Metadaten

Dove, Alfred; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1916, 8. Abhandlung): Studien zur Vorgeschichte des deutschen Volksnamens — Heidelberg, 1916

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.34079#0083
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Studien zur Vorgeschichte des deutschen Yolksnamens.

83

responsum gentis sensu profertur ab illo, et voturn populi vox
valet una loqui^. Fredegar bezeichnet die Franken wenigstens
indirekt ebenso, wenn er sagt, es sei niemals eine hitzigere Schlacht
a Francis ceterisque gentibus geliefert wordeiF. Eben diese übrigen
Ahilker werden indes von sämtlichen fränkischen Autoren ganz
gewöhnlich mit dem Namen gens bedacht; nicht bloß die auswär-
tigen Nationen generelP, sondern auch einzelne speziell benannte,
und in diesem Falle nicht die mehr oder weniger barbarischen
allein^, sondern auch solche, welche den Franken an Zivilisation
mindestens gieichstehen, wie Westgoten und Langobardenb
Faßt man diese Wahrnehmungen zusammen, so behält man
den Eindruck, als habe in den faktischen Zuständen des Merovin-
gerreiches ein oder das andere äußere Hmdernis gelegen, wodurch
der gens Francorum, an deren Idee der AMlksgeist sonst mit war-
mer Liebe hing, unter den realen Mächten des politischen Lebens
der gebührende Pfatz verkümmert ward. Es bedarf keiner weiteren
Ausführung, um ein solches Hindernis auf der einen Seite in der
fast beständigen Teilung des Reiches, auf der anderen in der weit-
zerstreuten Ausbreitung der herrschenden Nation über eine unge-
wöhnliche Fülle von anderen Nationalitäten hin zu erkennen.
Dagegen kann dabei selbstverständlich von römischen, antiethni-
schen Phantasien im Stile der Bestrebungen der Amaler an dieser
Stelle und in diesen Zeiten gar keine Rede sein^. War es doch mit
1 VI, 1. VII, 7.
2 c. 38.
^ Bei Gregor gentes für fremde Völker: absolut II, 35; vestra (sc. Mero-
vingorum) pace conterritae V praef.; adversae I praef.; V praef.; ATII, 30;
noxiae V praef. — bei Fortunat: absolut A^I, 4; IX, 1 hier alsbald erläutert
durch die Aufzählung Geta, AVasco, Danus, Estio, Saxo, Britannus . . . Fri-
sones, Suevi — bei Fredegar: omnes vicinae gentes 1; 42; cunctae 58; gens
quaelibet 48 -— in den Gesta reg. Franc.: cunctae 41; multae 42 u. dgl. m.
4 Von den Thüringern vor ihrer Unterwerfung regnum gentis illius
Greg. 111, 4; von Thüringen und Sachsen Fort. AT, 2 gemina de gente; Saxonis
et Dani gens cito victa VII, 7 ; sehr häufig Fredegar u. s. Fortsetzer von Avaren
und Slaven samt ihren Nachbarn, von AVenden, Serben (Urbii), Friesen, Sara-
zenen 58; 87; 68; 102; 109; 66; die Gesta reg. Fr. von den Sachsen 41; den
Alanen 2; 3 usf.
s Von den AVestgoten Greg. Tur. II, 37; IX, 25; Fredeg. 82; Gest. 17;
von den Langobarden Greg. IV. 41; IX, 25; 29; X, 3; Fredeg. 55; 49; 50.
s Niemand wird hiergegen ein paar romanisierende Gemeinplätze in
merovingischen Konstitutionen geltend machen wollen, wie z. B. den Ein-
gang der praeceptio Chlothars II, die sich übrigens direkt eher an westgotisches

6^
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften