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Max Walleser:
Verbum *ra-nati der ai. IX. Präsensklasse in die thematische Kon-
jugation übergetreten sein könnte (vgl. Wi-iitney, § 731). Da in
diesem Falle im Präsens schwache Stammform vorliegt, könnte
diese bei *ranäti als Schwundstufe von ai. ram aufgefaßt werden,
indem sonantisches m zwischen-konsonantisch als a erhalten ist.
So dürfte sich denn der häufige und kaum bestreitbare Gebrauch
der Wurzel ran- im Sinne von „sich gütlich tun, sich behagen
lassen, sich vergnügen“ (Pet. Wb.) am einfachsten durch einen
Übertritt der Wurzel ram- zunächst in die neunte, und von da
wieder zurück in die erste Präsensklasse erklären lassen. Wie
verhält es sich aber mit ran- in der Bedeutung von ,,klingen, tönen“
(Pet. Wb.)? Schon Böthlingk-Roth (1. c.) haben vermutet, daß es
sich hier um eine besondere Wurzel handelt, ,,da die Bedeutungen
sich nicht vermitteln lassen“.
Zu demselben Ergebnis führt ein Vergleich mit der Wort-
und Bedeutungsentwicklung im Iranischen. Auch hier ist die der
IX. indischen Präsensklasse entsprechende Bildung in die thematische
übergetreten1), so daß die etymologische Zusammengehörigkeit der
fraglichen Verba durchaus verständlich wäre.
Wesentlich anders verhält es sich aber mit den davon abge-
leiteten Substantiven. Ai. rana- kann schon deshalb nicht mit der
Wurzel ram- unmittelbar in Beziehung gesetzt werden, weil die erste
Silbe betont ist2) und daher die Voraussetzung zu dem Verschwin-
den des labialen Nasals nicht gegeben ist. So muß denn auch von
vornherein in die Richtigkeit des allerdings von allen Wörterbüchern
für den vedischen Gebrauch von rana- angegebenen Sinnes von 'Lust,
Freude’ Zweifel gesetzt werden. Denn wenn überhaupt diese Be-
deutung für rana angesetzt wurde, so geschah es wesentlich unter
dem Eindruck, daß rana- ebenso wie das Verbum ran- zu ram- ge-
hört.3) Dasselbe gilt auch hinsichtlich der für eine erhebliche An-
zahl von RV.-Stellen von Säyana angesetzten Interpretation mit
ramamya-,4) Auch diese kann nicht als für uns verbindlich ange-
ß Vgl. Bartholomaü, Air. Wb. col. 1523 s. v. ränyö skardtay-; ders., Grdr.
d. iran. Phil. I, Abt. 1, p. 73; Reici-ielt, Awestisches Elementarbuch (1909), p. 103.
2) Ygl. Pän. III. 3. 58. Vart. 3; Säyana, RV.-Komm. zu RV. I. 85, 10 (ed.
M. Müller, vol. I, p. 696).
3) Vgl. Grassmann, Wb. zum RV.
4) Z. B. zu X. 9. 1 (939), IX. 96. 9 (808), VI. 41. 4 (482), III. 55. 7 (289),
I. 116. 21 (116). Außer Betracht bleiben die Erklärungen zu raniäni (RV. I. 85.
10): stutyäni ramamyäni dhanäni und zu ranäya RV. III. 47. 1: ramaniya-sa-
mgrämärtham madäya, indem hier der Begriff des Freudigen (ram) durch die
Max Walleser:
Verbum *ra-nati der ai. IX. Präsensklasse in die thematische Kon-
jugation übergetreten sein könnte (vgl. Wi-iitney, § 731). Da in
diesem Falle im Präsens schwache Stammform vorliegt, könnte
diese bei *ranäti als Schwundstufe von ai. ram aufgefaßt werden,
indem sonantisches m zwischen-konsonantisch als a erhalten ist.
So dürfte sich denn der häufige und kaum bestreitbare Gebrauch
der Wurzel ran- im Sinne von „sich gütlich tun, sich behagen
lassen, sich vergnügen“ (Pet. Wb.) am einfachsten durch einen
Übertritt der Wurzel ram- zunächst in die neunte, und von da
wieder zurück in die erste Präsensklasse erklären lassen. Wie
verhält es sich aber mit ran- in der Bedeutung von ,,klingen, tönen“
(Pet. Wb.)? Schon Böthlingk-Roth (1. c.) haben vermutet, daß es
sich hier um eine besondere Wurzel handelt, ,,da die Bedeutungen
sich nicht vermitteln lassen“.
Zu demselben Ergebnis führt ein Vergleich mit der Wort-
und Bedeutungsentwicklung im Iranischen. Auch hier ist die der
IX. indischen Präsensklasse entsprechende Bildung in die thematische
übergetreten1), so daß die etymologische Zusammengehörigkeit der
fraglichen Verba durchaus verständlich wäre.
Wesentlich anders verhält es sich aber mit den davon abge-
leiteten Substantiven. Ai. rana- kann schon deshalb nicht mit der
Wurzel ram- unmittelbar in Beziehung gesetzt werden, weil die erste
Silbe betont ist2) und daher die Voraussetzung zu dem Verschwin-
den des labialen Nasals nicht gegeben ist. So muß denn auch von
vornherein in die Richtigkeit des allerdings von allen Wörterbüchern
für den vedischen Gebrauch von rana- angegebenen Sinnes von 'Lust,
Freude’ Zweifel gesetzt werden. Denn wenn überhaupt diese Be-
deutung für rana angesetzt wurde, so geschah es wesentlich unter
dem Eindruck, daß rana- ebenso wie das Verbum ran- zu ram- ge-
hört.3) Dasselbe gilt auch hinsichtlich der für eine erhebliche An-
zahl von RV.-Stellen von Säyana angesetzten Interpretation mit
ramamya-,4) Auch diese kann nicht als für uns verbindlich ange-
ß Vgl. Bartholomaü, Air. Wb. col. 1523 s. v. ränyö skardtay-; ders., Grdr.
d. iran. Phil. I, Abt. 1, p. 73; Reici-ielt, Awestisches Elementarbuch (1909), p. 103.
2) Ygl. Pän. III. 3. 58. Vart. 3; Säyana, RV.-Komm. zu RV. I. 85, 10 (ed.
M. Müller, vol. I, p. 696).
3) Vgl. Grassmann, Wb. zum RV.
4) Z. B. zu X. 9. 1 (939), IX. 96. 9 (808), VI. 41. 4 (482), III. 55. 7 (289),
I. 116. 21 (116). Außer Betracht bleiben die Erklärungen zu raniäni (RV. I. 85.
10): stutyäni ramamyäni dhanäni und zu ranäya RV. III. 47. 1: ramaniya-sa-
mgrämärtham madäya, indem hier der Begriff des Freudigen (ram) durch die