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Preuschen, Erwin; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1918, 15. Abhandlung): Untersuchungen zum Diatessaron Tatians — Heidelberg, 1918

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https://doi.org/10.11588/diglit.37677#0050
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50

Erwin Preuschen:

nennt ihn Eusebius und im Zusammenhang mit dieser Erwähnung
bringt er die Nachricht über das Diatessaron, das bei manchen
Leuten in Gebrauch sei. Hätte er damit gemeint, daß dies Buch
zum Unterschied von · den andern Schriften syrisch geschrieben
und daß die τινές die syrischen Gemeinden seien, so würde er
das zum Ausdruck gebracht haben. Darüber hilft keine Dialektik
hinweg, auch wenn sie noch so selbstbewußt auftritt.
Neben das Zeugnis des Eusebius, das bereits (S. 16 f.) besprochen
ist, tritt das Zeugnis des Epiphanius.97) Man mag die geistigen Fähig-
keiten dieses Schriftstellers noch so gering einschätzen, auch zu-
geben, daß er auf weite Strecken nichts anderes geliefert hat als
Auszüge aus älteren Quellen, die er mit eignen Beobachtungen und
allerlei fragwürdigen Erkundungen aufgewärmt und mit der Brühe
eines durchaus unverfälschten Hasses übergossen hat; man mag
ferner annehmen, daß er seine Quellen nicht immer richtig ver-
standen hat, sie vielleicht auch zuweilen mit Absicht unrichtig
wiedergeben wollte: daß er dennoch zahlreiche wertvolle Nach-
richten als einziger aufbewahrt hat, und daß man daher seine An-
gaben sorgfältig zu prüfen die Pflicht hat, könnte nur blinder Un-
verstand leugnen. Was er über Tatian anzugeben weiß, stellt
sich nun freilich in der Hauptsache als eine wortreiche und mit
einigen Zusätzen erweiterte Wiederholung dessen dar, was Irenaus
über Tatian und sein Verhältnis zu Justin bemerkt hatte98), und
was sich aus dem λόχος προς "Ελληνας, den Epiphanius gekannt zu
haben scheint, entnehmen ließ. Die Bemerkungen über Justin,
der mit hohen Lobsprüchen bedacht wird, besonders über sein
Martyrium, werden aus Eusebius entnommen sein. Das alles ist
nur Zutat, mit der Epiphanius hier wie an anderen Stellen zu ver-
decken sucht, daß er über den zu behandelnden Sektenvater im
Grund nur wenig zu sagen weiß. Die Angaben über Tatian selbst
und über seine Wirksamkeit lassen sich nicht mehr im einzelnen
auf ihre Quellen zurückführen. Daß er Syrer gewesen sei, be-
hauptet Epiphanius aus einer auf ihn gekommenen Kunde zu
wissen.99) Damit kann er eine Lesefrucht aus dem λόχος be-
97) Epiphanius, haer. 46, 1.
98) Vgl. Lipsius, Zur Quellenkritik des Epiphanius, Wien 1865, S. 218 f.
Lipsius meint, daß Epiphanius seine Bemerkung über das Diatessaron dem Syn-
tagma des Hippolyt entlehnt habe. Dafür spricht nichts, vielmehr redet Epiphanius
hier so, wie er zu reden pflegt, wenn er eigene Weisheit vorträgt.
") haer. 46, 1: καί ήν μέν ΣΟρος τό χενος, ώς ή εις ιημας έλθοΟσα χνώσις
περιέχει.
 
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