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Ruska, Julius; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1917, 2. Abhandlung): Zur ältesten arabischen Algebra und Rechenkunst — Heidelberg, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.37635#0022
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22

J. Ruska:

weiter, daß das Verfahren auch die Regel des Erbrichters oder
Testamentsvollstreckers Ajjüb b. Sulaimän genannt wird — denn
so ist das Wort äivisor nach einer Randnote der Handschrift „Dicitur
divisor qui res a defuncto relicta(s) partitur, [et] hoc apud Arabes“
zweifellos zu übersetzen. Wir erblicken darin eine Bestätigung der
Vermutung, daß die Rechenkunst und die Kunst der Gleichungs-
auflösung nicht nur bei den Astronomen, sondern ganz besonders
auch bei den Notaren und Rechtsgelehrten eine Pflegestätte gefunden
hat. Wären uns von HäggI Hallfa (Bd. IV, S. 398) mehr als
die drei Worte l—uri (Joj\J> faraid Ajjüb al-JBasri über-
liefert, so könnte die Annahme, daß dieser Ajjüb der Job filius
S alomonis ist, auf ihre Berechtigung geprüft werden. Suter sucht
(Bibi. Math., 3. Folge, Bd. 3, 1903, S. 350) den J o b wie den Ver-
fasser des Liber augmenti et diminutionis unter den spanischen
Gelehrten des 10. und 11. Jahrhunderts. Nach ihm können zwei
Eijü b b. Soleimän in Betracht kommen, die sich mit Erbteilungen
befaßten; die größere Wahrscheinlichkeit spreche für Abu Sälih
Eijüb b. Soleimän aus Cordova, der 914 starb. Eine Entscheidung
zwischen beiden Vermutungen wird erst möglich sein, wenn der
vollständige Name des Basrensers oder der Autor Abraham
selbst feststeht, der das Buch ,,compilavit et secundum librum qui
Indorum dictus est composuit“. Auch wenn sich, wie Suter später
in einem Vortrag auf dem III. Internationalen Mathematikerkongreß
zu Heidelberg 1904 (vgl. Verhandlungen S. 558) nachzuweisen ver-
suchte, der Ägypter Abü Kämil Sugä' b. Aslam hinter dem
Namen Ibrahim verbergen sollte •— eine Vermutung, die mit guten
Gründen gestützt wird und noch dadurch an Interesse gewinnt, daß
es gerade dieser Autor ist, der im Fihrist als Verfasser eines
lutäb algam waltafnk wie eines kitäb alhataain bezeichnet wird
(Flügel, Kitäb al-Fihrist, Bd. I, S. 281) wäre der Basrenser
als erster arabischer Schriftsteller, der das indische Umkehrungs-
verfahren in die Technik der Gleichungen eingeführt hätte, in Er-
wägung zu ziehen.
Wenn aber nun Gantor a. a. 0. behauptet, daß dieses Verfahren
bei den Arabern den sonderbaren Namen der Wortrechnung
geführt habe, so zeigt ein Blick in den lateinischen Text und die
Rückübersetzung ins Arabische, daß diese Behauptung auf einem
Mißverständnis beruht. Es heißt im Text nicht regula sermonis,
sondern regula sermonis eins, und das ist weiter nichts als die
 
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