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Reitzenstein, Richard; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1917, 10. Abhandlung): Die Göttin Psyche in der hellenistischen und frühchristlichen Literatur — Heidelberg, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.37643#0004
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R. Reitzen streik:

4
Cumont trefflich erläuterten Schöpfungsbericht des Theodor bar
Khöni und zählt wie dieser drei Schöpfungen auf1. In die erste
gehören nach dem obersten Gott und der Mutter der Frommen
(in südwestiranischen Texten: Mutter der Lebendigen) der erste
Mensch Ormuzd, der aus sich fünf Söhne, die segenspendenden
Unsterblichen (die Umuhrospontos, die Geister der Elemente),
schafft. In die zweite gehört unter anderen der Freund des Lichtes
der Gott Bäm und der lebendige Geist mit seinen fünf Söhnen;
in die dritte Mithras (soghdisch: Mise), der hierdurch als der dritte
Gesandte erwiesen wird, die Jungfrau des Lichtes, die Lichtsäule
und als letzte eine Gottheit, deren Name Monuhmeö vuzurg nur
die Bedeutung 'die große Seele’ haben kann2. Hieran schließt
sich unmittelbar eine Übersicht der Götter an nach den Welt-
gegenden, aus denen sie kommen: „Von Norden: die Mutter der
Frommen vom Geist, Gott Ormuzd von der leuchtenden Höhe
( ? unsicher), die Elemente (murläspondt) von der Erde. Der
Westen: der Freund des Lichtes vom Geist, der Gott Bäm von der
Höhe (?) und der lebendige Geist von der gesegneten Erde. Von
Osten: der Gott Mithras (Mise) vom Geist, die zwölf Götter-
söhne von der leuchtenden Höhe (?) und der Gott Spondärmut
von der gesegneten Erde. Von Süden: Jesus vom Geist, die Licht-
jungfrau von der leuchtenden Höhe (?) und die große Monuhmeö
von der gesegneten ErdeV Eng hiermit berührt sich eine Auf-
zählung der Götter, die sich in dem nordiranischen Teile des
Fragmentes M2 findet. Es heißt dort: ,,Es stehen mit Gebet
und Lobpreisung an den Herrscher des Paradieses zuerst (als der
1 Pognon, Inscriptions mandaites des coupes de Khouabir Paris 1898;
Cumont, Recherches sur le Manicheisme I, Brüssel 1908.
2 Über monuhmeö schreibt mir Prof. Andreas: „Daß das mitteliranische
Wort monuhmeö wirklich die Bedeutung ψυχή hat, geht mit völliger Sicher-
heit aus einer Stelle des Fragmentes M 97 hervor (P. W. K. Müller, Sitzungs-
her. d. Berl. Akad. 1905 S. 1077). Es sind Auszüge aus dem Hirten des Her-
mas; Sim. IX 21 wird das Wort δίψυχοι, vermutlich in wörtlicher Anlehnung
an die syrische Vorlage, mittelpersisch wiedergegeben durch: „sie stehen
in zwei monuhmeö.“ Hiernach kann monuhmeö nichts anderes sein als ψυχή.
Das Beiwort Groß, das dabeisteht, zeigt, daß es sich um denselben Begriff
handelt, den mit Berufung auf Manis Worte Titus von Bostra I 36 p. 23, 7 ff.
Lagarde als ψυχή απάντων faßt: σπουδάζειν δέ φησι τον Ό-εόν τήν καταποΟ-εΐσαν
δύναμιν, ήν καλεΐ ψυχήν απάντων, αύθτς προς εαυτόν άναδέξασ&αι, ϊνα μή τό έαυτοΰ
άπεράντως αεί προσδεδεμένον τή (ίλη καί τιμωρούμενου διατελή (vgl. ebenda
cap. 37 ρ. 23, 27).
 
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