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Ruska, Julius; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1917, 2. Abhandlung): Zur ältesten arabischen Algebra und Rechenkunst — Heidelberg, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.37635#0098
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98

J. Ruska:

gleichen Wurzel gebildet sind, während Rosen vier verschiedene und
dabei recht unbestimmte Ausdrücke zur Übersetzung verwendet.
Das ist schon ein methodischer Mißgriff; dazu kommt aber noch,
daß die Ausdrücke 3. und 4. im arabischen Text falsch gestellt
sind, wenn wir die Übersetzung anerkennen, oder umgekehrt, daß
Rosens Übersetzung falsch ist, wenn wir den Text gelten lassen.
Um zum Verständnis der Ausdrücke zu gelangen, müssen wir
von sir und taman ausgehen. Wenn wir alsir mit „die Schätz-
ung“ übersetzen, so ist almusa'ar „das Geschätzte“, die ge-
schätzte Ware1; in gleicher Weise ist nach altäman „der Wert“
das Partizipium almutamman „das Gewertete“ gebildet. Wir
müssen also altaman = the sum, almutamman = the quantity setzen.
Die Worte musa'ar und sir geben in freier, dem arabischen Sprach-
geist angepaßter Weise das indische prämafia (argument) und phalam
(fruit) wieder, während in mutamman und taman die Äquivalente
von icchd (demand) und icchäpala (fruit of the demand) vorliegen.
Vom mathematischen Standpunkt ist darin, daß die arabische Be-
zeichnung schon grammatisch die Gleichartigkeit der Größen in
musa'ar und mutamman einerseits, sir und taman andererseits zum
Ausdruck bringt — wir würden die Worte „Ware“ und „Preis“
über den Ansatz stellen —, ein terminologischer Fortschritt zu er-
blicken; der Inder muß ausdrücklich bemerken, daß «argument and
requisition must be of like denomination; the fruit, which is of a
different species, Stands betiveen them».
Von irgendeiner Anspielung auf die griechische Lehre von den
Proportionen ist bei Muhammad b. Müsä weder im Kapitel von
den Geschäften noch sonstwo das geringste zu lesen. Damit wird
auch Rosens kühner Versuch hinfällig, das Wort mubain
mit inversely proportionale zu übersetzen. Wir müssen bei der
Grundbedeutung „abgesondert, getrennt“ oder der sich daraus leicht
ergebenden Bedeutung „sich gegenüberstehend“ stehenbleiben, also
wie es bei dem soeben angeführten indischen Zitat der Fall ist, nur
den rein äußerlichen Gesichtspunkt der Anordnung der vier Zahlen
im Rechenschema bei der Übersetzung im Auge haben. Das Wort
ist weiter nichts als ein Synonym zu dem Partizip Jalä* niukdbil
„entgegengesetzt“, das uns an die Kbliw mulcabalah, oppositio er-
innert. Auch der Ausdruck two notions am Anfang der Übersetzung

1 Der Ä— musa 'ir ist der „inspecteur des poids et mesures“ und
tasHr oder tasHrah ist das „regiement pour le prix des denrees“ (Dozy s. v.).
 
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