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Preuschen, Erwin; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1918, 15. Abhandlung): Untersuchungen zum Diatessaron Tatians — Heidelberg, 1918

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https://doi.org/10.11588/diglit.37677#0046
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Erwin Preuschen:

brauchtes Buch beziehen wird, nichts anderes, als der Ausfluß
einer vorgefaßten Meinung, wenn Zahn behauptet87), wer der An-
sicht sei, daß Tatian sein Buch griechisch geschrieben habe, solle
wenigstens deutlich bekennen, daß: ein griechisches Diatessaron
schlechterdings nicht bezeugt, sondern nur von den früheren Ge-
lehrten, denen die Geschichte des Werkes bei den Syrern so gut
wie unbekannt geblieben wäre, als selbstverständlich voraus-
gesetzt worden sei. Tatsächlich enthüllt eine Aufklärung der Ge-
schichte des Buches uns keineswegs seinen Ursprung, und die
von Zahn hier dermaßen gescholtenen Gelehrten verdienen keinen
Tadel, wenn sie meinten, daß ein Gelehrter, der nur und aus-
schließlich als Schriftsteller in griechischer Sprache bekannt ge-
worden ist, ein Buch, das einen griechischen Kunstausdruck als
Titel trug und dessen früheste Erwähnung in der Kirchen-
geschichte des Eusebius von keinem Leser anders als auf ein
griechisches Werk gedeutet werden kann, auch in griechischer
Sprache abgefaßt gewesen sein müsse. Jedenfalls sollte man
denken, daß dem die Beweislast zufalle, der eine andere Ansicht
als richtig zur Geltung bringen wolle. Indem Zahn mit einem be-
kannten Fechterkunstgriff den Spieß umdreht88), hat er das Urteil
nicht nur bei solchen, denen in diesen verwickelten Fragen die
Grundlagen für eine selbständige Entscheidung fehlen, getrübt.
Nun scheint an einer Stelle der von Tatian gebotene Text
selbst den deutlichen Beweis dafür zu liefern, daß das Werk nicht
griechisch, sondern syrisch war. M 10, 10 (L 9, 3) und m 6, 8
stehen in einem unlösbaren Widerspruch miteinander.89) Denn dort
wird den Jüngern verboten, einen Stab mitzunehmen und Sandalen
zu tragen, hier sollen sie einen Stab tragen und sich Sandalen
unter die Füße binden. Das sind zwei ganz verschiedene An-
schauungsAveisen: nach Matthäus sollen die Jünger überhaupt keine
großen Missionsreisen unternehmen, wie das die Wanderpropheten
machen, sondern sich auf die kirchliche Unterweisung am Ort be-
schränken; nach Markus sollen sie im Gegenteil von Ort zu Ort
87) Geschichte d. ntl. Kanons I, S. 409.
88) Geschichte d. ntl. Kanons I, S. 414: „ Womit will man es denn wahrschein-
lich machen, daß es von Tatian griechisch niedergeschriehen und erst nachträg-
lich ins Syrische übersetzt worden sei?“
8δ) M 10, 10: (μή κτήσησθε) πήραν εις όδόν, μηδέ δύο χιτώνας, μηδέ
ύποδήματα, μηδέ ^dßbov. m 6, 8 f.: παρήγγειλεν αύτοΐς, ινα μηδέν αϊρωσιν εις
όδόν, ei μή ήάβδον μόνον ’ μή πήραν, μή άρτον, μή εις τήν ζώνην χαλκόν ’
αλλά ύποδεδεμένους σανδάλια, και μή ένδύσησθε δύο χιτώνας.
 
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