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Asmus, Rudolf; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1917, 3. Abhandlung): Der Alkibiades-Kommentar des Jamblichos als Hauptquelle für Kaiser Julian — Heidelberg, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.37636#0015
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Der Alkibiades-Kommentar des Jamblichos.

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sich lassenden λόγοι,, θεωρίαι oder πράξεις über die Hauptbegriffe
der einzelnen Abschnitte, womit, nach PO zu schließen, der ausge-
schriebene Kommentar deren Analyse synthetisch eingeleitet hatte.
Das beste Beispiel hierfür bietet die für das ganze Werk grund-
legende Ausführung P30ff.; 50ff.; 60ff. (vgl. 110ff.; 113ff.) über
den έρως. Hier werden in enger Fühlung mit dem „Phaedrus“ und
dem ,,Gastmahl“ die vielgestaltigen Abstufungen und Klassen
dieses alles durchdringenden und zusammenhaltenden Prinzips,
ihr Verhältnis zu den Seelen und die besonderen Eigenschaften
seiner verschiedenen Vertreter besprochen, und zwar derart, daß
wir daraus lediglich die erotische Manifestation des aus IV und V
bekannten Helios-νους νοερός wieder erkennen. Diese in sich
abgeschlossenen Darlegungen hatten stets das Ganze im Auge
und zogen unter Verwendung der dem Dialog selbst eigenen Aus-
drucksweise ohne jegliche Scheu vor Wiederholungen die vorher-
gegangenen und nicht minder die erst nachfolgenden Erklärungen
in den Bereich ihres augenbhcklichen Interesses. Daher ist bei
Julian sehr oft, namentlich von dem speziell-kynischen Teile an, wo
die Fährte der jamblichischen Einleitung allmählich verschwindet,
trotz der Unverkennbarkeit seiner Anlehnung an den „Alkibiades“,
das von ihm gerade ausgenützte Kapitel der die einzelnen συλλο-
γισμοί behandelnden Vorlage nicht mehr festzustellen. Sagt doch
P 307 selbst: έκαστος των λόγων συντελεί τη πάση προθέσει καί τό
αύτό τω διαλόγω παντ'ι τέλος ένίσταται.
236, 14—237, 7. Der Kaiser legt in unserer Erörterung zu-
nächst die sämtlichen φύσεις fest. Er gliedert sie unter Betonung
des antimaterialistischen Standpunktes, aber doch mit Anlehnung
an die Stoa und im Anschluß an Platon und Aristoteles nach ihrer
geringeren oder größeren Teilnahme an der göttlichen Gabe des
Prometheus und des Hermes. Bei dieser Einordnung der mensch-
lichen Seele, auf die es vorzüglich abgesehen ist, handelt es sich
im wesentlichen um eine Verwertung der solaren Weltseelen-
theorie vom denkenden Feuer, die von Kleanthes begründet und
von Poseidonios weiter ausgebildet wurde1. Es soll auf ihr die
Auslegung der ΓΣ aufgebaut werden, und zwar mittelst der 132 D
gebotenen Erläuterung des γνώναι bezw. der νόησις durch die οψις,
die ihrerseits wieder auf die Resp. 508Aff. ausgeführte Erkennt-
1 S. v. Scala, Doxographische Reste bei Ammianus Marcellinus. Inns-
bruck 1898, 28ff.; Cumont, Theologie 15,2.
 
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