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CHRISTIAN BARTHOLOMAE:
auch nach ScHRADER altes h enthält (s. § 13), überhaupt nicht zu
vereinigen, trotz JusTis früherer, von ScHRADER gebilligter An-
nahme (s. §20). Allein auch schwer mit den germanischen Wörtern
ae. wzbc, usw. Denn ihr /A, zzz weist auf urslawisches e, dies aber
nach allgemeiner Annahme weiter auf idg. e + Nasal oder auf
silbischen Nasal; s. LESKiEN GrAbulgSpr. 9, 47. Hoops hat für
die slavischen Wörter ein Urwort aufgestellt. Und ein zA
(mit starktonigem f) setzen ja allerdings auch die doch wohl zu-
gehörigen baltischen (bei Hoops nicht erwähnten) Ulmennamen:
lit. czzz/r^zzm, lett. ALsne voraus; s. dazu BEzzENBERGER BB. 27.
307 No., 23. 310 No. Auch gebe ich ohne weiteres zu, daß ein
*zV%U° im Kurdischen wahrscheinlich — ein Beweis ist bei dem
Mangel weiterer entsprechender Beispiele nicht zu erbringen —
auch nichts anderes ergeben hätte als eben Uz. Aber im Slavischen
würde jenes zA doch zu I geführt haben; s. VoNDRAK SlavGr. 7.
114ff., LESKiEN a.a.O. 12, 47, 191. Danach hätten wir ein russ.
*Azzz, nicht c/Azzz zu erwarten. Es ist jedoch leicht möglich, daß
das zunächst entstandene slav. *Dz°, gleichviel ob sein i auf zA
oder auf I oder auch auf ei beruht, frühzeitig eine Umgestaltung
infolge Anschlusses an ein anderes lautähnliches Wort mit e er-
fahren hat. Solchen Einfluß aber könnte gar wohl das Verbum
(aksl.) peza/z 'binden', cezzi 'ich binde' ausgeübt habeiV), und zwar
darum, weil sich die Baststreifen der Ulme vorzüglich als Bänder
eignen, gedreht zu Seilen, usw^).
0 S. dazu VoNDRAK a.a.O. 7.184, LESKiEN a.a.O. 66. Ich nehme an,
daß das aksl. seltenere 'Fessel' neben pza sein c von cezah bezogen hat,
unter Mitwirkung von Musterpaaren wie 'ich biege' —U^zz 'Bogen',
u. a. m.
s) Man sollte sich davor hüten, aus der lautlichen Gleichheit des russ.
r/az[H und des aksl. c^z[%h gleich auf Urverwandtschaft der Wörter zu
schließen. Bei alten Gegenstandswörtern muß man immer mit der Möglich-
keit rechnen, daß ihre lautlichen Beziehungen zu Zeitwörtern auf jüngerem
durch irgend welche begriffliche Anknüpfung hervorgerufenen Lautanschluß
beruhe. Und das gilt auch von den alten Baumnamen. Wenn wir bei
ScHRADER Reallexü 163 lesen: ,,Lateinisch heißt der Baum' (nämlich die
Eibe) ,ZzRrng', das sich mit dem griech. TÖ^or'Bogen' in der Weise vereinigt,
daß beide zu der idg. Wurzel ZeLy 'künstlich verfertigen' gehören", so ist
das geradezu falsch; der Auslaut der ,,Wurzel" ist ja, wie das griech.
lehrt, ^ (Ze^-, nach BRUGMANNS Bezeichnung), statt wäre also Gox-roy
zu erwarten. Man sieht aber daraus, welcher Gefahr man sich aussetzt, wenn
man um jeden Preis 'etymologisieren' will; s. § 6 No.
CHRISTIAN BARTHOLOMAE:
auch nach ScHRADER altes h enthält (s. § 13), überhaupt nicht zu
vereinigen, trotz JusTis früherer, von ScHRADER gebilligter An-
nahme (s. §20). Allein auch schwer mit den germanischen Wörtern
ae. wzbc, usw. Denn ihr /A, zzz weist auf urslawisches e, dies aber
nach allgemeiner Annahme weiter auf idg. e + Nasal oder auf
silbischen Nasal; s. LESKiEN GrAbulgSpr. 9, 47. Hoops hat für
die slavischen Wörter ein Urwort aufgestellt. Und ein zA
(mit starktonigem f) setzen ja allerdings auch die doch wohl zu-
gehörigen baltischen (bei Hoops nicht erwähnten) Ulmennamen:
lit. czzz/r^zzm, lett. ALsne voraus; s. dazu BEzzENBERGER BB. 27.
307 No., 23. 310 No. Auch gebe ich ohne weiteres zu, daß ein
*zV%U° im Kurdischen wahrscheinlich — ein Beweis ist bei dem
Mangel weiterer entsprechender Beispiele nicht zu erbringen —
auch nichts anderes ergeben hätte als eben Uz. Aber im Slavischen
würde jenes zA doch zu I geführt haben; s. VoNDRAK SlavGr. 7.
114ff., LESKiEN a.a.O. 12, 47, 191. Danach hätten wir ein russ.
*Azzz, nicht c/Azzz zu erwarten. Es ist jedoch leicht möglich, daß
das zunächst entstandene slav. *Dz°, gleichviel ob sein i auf zA
oder auf I oder auch auf ei beruht, frühzeitig eine Umgestaltung
infolge Anschlusses an ein anderes lautähnliches Wort mit e er-
fahren hat. Solchen Einfluß aber könnte gar wohl das Verbum
(aksl.) peza/z 'binden', cezzi 'ich binde' ausgeübt habeiV), und zwar
darum, weil sich die Baststreifen der Ulme vorzüglich als Bänder
eignen, gedreht zu Seilen, usw^).
0 S. dazu VoNDRAK a.a.O. 7.184, LESKiEN a.a.O. 66. Ich nehme an,
daß das aksl. seltenere 'Fessel' neben pza sein c von cezah bezogen hat,
unter Mitwirkung von Musterpaaren wie 'ich biege' —U^zz 'Bogen',
u. a. m.
s) Man sollte sich davor hüten, aus der lautlichen Gleichheit des russ.
r/az[H und des aksl. c^z[%h gleich auf Urverwandtschaft der Wörter zu
schließen. Bei alten Gegenstandswörtern muß man immer mit der Möglich-
keit rechnen, daß ihre lautlichen Beziehungen zu Zeitwörtern auf jüngerem
durch irgend welche begriffliche Anknüpfung hervorgerufenen Lautanschluß
beruhe. Und das gilt auch von den alten Baumnamen. Wenn wir bei
ScHRADER Reallexü 163 lesen: ,,Lateinisch heißt der Baum' (nämlich die
Eibe) ,ZzRrng', das sich mit dem griech. TÖ^or'Bogen' in der Weise vereinigt,
daß beide zu der idg. Wurzel ZeLy 'künstlich verfertigen' gehören", so ist
das geradezu falsch; der Auslaut der ,,Wurzel" ist ja, wie das griech.
lehrt, ^ (Ze^-, nach BRUGMANNS Bezeichnung), statt wäre also Gox-roy
zu erwarten. Man sieht aber daraus, welcher Gefahr man sich aussetzt, wenn
man um jeden Preis 'etymologisieren' will; s. § 6 No.