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Dibelius, Martin; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1917, 4. Abhandlung): Die Isisweihe bei Apuleius und verwandte Initiations-Riten — Heidelberg, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.37637#0025
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Die Isisweihe hei Apuleius und verwandte Initiations-Riten.

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Elemente emporsteigen; er dankt es derselben Göttin, die XI 5
als rerum naturae parens, elementorum omnium domina erscheint.
Nicht sicher zu entscheiden, aber auch nicht von besonderer
Wichtigkeit ist die Frage, ob die vier empedokleischen Elemente
gemeint sind oder andere kosmische στοιχεία. Man könnte ver-
sucht sein, an eine Zwölfzahl zu denken, weil Lucius am anderen
Morgen mit zwölf Gewändern angetan erscheint (XI 24), die in
der Tat auf zwölf von ihm durchschrittene Zonen deuten dürften1;
aber das wären dann wohl Himmelsregionen, in die der Myste
erst nach seiner Fahrt durch die Elemente gelangt. Welcherlei
στοιχεία auch gemeint sind — die kosmische Bedeutung auch die-
ses Aktes darf behauptet werden2.
Sie für den letzten Akt der heiligen Handlung nachzuweisen,
ist kaum nötig: jetzt gelangt der Myste in den Bereich des Him-
mels und schaut die Sonne. Dieser Sinn des Ritus ist deutlicher
als sein Hergang. Daß ein Ritus geübt wurde, ist wohl sicher;
man hat die sakramentalen Vorgänge nicht deshalb aufeinander
folgen lassen, um den letzten Akt der inneren Schauungskraft
des Visionärs anheimzugeben. Also etwa: der Myste betritt einen
Raum, der das Reich der dii superi darstellt und dessen heller
Lichtglanz — vielleicht plötzlich entzündet — ihm um so strah-
lender vorkommt, je mehr sein Auge vorher des Lichtes entwöhnt
war. Daß man solche Lichtwirkungen hervorzubringen wußte,
ist aus Zeugnissen über andere Mysterien bekannt3; für die Isis-
feiern wird es auch durch Firmicus Maternus bestätigt4. Aber
gerade weil die Feier hier den Höhepunkt erreicht, wird man auch
mit einer höchsten Steigerung des psychischen Erregungszustandes
beim Mysten zu rechnen haben. Dies gilt zumal von der Epiphanie
1 Vgl. Reitzenstein, Archiv VII 408.
2 Vgl. über die verschiedenen Aufzählungen von στοιχεία Bousset,
Hauptprobleme der Gnosis S. 223 ff.
3 Dio Ghrysost. oratio XII 33, I p. 163 Arnim σκότους τε καί φωτός
εναλλάξ αύτω φαινομένων, nämlich in einem Mysterienheiligtum der Athener.
Das bei Stobaeus (Anth. V p. 1087 Hense) unter des Themistios Namen
überlieferte Fragment: έκ δέ τούτου φως τι θαμ,υάσιον άπήντησε καί τόποι κα-
θαροί καί λειμώνες έδέξαντο (Fortsetzung der oben S. 22 A. 1 zitierten Stelle).
4 Firmicus Maternus de errore prof. rel. II 4 p. 5 Ziegler in der Polemik
gegen den Isiskult: nec ostensi tibi luminis splendore corrigeris, vgl. auch
Aristides, sacr. serm. III 46 p. 424 Keil έγένετο δέ καί φως παρά τής
Ίσιδος καί έτερα αμύθητα φέροντα εις σωτηρίαν (aber an dieser Stelle ist
nicht von einer Initiation die Rede).
 
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