschen griechischer
Zunge waren die ersten und geraume Zeit hindurch die wichtigsten
Heiden, mit denen das Christentum in Berührung kam. Darum
hraucht Paulus den Korinthern gegenüber "Ελληνες und έΤνη
in freiem Wechsel, und die Apologeten des Ostens schrieben mit
ebenso gutem Grunde προς "Ελληνκς^, wie die des Westens adver-
sus gentes oder nationes. So in religiöser Rede seines nationalen
Gehaltes bald völlig beraubt, ward der griechische Name in späterer
Zeit, soweit die griechische Zunge christlich erklang, zum anrüchi-
gen Scheltnamen für alles Wahngläuhige: "Ελλην heißt in den
kaiserlichen Drohgesetzen einfach 'Heide\ Έλληνί,χός 'heidnisch\
Έλληνί,σμός 'Heidentum'h Theoretisch mit den ethnischen Be-
* 1. Kor. 1, 22—24. — Von theologischer Seite werde ich gütigst be-
lehrt, daß der subsidiäre Gebrauch des griechischen für den heidnischenNamen
sogar schon vorchristlich sei und auf die Gegensätze der Makkabäerzeit zurück-
zuführen sei. Paulus hätte ihn also bloß übernommen; doch konnte das nur
geschehen aus den im Text angedeuteten Gründen. — Tatian λόγος πρός
"Ελληνκς, Clemens v. Alexandrien λόγος προτρεπτίχός πρός "Ελλ. usw., vgl.
o. S. 52, A. 3.
s Cod. I, 10, 2 "Ελλην χκί Του3κΐος ... ού δύνκτκί. Χρίστί,κνόν
άνδρκποδον έχειν; ib. 11, 9—10 ή ^Ελληνίχή -θρησχεΐκ, ή τοΰ ^Ελληνισμοϋ
δυσσέβεκχ. ή ^Ελληνιχή πλκνη, ή των άνοσίων χκί μυσκρών ^Ελλήνων πλάνη,
οΐ νοσοΰντες τήν τών άνοσίων 'Ελλήνων μκνίκν, έπί τοΐς άλί-τηρίοίς "Ελλεσι
τε χκί Μκνί,χκίοίς. — Vgl. Ghrysostomus (bei GiESELER, Kirchengesch. I,
2^, 32 A. 5) οόδείς κν ήν "Ελλχν, εί ήμεΐς ώμεν Χρίστκχνοί ώς §εΐ. — Auch
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Die ε&νη oder gentes als Heiden waren von jeher die Menschen
jenseits der Grenzen der Kirche; seit der Christianisierung des
Weltstaates im 4. Jahrhundert deckten sich diese Grenzen im
ganzen genommen mit denen des Reiches. Die draußen bei den
politischen Barbaren geschehenen Bekehrungen fielen noch auf
langehin der Masse nach wenig ins Gewicht; die drinnen am alten
Pofytheismus festhattenden Individuen verloren seit dem Tode
Julians von Tag zu Tag mehr die gesetzliche, und vor allem in
den Augen der christlichen Mehrheit, die sitthche Berechtigung,
zu existieren. Es waren im römischen Westen vornehmhch die
Ungebildeten, die Uberbildeten sozusagen 1m griechischen Osten;
ungefähr gleichzeitigwardin denTagen Justinians dem Professoren-
unglauben zu Athen und dem Bauernaberglauben in Unteritalien
der Garaus gemacht. Diese Zustände spiegeln sich in den späteren
Namen für die Reichsheiden, "Ελληνες und pagani, wieder.
Der erstere ist freifich als Nebenname für τά εθ-νη so alt, wie der
christliche Heidenbegriff selber; denn die Menschen griechischer
Zunge waren die ersten und geraume Zeit hindurch die wichtigsten
Heiden, mit denen das Christentum in Berührung kam. Darum
hraucht Paulus den Korinthern gegenüber "Ελληνες und έΤνη
in freiem Wechsel, und die Apologeten des Ostens schrieben mit
ebenso gutem Grunde προς "Ελληνκς^, wie die des Westens adver-
sus gentes oder nationes. So in religiöser Rede seines nationalen
Gehaltes bald völlig beraubt, ward der griechische Name in späterer
Zeit, soweit die griechische Zunge christlich erklang, zum anrüchi-
gen Scheltnamen für alles Wahngläuhige: "Ελλην heißt in den
kaiserlichen Drohgesetzen einfach 'Heide\ Έλληνί,χός 'heidnisch\
Έλληνί,σμός 'Heidentum'h Theoretisch mit den ethnischen Be-
* 1. Kor. 1, 22—24. — Von theologischer Seite werde ich gütigst be-
lehrt, daß der subsidiäre Gebrauch des griechischen für den heidnischenNamen
sogar schon vorchristlich sei und auf die Gegensätze der Makkabäerzeit zurück-
zuführen sei. Paulus hätte ihn also bloß übernommen; doch konnte das nur
geschehen aus den im Text angedeuteten Gründen. — Tatian λόγος πρός
"Ελληνκς, Clemens v. Alexandrien λόγος προτρεπτίχός πρός "Ελλ. usw., vgl.
o. S. 52, A. 3.
s Cod. I, 10, 2 "Ελλην χκί Του3κΐος ... ού δύνκτκί. Χρίστί,κνόν
άνδρκποδον έχειν; ib. 11, 9—10 ή ^Ελληνίχή -θρησχεΐκ, ή τοΰ ^Ελληνισμοϋ
δυσσέβεκχ. ή ^Ελληνιχή πλκνη, ή των άνοσίων χκί μυσκρών ^Ελλήνων πλάνη,
οΐ νοσοΰντες τήν τών άνοσίων 'Ελλήνων μκνίκν, έπί τοΐς άλί-τηρίοίς "Ελλεσι
τε χκί Μκνί,χκίοίς. — Vgl. Ghrysostomus (bei GiESELER, Kirchengesch. I,
2^, 32 A. 5) οόδείς κν ήν "Ελλχν, εί ήμεΐς ώμεν Χρίστκχνοί ώς §εΐ. — Auch