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Bartholomae, Christian; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 10. Abhandlung): Zur Etymologie und Wortbildung der indogermanischen Sprachen — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37687#0004
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4 Christian Bartholomae!
varzisn zu varz-et 'er wirkt’ neben varzitan1), därisn zu dar-et
fer hält’ neben dästan, burrisn zu burr-et 'er schneidet’ neben
bntan, venisn zu ven-et 'er sieht’ neben ditan, usw. in der Tat
alte Infinitive erkenne. Ihre idg. Ausgangsgestalt setze ich mit
*-9Snai an, = ar. *-isnai, d. i. ich nehme sie der Form nach als
Dative auf -ai2). Das a, bzw. i des Ausgangs stammt aus 'Wur-
zeln’ auf -ä®, so daß er sich also in *d-snai zerlegt, mit -snai als
der eigentlichen Infinitivendung. Neben diesen dativischen In-
finitiven auf -snai gab es auch lokativische auf -seni. Ihr Ver-
hältnis zu einander gleicht jenem von ai. asne 'dem Mund’, ahne
"dem Tag’ zu asäni 'im Mund’, dhani am Tag’, sowie dem von
ai. jise czu siegen’, dativischem Infinitiv, zu jesi, lokativischem In-
finitiv, aus idg. *gi-s-äi, bzw. *gei-s-i; s. Bthl. IF. 2: 171 ff.
3 a. Darmesteters Zusammenstellung der mp. isw-Bil-
dungen mit solchen des Aind. wie jisnü-h, carisnu-h, para-
yisnu-h, usw. (vgl. Whitney Gr. 2 § 1194), Etlr. 1. 177 f.,
wird ihrer Bedeutung und Verwendung (s. § 1) nicht ge-
recht. Die aind. Bildungen dienen ausschließlich als Nom.
ag. Eine solche Bedeutung könnte aber allein in jenen mpers.
Tsw-Bildungen gefunden werden, die auf intransitive Verba
zurückgehen. So stimmt allerdings mp. bavisn (s. § 4) mit
bhavisnti-h in der Bedeutung 'sein werdend, zukünftig’ zu-
sammen. Allein solche isw-Bildungen treten gegenüber denen,
die die Bedeutung eines Nom. act. oder Part, necess. haben,
ganz zurück, und es ist nicht abzusehen, wie sie von der Be-
deutung eines Nom. ag. zu den üblichen Bedeutungen, ins-
besondere der des Nom. act. gelangt sein sollten. Dagegen
erklären sich bei der Annahme, die fsh-Bildungen seien
alte Infinitive, deren verschiedene Verwendungen ohne jede
Schwierigkeit.
4. Solcher Infinitive auf *-seni findet sich eine Anzahl im
Rgveda, s. Whitney Gr.2 § 978; z. B. saksäni zu sähate3),
parsäni zu piparti, grmsdni zu grndti, usw.; s. auch Bthl. KZ.
41. 330 f. Neben dem ai. bJiüsäni (enthalten in prabhüsäni) zu

p. Oder varzlt (‘Inf. apocop.’, vgl. hart, dat in § 1; s. dazu Bthl. WZKM.
29. 15 No. 2; so auch in der Folge.
2) Öder -ei; darauf kommt es hier nicht an.
s) Vgl. dazu Oldexberg Rgveda 2. 237.
 
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