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Bartholomae, Christian; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1918, 1. Abhandlung): Zur Buchenfrage: eine sprachgeschichtliche Untersuchung — Heidelberg, 1918

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https://doi.org/10.11588/diglit.37663#0024
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16

CHRISTIAN BARTHOLOMAE:

und SociN GirPh. 7 b. 269 hat sich dieser Erklärung angeschlossen.
Ich halte sie nicht für angängig, sondern nehme vielmehr an, daß
mr — wenn alt — unter dem Einfluß von MWMr durch Mr ersetzt
worden ist*).
26. Mit der Feststellung, daß imMukrl der Wandel <7—G nicht
stattgefunden hat, fällt nun aber auch die notwendige Vorbedingung
für den Ersatz von f durch A Es ist mir auch in der Tat kein
iranisches Wort bekannt, darin er im Alukrl vorläge. Nun gibt
freilich HouTUM-ScHiNDLER an, daß anstelle des dem Türkischen
entlehnten^) npers. -mhx 'Glas, Flasche' im Alukri gesprochen
wird. Dabei ist aber die Tatsache zu erwägen, daß es im Neu-
persischen auch ein Lehnwort gibt, das insbesondere die Be-
deutung hat 'ein Stück Aletall (Gold, Silber, usw.), Afetallstange,
Klumpen'. Ich halte es für sehr wohl möglich, daß die lautlich
einander recht nahestehenden Wörter im Mukri zusammengeworfen
worden sind. Es erklärt sich das besonders leicht, wenn die Wörter
nicht nur zur Benennung des ungeformten Stoffs — Aletall, Glas —-
dienten, sondern auch als Bezeichnung für daraus gefertigte Gerät-
schaften, wie das ja bei den Wörtern für Glas, Gold, Silber,
Kupfer, usw. allenthalben gang und gäbe ist, z. B. für Schmuck-
gegenstände, für Trinkgefäße, usw. Aus gleichem Anlaß ist ja auch
das alte germanische Wort für 'Bernstein' *gÜV — s. das lat.
g2esM772 — zum Ausdruck für 'Glas' geworden; ,,das in vorchrist-
licher Zeit . . . eingeführte Glas (zunächst als Glasperlen) übernahm
den germ. Namen des Bernsteins, der auch als Perlenschmuck
diente"; so KLUGE EtWbDSprT 172; s.auchScHRADERReallex.^97.
Trug im Germanischen zum Zusammenfließen der Wörter für
Bernstein und Glas die Ähnlichkeit der Stoffe, d. i. deren Durch-
sichtigkeit bei, so war sie bei den kurdischen Wörtern für Glas
und Metall durch deren lautliche Ähnlichkeit begünstigt. Auf
keinen Fall kann M. als Beweisstück für einen lautlichen
Übergang verwendet werden.
27. Der in § 23 vorgeschlagene Weg zur Erklärung des M.
ist also nicht gangbar. Aber auch wenn der analogische Aus-

1) Eine brauchbare Etymologie des kurd.Mr'Schwert' kenne ich nicht;
s. JusTi DictKurd. 263 und KurdGr. 35, 60 (wozu aber AirWb. 1680).
2) So nach ZENKER.
 
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