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Pagenstecher, Rudolf; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 1. Abhandlung): Über das landschaftliche Relief bei den Griechen — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37678#0037
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Über das landschaftliche Relief bei den Griechen.

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fang des 2. Jahrhunderts, und da wir unsere Schalenform zu den
ältesten rechnen, ist die Verweisung in das 3. Jahrhundert kaum
zweifelhaft.
Die Tellerform des Opfers des Eros ist genauer nicht datier-
bar. Doch kommt eine spätere Zeit als die erste Hälfte des 2. Jahr-
hunderts auf keinen Fall für das Relief in Betracht. Wahrscheinlich
ist es bedeutend älter, auf jeden Fall gut hellenistisch und der
unbelaubte Baum spricht für frühe Zeit.
Damit ist bewiesen, daß das nur um seiner selbst
willen ohne einen religiösen Zweck geschaffene idyl-
lische Relief hellenistischen Ursprungs ist. Mag auch die
Kleinkunst auf diesem für sie besonders geeigneten Gebiet vorauf-
gegangen sein: einmal muß doch die Großplastik sich der neuen
Errungenschaften angenommen haben und das wird sehr bald
geschehen sein. Allerdings ist für diese ältesten Stücke sofort
eine Einschränkung zu machen: Hirt und Hirtin sind noch nicht
an die Stelle der Götter und Halbgötter getreten. Die Landschaft
ist noch der Aufenthalt des Eros und der Satyrn, wenn nicht etwa
der kniende Satyr der Capuaner und Heidelberger Schale (Abb. 1)
doch ein Sterblicher ist, ein Hirt, der dem Gotte ein Opfer bringt,
um sich Erfüllung sehnlichster Wünsche zu sichern.
Woher kommt das idyllische Element in die calenische Kera-
mik ? Bei der Besprechung des Erosopfers habe ich früher an-
genommen, daß alexandrinischer Einfluß am Werk gewesen und
daß, wie manches andere, auch das landschaftliche Element aus
Alexandrien sehr früh nach Unteritalien und Sizilien gekommen
sei70. An sich wäre dies durchaus denkbar, und ich sehe nichts,
was entscheidend dagegen sprechen könnte. Und doch, wenn wir
genauer hinschauen, ist mit der reichen Landschaft noch nicht
das idyllische Element erklärt. Ein neuerer Fund, der zwar noch
vereinzelt dasteht, aber doch charakteristisch genug ist, um für
allgemeinere Überlegungen als Grundlage zu dienen, ändert die
Sachlage.
Im Jahre 1912 habe ich ein kleines Tonfragment, welches ich
im Museum von Vasto d’Aimone (Provinz Chieti) fand, veröffent-
licht und es stilistisch in Verbindung mit tarentinischen Terra-
kotten gebracht71 (Taf. 1,2). Zwischen Pescara undTermoli gelegen
70 Über alexandrinischen Export nach Unteritalien: Expedition Ernst
von Sieglin II, 3 (Gefäße in Stein und Ton), S. 22 und 120.
71 Arch. Jahrb. XXVII, 1912, S. 172 Abb. 26.
 
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