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Ruska, Julius; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1917, 2. Abhandlung): Zur ältesten arabischen Algebra und Rechenkunst — Heidelberg, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.37635#0004
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J. Ruska:

Text der Algebra des Muhammad b. Müsä al-Hwärazml1 bei-
gefügte Übersetzung nicht den Wortlaut wiedergibt, sondern sich
ziemlich grolle Freiheiten gestattet. Sie schien auch darum erwünscht,
weil über die Grundlagen der arabischen Algebra so viele entgegen-
gesetzte und sich ausschließende Ansichten geäußert worden sind,
daß von einer Erschöpfung des Gegenstandes noch immer nicht
gesprochen werden kann. Im weiteren Verlauf der Arbeit stellte
sich dann die Notwendigkeit heraus, auch andere Texte und Über-
setzungen in den Bereich der Untersuchung zu ziehen, und so ist
schließlich eine Reihe von mehr oder minder zusammenhängenden
Einzelbeiträgen zur Geschichte der älteren arabischen Mathematik ent-
standen. Das beigegebene Register wird die Aufsuchung bestimmter
Gegenstände der Untersuchungen erleichtern.
1 Man kann eine ganze Musterkarte von Umschreibungen dieses Namens
zusammenstellen; so schreibt Colebrooke (1817) Khuwärezmi, Rosen (1831)
of Klio war ezm, Woepcke (1863) Alkhärizmi, Marre (1865) A1 Kh är e z m,
Rodet (1878) Al-Khärizmi, Hankel (1874) alHovärezml, Cantor (1880)
Alchwarizml, van Yloten (1895) Al-Khowarezmi, Suter (1900) el-
Chowäresml oder Chwäresmi, Björnbo (1905) Alkwarizmi, Wiedemann
(1906) al Chärizmi, Bosmans (1906) El-Cho wärizmi, Karpinski (1910)
A 1-Khowarizm i, Smith (1911) Al-Khowärazmi, Eneström Alkhwarizmi
und Alkwarismi. Dazu kommen die alten Formen Alchoarismi in der
Übersetzung des Gerhard von Cremona, Alghuarizim, Alguarizin,
Algaurizm, Algaurizin in den Handschriften der Übersetzung des Robert
Castrensis (Bibi. Math. 3. F., Bd. 11, 1910/11, S. 130; die Formen mit in und im
sind offenbar aus den Formen mit m und mi entstanden, die mit au aus ua),
Alghoarismi, Algoarismi, Algorismi in der Pratica Arismetrice des
Johannes Hispalensis, Algoritmi im Traktat de numero Indorum, Volks-
tümliche Weiterbildung führt von Algorismus zu augorisme und augrim
(Smith-Karpinski, The hindu-arabic numerals, Boston 1911, S. 120, 121).
Alle Formen mit Khwa-und Chwa- beruhen auf buchstäblicher Um-
schreibung der Zeichengruppe 1 ß-, die der persischen Sprache eigentümlich
ist und etwa khö gesprochen wird (vgl. XujpcuJ]Uia, Xopdupioi). Da der zweite
Vokal von pjj\ß- Hwärazm nach Vullers (S. 736) ein Fatha ist, lautet die genaue
Umschreibung der Nisbe al-Hwärazmi oder Alhwärazmi. Die Wieder-
gabe von q durch k, von j durch s ist falsch, die Umschreibung von durch
ch oder kh ist nicht eindeutig genug, der allgemeinen Verwendung von H
und h stehen typographische Schwierigkeiten gegenüber. Man vermeidet diese
und andere Klippen, wenn man Rosen folgend den Verfasser Muhammad
b. Mu sä nennt. Will man die geschichtlichen Zusammenhänge betonen, so
wird man besser Algoritmi oder Algorithmus schreiben, wie man auch
Averroes statt Ibn Rusd sagt. Sowenig wir das Wort Averroismus durch
Ibnrusdismus ersetzen können, so wenig ist die moderne Umschreibung Al-
hwärazmi geeignet, die Erinnerung au die Algorith miker lebendig zu
erhalten.
 
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