Der Alkibiades-Kommentar des Jamblichos.
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eigentümliches Gepräge1. Daher erledige ich die Übereinstimmun
gen mit ihrer Zwillingsschwester gleich bei der Behandlung dieser,
ehe ich sie selbst eingehend untersuche. Diese Anklänge lassen
sich gemeinsam auf den Vorwurf 118 B άμαθ-ία . . . συνοικείς . . .
τη έσχάτη, ώς ο λόγος σου κατηγορεί και συ σαυτοΰ, und auf die Er-
mahnung 124 A πειθόμενος έμοί τε καί τω έν Δελφοΐς γράμματι γνώΤι
σαυτόν bezw. auf die in diese Tempelinschrift hineingelegte Philo-
sophie zurückführen.
Als hellenistischer Wortführer der alten Kyniker gefällt sich
der Verfasser der beiden Philippiken somit in der Maske des
Sokrates, während er diejenige des unverbesserlichen Alkibiades
seinen Widersachern aufsetzt. In VI beweist dies schon der Titel
durch das Epitheton άπαίδευτος (119 B; 123 D), das bereits
Antisthenes auf den jungen Athener angewandt hatte (fr. 10
eck Mullach), ebenso aber auch die Beschuldigung des Mangels
an σοφία 234, 11; vgl. 262, 26 : 123 D; 133 B; vgl. U8Cfh; 119 A;
121 E. Diese Beziehung erweist deutlich den politischen Charakter
der kaiserlichen Kundgebung. In VII verrät er sich durch
291, 26 άμαθΐα; 291, 8 άμαθ-ής : 118 B; —- 276, 11 εί σοι μή σχολή
γέγονε μάθει ν : 119 Β τί δει ... μανθάνοντα πράγματα εχειν: —·
269, 6 συμβουλή : 106 Cff.—272, 22 πολιτεία : 118 Β; 133 Ε. -
Namentlich ist hier zu beachten 273, 23 άνήρ καί στρατηγεΐν καί
φιλοσοφεΐν έθέλων (vgl. VI 249, 14) und 269, 17 όνήσαι bezw. VI
261, 1 ώφελεΐν τούς συμπολιτευομένους (vgl. VII 309, 3) = Zweck
der kynischen Ansprachen. Hierzu paßt es auch, daß Herakleios
(Eunap fr. 18, 3 ed. Dindorf) erklärt hatte, er habe es mit seiner
Belehrung des Kaisers auf das ώφελεΐν ές την βασιλείαν abgesehen.
Demgemäß wird in den beiden Entgegnungen den Kynikern, die
sich mehr durch unfruchtbares Nörgeln als durch förderliche Mit-
arbeit hervortaten, gewissermaßen ein Spiegel vorgehalten, worin
sie ihre ganze politische Unfähigkeit erkennen sollen. Handelt
doch der ,,Alkibiades“ nach dem Kommentar des Damaskios
eben περί του πολιτικώς γνώναι έαυτόν, während der Erklärer Olym-
1 Zu VI und VII s. besonders Weber, De Dione Chrysostomo Cynico-
rum sectatore. Leipz. Studien z. klass. Philol. 10. 1887, 177. — Prächter,
Dion Chrysostomos als Quelle Julians. Arch. f. Gesch. d. Philosophie 5.
1891, 42. — Asmus, Programm v. Tauberbischofsheim 38ff. und Freiburg
48ff. — France(-Wright), Diss. 101 „Julian and Dio“. —- Geffcken 97;
156; 94ff.; 155ff.
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eigentümliches Gepräge1. Daher erledige ich die Übereinstimmun
gen mit ihrer Zwillingsschwester gleich bei der Behandlung dieser,
ehe ich sie selbst eingehend untersuche. Diese Anklänge lassen
sich gemeinsam auf den Vorwurf 118 B άμαθ-ία . . . συνοικείς . . .
τη έσχάτη, ώς ο λόγος σου κατηγορεί και συ σαυτοΰ, und auf die Er-
mahnung 124 A πειθόμενος έμοί τε καί τω έν Δελφοΐς γράμματι γνώΤι
σαυτόν bezw. auf die in diese Tempelinschrift hineingelegte Philo-
sophie zurückführen.
Als hellenistischer Wortführer der alten Kyniker gefällt sich
der Verfasser der beiden Philippiken somit in der Maske des
Sokrates, während er diejenige des unverbesserlichen Alkibiades
seinen Widersachern aufsetzt. In VI beweist dies schon der Titel
durch das Epitheton άπαίδευτος (119 B; 123 D), das bereits
Antisthenes auf den jungen Athener angewandt hatte (fr. 10
eck Mullach), ebenso aber auch die Beschuldigung des Mangels
an σοφία 234, 11; vgl. 262, 26 : 123 D; 133 B; vgl. U8Cfh; 119 A;
121 E. Diese Beziehung erweist deutlich den politischen Charakter
der kaiserlichen Kundgebung. In VII verrät er sich durch
291, 26 άμαθΐα; 291, 8 άμαθ-ής : 118 B; —- 276, 11 εί σοι μή σχολή
γέγονε μάθει ν : 119 Β τί δει ... μανθάνοντα πράγματα εχειν: —·
269, 6 συμβουλή : 106 Cff.—272, 22 πολιτεία : 118 Β; 133 Ε. -
Namentlich ist hier zu beachten 273, 23 άνήρ καί στρατηγεΐν καί
φιλοσοφεΐν έθέλων (vgl. VI 249, 14) und 269, 17 όνήσαι bezw. VI
261, 1 ώφελεΐν τούς συμπολιτευομένους (vgl. VII 309, 3) = Zweck
der kynischen Ansprachen. Hierzu paßt es auch, daß Herakleios
(Eunap fr. 18, 3 ed. Dindorf) erklärt hatte, er habe es mit seiner
Belehrung des Kaisers auf das ώφελεΐν ές την βασιλείαν abgesehen.
Demgemäß wird in den beiden Entgegnungen den Kynikern, die
sich mehr durch unfruchtbares Nörgeln als durch förderliche Mit-
arbeit hervortaten, gewissermaßen ein Spiegel vorgehalten, worin
sie ihre ganze politische Unfähigkeit erkennen sollen. Handelt
doch der ,,Alkibiades“ nach dem Kommentar des Damaskios
eben περί του πολιτικώς γνώναι έαυτόν, während der Erklärer Olym-
1 Zu VI und VII s. besonders Weber, De Dione Chrysostomo Cynico-
rum sectatore. Leipz. Studien z. klass. Philol. 10. 1887, 177. — Prächter,
Dion Chrysostomos als Quelle Julians. Arch. f. Gesch. d. Philosophie 5.
1891, 42. — Asmus, Programm v. Tauberbischofsheim 38ff. und Freiburg
48ff. — France(-Wright), Diss. 101 „Julian and Dio“. —- Geffcken 97;
156; 94ff.; 155ff.