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Rudole Pagenstecher:
in irgend einer Weise zu gliedern und einen zweiten beschränk-
teren Hintergrund von ihm abzuteilen, der nicht die ganze Höhe
des Bildes einnimmt. Es ist bezeichnend, daß auf dem Mün-
chener Weihrelief die erhobene rechte Hand des sitzenden Gottes
genau mit dem Rand des Vorhanges abschneidet42.
Dieses sogenannte Opferrelief unterscheidet sich in seiner
ganzen Aufmachung durch nichts von den Weihreliefs an Askle-
pios: der sitzende Gott, die neben ihm stehende göttliche Gefähr-
tin, der Altar und die auf ihn zuschreitende Schar der Anbetenden.
Neu ist die freiere Verteilung der Figuren im Raum, die seltsame
Abstufung der Figurengröße und endlich die Art der Landschafts-
behandlung: ein mächtiger mit heiliger Binde umschlungener
Baum, in seinem Schatten auf hohem Pfeiler archaische Götter-
bilder.
Die einzelnen Elemente sind nicht unbekannt: die hohe
Luftschicht, Vorhang und Baum. Neu ist aber die ins Einzelne
gehende Behandlung des Lokals, die Zusammenfassung zu einem
einheitlichen Bilde.
Wahrscheinlich hätte dieses Relief in Athen nicht entstehen
können. Es soll aus Korinth stammen. Soviel an Landschaft-
lichem das 5. und 4. Jahrhundert geleistet haben, der andere
Geist in diesem Relief läßt sich nicht verkennen. Die kleinasiati-
schen Totenmahle scheinen den Weg zu weisen. Vorhang, Baum
und hoher Pfeiler sind ihre stehenden Requisiten. Das Votiv-
relief hat offenbar in Kleinasien sich sehr bald aus den ersten
attischen Anfängen selbständig weiter entwickelt43. Das hellenisti-
sche Reliefbild kündigt sich an.
II. Das Reliefbild.
Entstehungszeit und Entstehungsort der Reliefbilder sind
noch immer, auch nach Sieverings Untersuchung44, strittig. Für
die erste Frage besteht der Zweifel hellenistisch oder römisch,
für die zweite: Orient oder Rom, und wenn Orient: Alexandrien
oder Kleinasien ?
Die Uneinheitlichkeit der Reliefbilder ist schon früh bemerkt
worden. Schreiber selbst hat sich ihr im Laufe seiner weiteren
42 Bulle, Der schöne Mensch, Taf. 279.
43 Pfuhl, a. a. O. (Anm. 40).
44 Brunn-Bruckmann, Taf. 621—'630.
Rudole Pagenstecher:
in irgend einer Weise zu gliedern und einen zweiten beschränk-
teren Hintergrund von ihm abzuteilen, der nicht die ganze Höhe
des Bildes einnimmt. Es ist bezeichnend, daß auf dem Mün-
chener Weihrelief die erhobene rechte Hand des sitzenden Gottes
genau mit dem Rand des Vorhanges abschneidet42.
Dieses sogenannte Opferrelief unterscheidet sich in seiner
ganzen Aufmachung durch nichts von den Weihreliefs an Askle-
pios: der sitzende Gott, die neben ihm stehende göttliche Gefähr-
tin, der Altar und die auf ihn zuschreitende Schar der Anbetenden.
Neu ist die freiere Verteilung der Figuren im Raum, die seltsame
Abstufung der Figurengröße und endlich die Art der Landschafts-
behandlung: ein mächtiger mit heiliger Binde umschlungener
Baum, in seinem Schatten auf hohem Pfeiler archaische Götter-
bilder.
Die einzelnen Elemente sind nicht unbekannt: die hohe
Luftschicht, Vorhang und Baum. Neu ist aber die ins Einzelne
gehende Behandlung des Lokals, die Zusammenfassung zu einem
einheitlichen Bilde.
Wahrscheinlich hätte dieses Relief in Athen nicht entstehen
können. Es soll aus Korinth stammen. Soviel an Landschaft-
lichem das 5. und 4. Jahrhundert geleistet haben, der andere
Geist in diesem Relief läßt sich nicht verkennen. Die kleinasiati-
schen Totenmahle scheinen den Weg zu weisen. Vorhang, Baum
und hoher Pfeiler sind ihre stehenden Requisiten. Das Votiv-
relief hat offenbar in Kleinasien sich sehr bald aus den ersten
attischen Anfängen selbständig weiter entwickelt43. Das hellenisti-
sche Reliefbild kündigt sich an.
II. Das Reliefbild.
Entstehungszeit und Entstehungsort der Reliefbilder sind
noch immer, auch nach Sieverings Untersuchung44, strittig. Für
die erste Frage besteht der Zweifel hellenistisch oder römisch,
für die zweite: Orient oder Rom, und wenn Orient: Alexandrien
oder Kleinasien ?
Die Uneinheitlichkeit der Reliefbilder ist schon früh bemerkt
worden. Schreiber selbst hat sich ihr im Laufe seiner weiteren
42 Bulle, Der schöne Mensch, Taf. 279.
43 Pfuhl, a. a. O. (Anm. 40).
44 Brunn-Bruckmann, Taf. 621—'630.