Studien zu den gerin. Dichtungen vom Weltuntergang.
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Rachen des Wolfes aufreißt, offenbar zu Fuß geht — spielte doch
in der Volkssage sogar sein Schuh dabei eine Rolle —, so muß
gleiches von Odin gelten, der ja auch sonst zuweilen als Fußgänger
und in der Sage von Sigmunds Tod als Fußkämpfer mit dem
Speer erscheint.
Aufklärend ist ferner ein bestimmtes Verhältnis zwischen
den Quellenaussagen. Die Wissensfragen stellen einander gegen-
über 'Surt und die Äsen’ oder 'Surt und unsere Götter (en sväso
god)’ ; entsprechend die Lokasenna Frey und die Muspellssöhne.
Man liebte es offenbar, dem Variationstrieb der stabreimenden
Dichtung gemäß, die nebeneinander genannten Parteien von
verschiedenen Seiten zu beleuchten; wurde die eine nach dem
Führer benannt, so die andere nach dem Heer, und umgekehrt.
Diese Gewohnheit variierender Bezeichnung erklärt es, daß Surt
und die Muspellssöhne in keiner poetischen Quelle ausdrücklich
als Kampfgenossen genannt werden.
Endlich noch ein Wort über die Frage, ob denn die Rache für
Freyr von jeher gefehlt hat. Darauf wäre schon aus Gründen
des inneren Stils mit Zuversicht 'nein’ zu antworten. Aber auch
die Überlieferung enthält deutliche Winke. In den Vafprüönismäl
51 lautet auf die Frage, welche Äsen beim Erlöschen der Surts-
lohe die Göttergüter verwalten, die Antwort: 'Vidar und Väli
bewohnen die Heiligtümer der Götter, wenn Surts Lohe erlischt;
Mööi und Magni sollen den Miöllnir führen, wenn Thor nicht
mehr kämpft’1. Nach den bewahrten Eddatexten müßte man
dies so deuten, daß je zwei Söhne Odins und Thors genannt sind.
Denn auch Väli, der Sohn der Vrind, gilt ihnen als Odinssohn
(Hyndl. 29, vgl. Vegt. 11.) Dieser Väli hat aber einen Doppel-
gänger, 'Bous’ bei Saxo, der ebenfalls ein Sohn Odins und der
Vrind (Rinda) und ebenfalls Rächer des Baldr ist. Einer der
beiden Doppelgänger muß sekundär die Rolle des anderen sich
angeeignet haben. Es hat aber Bous ohne Zweifel die bessere
Anwartschaft auf sie. Einmal durch seinen Namen: er stabt
mit Baldr, dem Namen des Bruders, und er führt etymologisch
auf den Sinn 'der Zeuger’, was seinen Träger als ursprünglichen
Vegetationsgott und damit als echten Verwandten des Baldr
erweist. Ferner dadurch, daß in Dänemark noch im 13. Jahr-
1 Vingnis at vigproti, = pä er prißr vig Vingnis, 'wenn Vi-ngnirs Tot-
schläge (an Riesen) ansbleiben’, also: nach Thors Tode.
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Rachen des Wolfes aufreißt, offenbar zu Fuß geht — spielte doch
in der Volkssage sogar sein Schuh dabei eine Rolle —, so muß
gleiches von Odin gelten, der ja auch sonst zuweilen als Fußgänger
und in der Sage von Sigmunds Tod als Fußkämpfer mit dem
Speer erscheint.
Aufklärend ist ferner ein bestimmtes Verhältnis zwischen
den Quellenaussagen. Die Wissensfragen stellen einander gegen-
über 'Surt und die Äsen’ oder 'Surt und unsere Götter (en sväso
god)’ ; entsprechend die Lokasenna Frey und die Muspellssöhne.
Man liebte es offenbar, dem Variationstrieb der stabreimenden
Dichtung gemäß, die nebeneinander genannten Parteien von
verschiedenen Seiten zu beleuchten; wurde die eine nach dem
Führer benannt, so die andere nach dem Heer, und umgekehrt.
Diese Gewohnheit variierender Bezeichnung erklärt es, daß Surt
und die Muspellssöhne in keiner poetischen Quelle ausdrücklich
als Kampfgenossen genannt werden.
Endlich noch ein Wort über die Frage, ob denn die Rache für
Freyr von jeher gefehlt hat. Darauf wäre schon aus Gründen
des inneren Stils mit Zuversicht 'nein’ zu antworten. Aber auch
die Überlieferung enthält deutliche Winke. In den Vafprüönismäl
51 lautet auf die Frage, welche Äsen beim Erlöschen der Surts-
lohe die Göttergüter verwalten, die Antwort: 'Vidar und Väli
bewohnen die Heiligtümer der Götter, wenn Surts Lohe erlischt;
Mööi und Magni sollen den Miöllnir führen, wenn Thor nicht
mehr kämpft’1. Nach den bewahrten Eddatexten müßte man
dies so deuten, daß je zwei Söhne Odins und Thors genannt sind.
Denn auch Väli, der Sohn der Vrind, gilt ihnen als Odinssohn
(Hyndl. 29, vgl. Vegt. 11.) Dieser Väli hat aber einen Doppel-
gänger, 'Bous’ bei Saxo, der ebenfalls ein Sohn Odins und der
Vrind (Rinda) und ebenfalls Rächer des Baldr ist. Einer der
beiden Doppelgänger muß sekundär die Rolle des anderen sich
angeeignet haben. Es hat aber Bous ohne Zweifel die bessere
Anwartschaft auf sie. Einmal durch seinen Namen: er stabt
mit Baldr, dem Namen des Bruders, und er führt etymologisch
auf den Sinn 'der Zeuger’, was seinen Träger als ursprünglichen
Vegetationsgott und damit als echten Verwandten des Baldr
erweist. Ferner dadurch, daß in Dänemark noch im 13. Jahr-
1 Vingnis at vigproti, = pä er prißr vig Vingnis, 'wenn Vi-ngnirs Tot-
schläge (an Riesen) ansbleiben’, also: nach Thors Tode.