Zur ältesten arabischen Algebra und Rechenkunst.
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beschreibt. Man wird also annehmen dürfen, daß das indische
Ziffer- und Rechensystem, wenn es bei den Arabern am Anfang des
9. Jahrhunderts wissenschaftlich gelehrt wurde, im Laufe dieses und
der folgenden Jahrhunderte in der islamischen Welt sich auszu-
breiten begann. Wenn es die griechischen und arabischen Zahl-
bezeichnungen nur langsam verdrängte, da selbst Astronomen und
Geographen für ihre Tafeln an den gewohnten Zeichen festhielten,
so steht dem genau die gleiche Erscheinung im Abendland gegen-
über. Die ältesten dokumentarischen Spuren der Ziffern reichen
hier bis ins 10. Jahrh.1 Ungeachtet der Bemühungen des Pisaners
Leonardo (Liber abbaci 1202) und anderer Meister bediente man
sich aber in Wissenschaft und Praxis noch Jahrhunderte lang der
römischen Zahlzeichen, so daß diese in Deutschland um 1500
geradezu „deutsche Zahlen“ im Gegensatz zu den „Ziffern“ heißen.2
VI. Über die Erbteilungsaufgaben in der Algebra des
Muhammad b. Müsa und die ursprüngliche Anwendung
der Termini mal und schal'.
Als weitere Quellen für die Geschichte des Rechnens und der
Algebra kommen die arabischen Abhandlungen über Erbteilung
in Betracht. Bisher ist von ihnen in der Geschichte der Mathematik
noch nirgends Gebrauch gemacht worden, obgleich sich vom Erstling
dieser Verbindung von Mathematik und Rechtswissenschaft, der
uns in Muhammad b. Müsäs „Algebra“ vorliegt, durch Jahr-
hunderte hindurch eine gewohnheitsmäßige und sachlich begründete
Vereinigung von Rechenkunst und Erbteilungswissenschaft verfolgen
läßt. Ich erinnere an den 895 gestorbenen Historiker, Astronomen
und Mathematiker al-Dlnawari, der das ganze von Muhammad
b. Müsä behandelte Gebiet in besonderen Schriften darstellte3, an
den Kadi rAbd al-Hamid aus Basra, „sehr gelehrt in Rechenkunst,
Algebra, Ausmessungslehre und Erbteilung“4, sodann an Abu
1 Hierzu sind die Nachweise in Smith und Karpinski, The Hindu-
Arabic Numerals, Boston and London 1911, S. 137 ff. zu vergleichen.
2 Fr. Unger, a. a. 0., S. 14.
3 Der Fihrist erwähnt, von ihm S. 78 ein Buch über hi sab alliind, ein
Buch alfjam" waltafrik, ein Buch algabr walmukäbcdah, ein Buch nawädir altfabr,
ein Buch ahvasäjä und ein Buch hisäb aldaur. Vgl. Suter, Die Math, und Astr.
d. Araber, S. 31, N. 60. Al-DTnawari starb 895.
4 Suter, a. a. 0., S. 38, N. 72.
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beschreibt. Man wird also annehmen dürfen, daß das indische
Ziffer- und Rechensystem, wenn es bei den Arabern am Anfang des
9. Jahrhunderts wissenschaftlich gelehrt wurde, im Laufe dieses und
der folgenden Jahrhunderte in der islamischen Welt sich auszu-
breiten begann. Wenn es die griechischen und arabischen Zahl-
bezeichnungen nur langsam verdrängte, da selbst Astronomen und
Geographen für ihre Tafeln an den gewohnten Zeichen festhielten,
so steht dem genau die gleiche Erscheinung im Abendland gegen-
über. Die ältesten dokumentarischen Spuren der Ziffern reichen
hier bis ins 10. Jahrh.1 Ungeachtet der Bemühungen des Pisaners
Leonardo (Liber abbaci 1202) und anderer Meister bediente man
sich aber in Wissenschaft und Praxis noch Jahrhunderte lang der
römischen Zahlzeichen, so daß diese in Deutschland um 1500
geradezu „deutsche Zahlen“ im Gegensatz zu den „Ziffern“ heißen.2
VI. Über die Erbteilungsaufgaben in der Algebra des
Muhammad b. Müsa und die ursprüngliche Anwendung
der Termini mal und schal'.
Als weitere Quellen für die Geschichte des Rechnens und der
Algebra kommen die arabischen Abhandlungen über Erbteilung
in Betracht. Bisher ist von ihnen in der Geschichte der Mathematik
noch nirgends Gebrauch gemacht worden, obgleich sich vom Erstling
dieser Verbindung von Mathematik und Rechtswissenschaft, der
uns in Muhammad b. Müsäs „Algebra“ vorliegt, durch Jahr-
hunderte hindurch eine gewohnheitsmäßige und sachlich begründete
Vereinigung von Rechenkunst und Erbteilungswissenschaft verfolgen
läßt. Ich erinnere an den 895 gestorbenen Historiker, Astronomen
und Mathematiker al-Dlnawari, der das ganze von Muhammad
b. Müsä behandelte Gebiet in besonderen Schriften darstellte3, an
den Kadi rAbd al-Hamid aus Basra, „sehr gelehrt in Rechenkunst,
Algebra, Ausmessungslehre und Erbteilung“4, sodann an Abu
1 Hierzu sind die Nachweise in Smith und Karpinski, The Hindu-
Arabic Numerals, Boston and London 1911, S. 137 ff. zu vergleichen.
2 Fr. Unger, a. a. 0., S. 14.
3 Der Fihrist erwähnt, von ihm S. 78 ein Buch über hi sab alliind, ein
Buch alfjam" waltafrik, ein Buch algabr walmukäbcdah, ein Buch nawädir altfabr,
ein Buch ahvasäjä und ein Buch hisäb aldaur. Vgl. Suter, Die Math, und Astr.
d. Araber, S. 31, N. 60. Al-DTnawari starb 895.
4 Suter, a. a. 0., S. 38, N. 72.