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Bartholomae, Christian; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 10. Abhandlung): Zur Etymologie und Wortbildung der indogermanischen Sprachen — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37687#0018
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Christian ßarthololnae:

die Deutung von eibevai bei Wright a. O. 336, Brugmann-Thumb
a. 0. 411 f.1), usw., wieder einmal darauf hinzuweisen.
25. Als alte Infinitivbildungen von gleicher Art wie eiöevai
(neben döinc;) können gelten beöievai (neben bebiüug), öeöaevai (un-
belegt, neben behauuc;), und andere Perfektinfinitive, bei denen der
konsonantische w-Laut im Jonischen frühzeitig und ohne Spuren
zu hinterlassen untergehen mußte. Nach solchen Mustern wurden
alsdann die Infinitive zu den andern Perfekten gebildet; so eiKevai
(neben eiKuuc;), eoucevat (neben eouan^ — altes -Jeu- wäre je nach
der Klangfarbe des folgenden Sonanten zu -tt(tt)-, bzw. -t(t)- ge-
worden2) —, usw.
26. Zu diesen Infinitiven kommen noch zwei nicht per-
fektische auf -evai, d. i. ipaevai von unbekannter Herkunft (s. § 9),
und das jon. ievai (zugleich die einzige Infinitivform auf -evai bei
Homer)3). Ich sehe keinen Grund, der es verböte, in diesen For-
men den selben Ausgang wie in kypr. dovenai (§ 9 ff.) zu erkennen;
und für ievai ist das ja auch längst geschehen, ipaevai und dove-
nai, ievai und gAw. vidvanöi stehen in ihrer gesamten Bildung
einander völlig gleich.

27. Durch die Einführung des vom Iranischen geforderten
Infinitivausgangs -snai in die griechische Grammatik fällt auf die
griech. vai-Infinitive neues Licht. Ihre Erklärung gestaltet sich
einheitlicher. Es ist ja die Möglichkeit nicht zu bestreiten, daß
das gr. cpuvai wie cpöjuevai einen men-Stamm zur Grundlage
hat und somit idg. *bhünai aus *Hhumnai fortsetzt, so wie Hirt
es wmllte, PIdb. 2 601. Auch die nicht, daß gr, Felvai (neben
Fquevo«;) auf *Fe/evat, idg. *dhdy,enai zurückgeht. Aber att. orfjvai
(neben emerrdpevoe;) läßt sich lautgesetzlich nicht wie Feivat er-
klären, denn aus *cmx,/evai, idg. *stduenai wäre ^crravai hervor-
gegangen. Also cpuvai erforderte alsdann eine andere Ableitung
denn FeTvai, und crxfjvai ließe sich wohl wie cpuvai fassen, nicht aber
x) S. aber neuerdings Brugmann Grdr.2 2c. 899.
2) Vgl. dazu Brugmann-Thumb a. 0. 50. Freilich könnte ja das -k- von
eiKevai (und eiioK) auch durch Ausgleich für -r-, bzw. -tt- eingetreten sein;
ein *eixevai neben eoiKot, ein *evmn<; neben eiKuia und SoiKa konnten sich
nicht wohl halten.
3) Die eben ihrer Vereinzelung wegen und wegen der Fremdheit der
Bildungsweise auf äolischem Gebiet schon seit langem in ihrer Echtheit an-
gezweifelt wird; vgl. WackernagCB. 4. 278 (mit weiterer Literatur).
 
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