Studien xnr Yorgeschichte des deutschen Yolksnamens.
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Stoize dikt.ierteVörrede zum salischenVolksreckt begnügen; allein
eine weitere Umschau im Bereiche der Quellen führt doch zu einem
mmder einfachen Ergebnis. Auf der einen Seite unterliegt keinem
Zweif'ei, daß, wiewohl gerade die politische Stärke des Merovinger-
reiches auf der reeilen Gleichberechtigung auch der Romanen wie
der anderen dem Staate einverleibten Nationalitäten mit den Fran-
ken selber beruhte, die letzteren doch ideeil nach wie vor für das
herrschende Volk galten^. Durchaus in diesem Sinne lst es zu ver-
stehen, wenn Gregor von Tours von der Herrschai't, Botmäßigkeit
und Gewait, dem Reich und Gebiete der Franken sprichtk Durch
den Grundsatz der sogenannten persönlichen Rechte war ferner
dafür gesorgt, daß auch in Gegenden, wo die verschiedenen Natio-
nalitäten untereinander saßen, das angestammte Volkstum des
einzelnen Mannes nicht in Vergessenheit geriet; wie denn sowohl
Gregor als die übrigen Autoren sich über die Herkunft der Indivi-
duen wohl unterrichtet zeigenh Trotzdem begegnen uns nun Er-
wähnungen der gens Francorum als soicher verhältnismäßig
selten; in der Regei wird lhrer nur bei Rückblicken auf die älteren
* 8. WhiTz, Yfg. II, 13 g. I36ff. vgl. 8. 79.
2 Hist. Franc. II, 35 habere Francos dominos cupiebant; 36 ut Franco-
rum dominatio possideat terram hanc; quod velit se Francorum ditionibus
subjugare; cf. X, 31 quod se Francorum ditionibus subdere vellet; IV, 4
Brittani sub Francorum potestatem fuerunt; 9 cum totarn Italiam in Franco-
rum regno redegisset; YIII, 37 DeuseregereFrancorum regnum dignabitur;
IX, 20 intra regionem Francorum, gleichbedeutend ebd. in Francia usf.
3 Greg. Tur. IY, 40 Warmarium Francum et Firminum Arvernum;
5111,16 Franci cujusdam et nobilissimi in gente sua viri filius; größere Gruppen
von Franken werden hervorgehoben YIII, 31 omnes Rothomagensis cives
et praesertim seniores loci illius Francos; X, 27 inter Tornacensis quoque
Francos . . . sicut mos Francorum est. — Venantius Fortunatus entnimmt
der individuelien Abkunft öfters poetische Motive: 11, 9 quod nullus veniens
Romana gente fabrivit, hoc vir barbarica prole peregit opus; 15^, 26 Romana
studio, barbara prole fuit, ingenium mite torva de gente trahebat; ib. nobili-
tas in gente sua cui celsa refulsit. -—' Bei Fredegar häufig genere Francus,
Romanus genere u. dgl.; c. 78 z. B. eine Reihe von Eigennamen mit dem
Zusatz ex genere Francorum, darauf andere ex genere Romano, Burgundio-
num, Saxonum. — In den Gesta reg. Francor. fehlen dagegen solche Natio-
nalitätsvermerke (außer wo es sich um auswärtige Herkunft handelt, wie c.
42 u. 43 de genere Saxonorum); denn c. 45 e quibus unum Francum nomine
Bodolenum caedi praecepit bedeutet Francus den Angehörigen des Reichs-
teiies Neustrien, und es scheint eben gegen diese politisch-geographische
Betrachtungsweise, λνονοη weiter unten, die national-genealogische zurück-
getreten zu sein.
Sitzungsberichted.Heidelb.Akad., phiL-hist.K]. 1916. 8. Abb. 6
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Stoize dikt.ierteVörrede zum salischenVolksreckt begnügen; allein
eine weitere Umschau im Bereiche der Quellen führt doch zu einem
mmder einfachen Ergebnis. Auf der einen Seite unterliegt keinem
Zweif'ei, daß, wiewohl gerade die politische Stärke des Merovinger-
reiches auf der reeilen Gleichberechtigung auch der Romanen wie
der anderen dem Staate einverleibten Nationalitäten mit den Fran-
ken selber beruhte, die letzteren doch ideeil nach wie vor für das
herrschende Volk galten^. Durchaus in diesem Sinne lst es zu ver-
stehen, wenn Gregor von Tours von der Herrschai't, Botmäßigkeit
und Gewait, dem Reich und Gebiete der Franken sprichtk Durch
den Grundsatz der sogenannten persönlichen Rechte war ferner
dafür gesorgt, daß auch in Gegenden, wo die verschiedenen Natio-
nalitäten untereinander saßen, das angestammte Volkstum des
einzelnen Mannes nicht in Vergessenheit geriet; wie denn sowohl
Gregor als die übrigen Autoren sich über die Herkunft der Indivi-
duen wohl unterrichtet zeigenh Trotzdem begegnen uns nun Er-
wähnungen der gens Francorum als soicher verhältnismäßig
selten; in der Regei wird lhrer nur bei Rückblicken auf die älteren
* 8. WhiTz, Yfg. II, 13 g. I36ff. vgl. 8. 79.
2 Hist. Franc. II, 35 habere Francos dominos cupiebant; 36 ut Franco-
rum dominatio possideat terram hanc; quod velit se Francorum ditionibus
subjugare; cf. X, 31 quod se Francorum ditionibus subdere vellet; IV, 4
Brittani sub Francorum potestatem fuerunt; 9 cum totarn Italiam in Franco-
rum regno redegisset; YIII, 37 DeuseregereFrancorum regnum dignabitur;
IX, 20 intra regionem Francorum, gleichbedeutend ebd. in Francia usf.
3 Greg. Tur. IY, 40 Warmarium Francum et Firminum Arvernum;
5111,16 Franci cujusdam et nobilissimi in gente sua viri filius; größere Gruppen
von Franken werden hervorgehoben YIII, 31 omnes Rothomagensis cives
et praesertim seniores loci illius Francos; X, 27 inter Tornacensis quoque
Francos . . . sicut mos Francorum est. — Venantius Fortunatus entnimmt
der individuelien Abkunft öfters poetische Motive: 11, 9 quod nullus veniens
Romana gente fabrivit, hoc vir barbarica prole peregit opus; 15^, 26 Romana
studio, barbara prole fuit, ingenium mite torva de gente trahebat; ib. nobili-
tas in gente sua cui celsa refulsit. -—' Bei Fredegar häufig genere Francus,
Romanus genere u. dgl.; c. 78 z. B. eine Reihe von Eigennamen mit dem
Zusatz ex genere Francorum, darauf andere ex genere Romano, Burgundio-
num, Saxonum. — In den Gesta reg. Francor. fehlen dagegen solche Natio-
nalitätsvermerke (außer wo es sich um auswärtige Herkunft handelt, wie c.
42 u. 43 de genere Saxonorum); denn c. 45 e quibus unum Francum nomine
Bodolenum caedi praecepit bedeutet Francus den Angehörigen des Reichs-
teiies Neustrien, und es scheint eben gegen diese politisch-geographische
Betrachtungsweise, λνονοη weiter unten, die national-genealogische zurück-
getreten zu sein.
Sitzungsberichted.Heidelb.Akad., phiL-hist.K]. 1916. 8. Abb. 6