Über das landschaftliche Relief bei den Griechen. 7
cento in äußerer Bereicherung sich zu verschaffen oder zu be-
wahren: gewiß eine organische Weiterentwicklung, und doch eine
Auflösung, wie sie in ähnlicher Form, wenn auch nicht entfernt
in derselben Stärke und in stets eng bleibendem Zusammenhang
mit den überwundenen älteren Kunststufen, uns die hellenistische
Kunst bietet8.
Das Material an griechischen Reliefs, welches uns vorliegt,
läßt sich in folgende Hauptgattungen gliedern: Architektonische
Reliefs, Grabreliefs, Weihreliefs, Urkunden- und Sarkophagreliefs.
Die Basisreliefs gehören ihrer ganzen Funktion nach zu den archi-
tektonischen: eingespannt in ein festes tektonisches Gefüge, ord-
nen sie sich ihrer Aufgabe in ähnlicher Weise unter, wie es die
Reliefs eines Tempelfrieses oder einer Metopenplatte tun. Eigenes
Leben ist ihnen nicht beschieden. An dem Werk, das sie schmücken,
sind sie nichts als ein dem Ganzen untergeordnetes, das tektoni-
sche Bild vervollständigendes und stützendes Glied.
Ebensowenig wird man den griechischen Sarkophagreliefs
in diesem Sinne eine eigene Bedeutung und eigene Ausbildungs-
möglichkeiten zuschreiben wollen. Unterscheiden sie sich doch
von dem Fries eines Tempels lediglich durch ihre engere seitliche
Begrenzung. Bei der architektonischen Form der meisten Sarko-
phage fällt auch ihr Schmuck unter den Begriff des architektoni-
schen Reliefs.
Da die Urkundenreliefs, gering an Zahl und meistens auch an
künstlerischer Bedeutung, unberücksichtigt bleiben können, so
haben wir es nur noch mit den drei oben an erster Stelle aufge-
zählten Erscheinungsformen zu tun.
Wie haben .sich diese drei Formen des Reliefs zur Landschaft
gestellt9 ?
8 Das Schlagwort vom griechischen Barock haben Lippold (Gött.
gel. Anz. 1914, 6 S. 351 ff.) und Rodenwaldt (Ztschrft. für Ästhetik usw.
XI 1916 S. 432 ff.) gebührend eingeschränkt.
9 Woermann, Die Landschaft in der Kunst der alten Völker, und
Helbig, Untersuchungen über die campanische Wandmalerei, werden als
bekannt vorausgesetzt und nicht weiter angeführt. Felix Rosen, Die Natur
in der Kunst (Teubner 1903) und Wilhelm Ganzenmüller, Das Natur-
gefühl im Mittelalter (Teubner 1914) sind für die von uns behandelten Pro-
bleme trotz gelegentlicher Heranziehung der Antike unergiebig. Wage,
The reliefs in the Palazzo Spada, Papers of the British School at Rome V
1910 S. 167 ff. geht in seiner kurzen Besprechung der vorhellenistischen
landschaftlichen Reliefs auf die von uns erörterten Fragen nicht ein.
cento in äußerer Bereicherung sich zu verschaffen oder zu be-
wahren: gewiß eine organische Weiterentwicklung, und doch eine
Auflösung, wie sie in ähnlicher Form, wenn auch nicht entfernt
in derselben Stärke und in stets eng bleibendem Zusammenhang
mit den überwundenen älteren Kunststufen, uns die hellenistische
Kunst bietet8.
Das Material an griechischen Reliefs, welches uns vorliegt,
läßt sich in folgende Hauptgattungen gliedern: Architektonische
Reliefs, Grabreliefs, Weihreliefs, Urkunden- und Sarkophagreliefs.
Die Basisreliefs gehören ihrer ganzen Funktion nach zu den archi-
tektonischen: eingespannt in ein festes tektonisches Gefüge, ord-
nen sie sich ihrer Aufgabe in ähnlicher Weise unter, wie es die
Reliefs eines Tempelfrieses oder einer Metopenplatte tun. Eigenes
Leben ist ihnen nicht beschieden. An dem Werk, das sie schmücken,
sind sie nichts als ein dem Ganzen untergeordnetes, das tektoni-
sche Bild vervollständigendes und stützendes Glied.
Ebensowenig wird man den griechischen Sarkophagreliefs
in diesem Sinne eine eigene Bedeutung und eigene Ausbildungs-
möglichkeiten zuschreiben wollen. Unterscheiden sie sich doch
von dem Fries eines Tempels lediglich durch ihre engere seitliche
Begrenzung. Bei der architektonischen Form der meisten Sarko-
phage fällt auch ihr Schmuck unter den Begriff des architektoni-
schen Reliefs.
Da die Urkundenreliefs, gering an Zahl und meistens auch an
künstlerischer Bedeutung, unberücksichtigt bleiben können, so
haben wir es nur noch mit den drei oben an erster Stelle aufge-
zählten Erscheinungsformen zu tun.
Wie haben .sich diese drei Formen des Reliefs zur Landschaft
gestellt9 ?
8 Das Schlagwort vom griechischen Barock haben Lippold (Gött.
gel. Anz. 1914, 6 S. 351 ff.) und Rodenwaldt (Ztschrft. für Ästhetik usw.
XI 1916 S. 432 ff.) gebührend eingeschränkt.
9 Woermann, Die Landschaft in der Kunst der alten Völker, und
Helbig, Untersuchungen über die campanische Wandmalerei, werden als
bekannt vorausgesetzt und nicht weiter angeführt. Felix Rosen, Die Natur
in der Kunst (Teubner 1903) und Wilhelm Ganzenmüller, Das Natur-
gefühl im Mittelalter (Teubner 1914) sind für die von uns behandelten Pro-
bleme trotz gelegentlicher Heranziehung der Antike unergiebig. Wage,
The reliefs in the Palazzo Spada, Papers of the British School at Rome V
1910 S. 167 ff. geht in seiner kurzen Besprechung der vorhellenistischen
landschaftlichen Reliefs auf die von uns erörterten Fragen nicht ein.