52 Gustav Neckel: Studien.zu den germ. Dichtungen vom Weltuntergang.
wiederum, wie die Ragnarökmythen das germanische Krieger-
leben spiegeln, wie sie von der Weltanschauung des germanischen
Kriegertums gefärbt sind.
Aber das kann nicht verdecken, daß ihr Grundstoff fremder
Herkunft ist. Diese Einsicht, die wir Olrik verdanken, wirft
zugleich Licht auf das Alter der Stoffe und damit auf die Vor-
geschichte der nordischen Überlieferung. Die Lieblingsanschauung
der letzten Jahrzehnte, daß die Wurzeln dieser und der eddischen
Dichtung überhaupt in der Wikingzeit lägen, ist nicht länger
haltbar, weil sie außerstande ist, das Vorliegende begreiflich zu
machen. Die altnordische Literaturgeschichte, die um 800 beginnt,
bedarf, um verstanden werden zu können, einer Vorgeschichte.
Und damit kommt auch die vergleichende Betrachtung nord-
und südgermanischer Kulturreste, die unter Bugge zur Lehre
von den angelsächsischen Lehnwörtern in der altnordischen Dich-
tung geworden war, wieder zu ihrem Recht, zum Besten aller
germanischen Einzelphilologien, nicht zuletzt der deutschen:
unsere spärlichen stabreimenden Denkmäler, aber auch das Hel-
denepos unseres Mittelalters können erst bei Untersuchung ihrer
vorgeschichtlichen Grundlagen richtig gewürdigt werden.
wiederum, wie die Ragnarökmythen das germanische Krieger-
leben spiegeln, wie sie von der Weltanschauung des germanischen
Kriegertums gefärbt sind.
Aber das kann nicht verdecken, daß ihr Grundstoff fremder
Herkunft ist. Diese Einsicht, die wir Olrik verdanken, wirft
zugleich Licht auf das Alter der Stoffe und damit auf die Vor-
geschichte der nordischen Überlieferung. Die Lieblingsanschauung
der letzten Jahrzehnte, daß die Wurzeln dieser und der eddischen
Dichtung überhaupt in der Wikingzeit lägen, ist nicht länger
haltbar, weil sie außerstande ist, das Vorliegende begreiflich zu
machen. Die altnordische Literaturgeschichte, die um 800 beginnt,
bedarf, um verstanden werden zu können, einer Vorgeschichte.
Und damit kommt auch die vergleichende Betrachtung nord-
und südgermanischer Kulturreste, die unter Bugge zur Lehre
von den angelsächsischen Lehnwörtern in der altnordischen Dich-
tung geworden war, wieder zu ihrem Recht, zum Besten aller
germanischen Einzelphilologien, nicht zuletzt der deutschen:
unsere spärlichen stabreimenden Denkmäler, aber auch das Hel-
denepos unseres Mittelalters können erst bei Untersuchung ihrer
vorgeschichtlichen Grundlagen richtig gewürdigt werden.