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R. Reitzenstein:
fasser ein. Aber die GrinidanschauuTig kann aus dem alten Mythos
stammen. Der Urgott ruft dann die lim Erbarmen flehenden
Seelen vor seinen Thron, den Thron der Wahrheit, und kündet
ihnen ihr Los: Eros und Ananke sollen über sie herrschen1, die
Seele, die recht handelt, dereinst in den Himmel zurückkehren,
die schlechte in immer niedrigere Körper gebannt werden2. Damit
entschwindet der Gott ihren Blicken3.
Überraschend kehren wir wieder zu Hermes dem Bildner der
Leiber zurück. Wie die Seelen in sie eingehen wollen, entsteht
aus der Erde plötzlich eine umrißlose, wilde Menschengestalt, der
Momos, und fragt den Hermes, was das für Wesen sind. Er warnt,
sie ja nicht ohne μέριμνα, λύπη und alle Arten von πά-θ-η zu lassen.
Denn Wagemut und unbezwingliche Geisteskraft eignen ihnen.
Alles werden sie ergründen, überallhin dringen, über das Meer, in
die Erdentiefe, in den Himmel selbst. Wieder ist die Quelle rein
griechisch und sicher nicht religiös. Die Fabel, wie Momos am
Werke des Prometheus Kritik übt, ist ja bekannt4. Doch nicht
um volkstümliche Züge oder eine literarische Burleske, wie sie
Varro in seinem Prometheus geboten haben mag, handelt es sich,
sondern um eine tief ernste Idee, die bei Horaz Od. I 3 auffallend
ähnlich ausgeführt wird. Man vergleiche τολμηράς έκτενοΰσι χεΐρας
καί, μέχρι- Ταλάσσης καί τάς αύτοφυεΐς ύλας τέμνοντες μέχρι καί των πέραν
διαπορ&μεύσουσιν άλλήλους επί ζήτησιν si tarnen impiae non tangendci
1 Wohl nach Plato Tim. 48 a, der νους und ανάγκη verbindet.
2 Breit wird ausgeführt, wie die gerechten und reinen Seelen gute Könige
werden, echte Philosophen, Gesetzgeber, Seher, Propheten u. a. Zu verglei-
chen ist die Lehre der Valentinianer von den Kindern der Achamoth, Irenaeus
I 7, 3 τάς δέ έσχηκυίας το σπέρμα της ’ Αχαμώθ ψυχάς άμείνους λέγουσι γεγο-
νέναι των λοιπών, διό καί πλεΐον των άλλων ήγαπήσθαι ύπό τοΰ δημιουργού μη
είδότος τήν αιτίαν . . . διό καί εις προφήτας, φασίν, έτασσεν αύτούς καί ιερείς καί
βασιλείς. Es ist die echt orientalische, freilich auch platonische Lehre von der
Königsseele, die in der Fortsetzung der Κόρη κόσμου breit ausgeführt war. Der
christliche Gnostiker hat sie aus einer ähnlichen Quelle übernommen und
leicht umgebildet; Plato wirkt auf ihn kaum.
3 S. 399, 8 ist zu schreiben: τοσαυτα 6 θεός είπών αόρατος (άφθαρτος
Codd.) νους γίγνεται. Von einer Verwandlung des Urgottes, wie Ivroll will,
darf nicht die Rede sein. Von nun an ist er als νους den Seelen, die ja in
Körper gebannt sind, unsichtbar; jetzt schauen sie ihn zum letztenmal
(397, 2).
4 Vgl. Eustathios 1574, 16 und hierzu Norden, Jahrbücher Suppl. NIX
428 ff. (besonders 435). Daß die Erfindung bis ins Judentum weiter gewirkt hat,
sehe ich aus Zielinski S.366,2, kann aber leider sein Zitat nicht verifizieren.
R. Reitzenstein:
fasser ein. Aber die GrinidanschauuTig kann aus dem alten Mythos
stammen. Der Urgott ruft dann die lim Erbarmen flehenden
Seelen vor seinen Thron, den Thron der Wahrheit, und kündet
ihnen ihr Los: Eros und Ananke sollen über sie herrschen1, die
Seele, die recht handelt, dereinst in den Himmel zurückkehren,
die schlechte in immer niedrigere Körper gebannt werden2. Damit
entschwindet der Gott ihren Blicken3.
Überraschend kehren wir wieder zu Hermes dem Bildner der
Leiber zurück. Wie die Seelen in sie eingehen wollen, entsteht
aus der Erde plötzlich eine umrißlose, wilde Menschengestalt, der
Momos, und fragt den Hermes, was das für Wesen sind. Er warnt,
sie ja nicht ohne μέριμνα, λύπη und alle Arten von πά-θ-η zu lassen.
Denn Wagemut und unbezwingliche Geisteskraft eignen ihnen.
Alles werden sie ergründen, überallhin dringen, über das Meer, in
die Erdentiefe, in den Himmel selbst. Wieder ist die Quelle rein
griechisch und sicher nicht religiös. Die Fabel, wie Momos am
Werke des Prometheus Kritik übt, ist ja bekannt4. Doch nicht
um volkstümliche Züge oder eine literarische Burleske, wie sie
Varro in seinem Prometheus geboten haben mag, handelt es sich,
sondern um eine tief ernste Idee, die bei Horaz Od. I 3 auffallend
ähnlich ausgeführt wird. Man vergleiche τολμηράς έκτενοΰσι χεΐρας
καί, μέχρι- Ταλάσσης καί τάς αύτοφυεΐς ύλας τέμνοντες μέχρι καί των πέραν
διαπορ&μεύσουσιν άλλήλους επί ζήτησιν si tarnen impiae non tangendci
1 Wohl nach Plato Tim. 48 a, der νους und ανάγκη verbindet.
2 Breit wird ausgeführt, wie die gerechten und reinen Seelen gute Könige
werden, echte Philosophen, Gesetzgeber, Seher, Propheten u. a. Zu verglei-
chen ist die Lehre der Valentinianer von den Kindern der Achamoth, Irenaeus
I 7, 3 τάς δέ έσχηκυίας το σπέρμα της ’ Αχαμώθ ψυχάς άμείνους λέγουσι γεγο-
νέναι των λοιπών, διό καί πλεΐον των άλλων ήγαπήσθαι ύπό τοΰ δημιουργού μη
είδότος τήν αιτίαν . . . διό καί εις προφήτας, φασίν, έτασσεν αύτούς καί ιερείς καί
βασιλείς. Es ist die echt orientalische, freilich auch platonische Lehre von der
Königsseele, die in der Fortsetzung der Κόρη κόσμου breit ausgeführt war. Der
christliche Gnostiker hat sie aus einer ähnlichen Quelle übernommen und
leicht umgebildet; Plato wirkt auf ihn kaum.
3 S. 399, 8 ist zu schreiben: τοσαυτα 6 θεός είπών αόρατος (άφθαρτος
Codd.) νους γίγνεται. Von einer Verwandlung des Urgottes, wie Ivroll will,
darf nicht die Rede sein. Von nun an ist er als νους den Seelen, die ja in
Körper gebannt sind, unsichtbar; jetzt schauen sie ihn zum letztenmal
(397, 2).
4 Vgl. Eustathios 1574, 16 und hierzu Norden, Jahrbücher Suppl. NIX
428 ff. (besonders 435). Daß die Erfindung bis ins Judentum weiter gewirkt hat,
sehe ich aus Zielinski S.366,2, kann aber leider sein Zitat nicht verifizieren.