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Bartholomae, Christian; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 10. Abhandlung): Zur Etymologie und Wortbildung der indogermanischen Sprachen — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37687#0043
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Zur Etymologie und Wortbildung der indogermanischen Sprachen. 43
scheint röwet. auf b oder bh zu weisen1); vgl. wegen dieser Diffe-
renzen Bthl. IF. 38. 43 f. Daß etwa rn n dt 'er raubt' *runet ge-
lesen werden könnte, s. § 7, dafür fehlt es an jedem Anhaltspunkt.
Wenn aber hier röwet gelesen werden muß, so ist die gleiche Le-
sung auch für rn n dt 'er rauft' möglich, und im Hinblick auf
got. biraubön und raupjan, nhd. rauben und raufen halte ich sie
für höchst wahrscheinlich; gehören ja doch die Wörter auch ety-
mologisch eng zusammen, vgl. z. B. Weigand DWb.2 537.
12. Auffällig ist freilich, daß für öw nicht wie sonst, z. B. in
dn b dt = göivet cer spricht’, mit n b, sondern mit n n geschrieben
ist. Käme die Schreibung rn n dt nur einmal vor, so könnte
man annehmen, der Schreiber habe sich vertan, er habe den
Querstrich vergessen, der unten angefügt das n-Zeichen zum b-
Zeichen wandelt (s. IF. 12. 119)2), oder er sei verführt worden durch
das Erinnerungsbild dieses überaus häufigen Ausgangs der 3. Sing.
Präs., s. § 2. So ist ja in der Tat auch GrBd. 150. 11 rn n dt
statt rn b dt = rawet 'er geht’ überliefert, s. § 6. 1. Da aber das
gleiche rn b“ für röw° sich in drei voneinander völlig unab-
hängigen Texten findet, so ist solche Annahme unzulässig.
13. Ich halte es für sehr gut möglich, daß die ungewöhnliche
Schreibung rn n° für röw° statt rn bP einen besonderen Grund
hat. rn b dt und rn b dan da sind die Bilder für zwei ganz
geläufige Wörter, für rauet 'er geht’ und rawisnm 'der Gang’.
Die von der üblichen Schreibung abweichende Darstellung von
öw durch n n kann gar wohl absichtlich angewendet sein, um
die Wörter für Taufen’ und 'rauben’ von dem für 'gehen’ zu
scheiden. Denn das ist doch nicht zu verkennen, daß in den
BuchpahlaviTexten mancherlei Ansätze zu einer schulmäßigen
Orthographie vorliegen. Abgesehen von gewissen ungewöhnlichen
Schreibungen einzelner Wörter, auf die ich MiranM. 1. 25 ff. auf-
merksam gemacht habe — ich verweise insbesondere auf die
Schreibung dn n ak für dawalt, wofür dn b ak zu erwarten wäre —,
abgesehen ferner von der Darstellung des inlautenden ahr oder
5 Im Gegensatz zu dem Wort 'er fegt, kehrt’, rn p dt geschrieben, das
röpet meint, mit altern^?; s. sbal. röpag 'fegen’, npers. röbad und järöb 'Besen’
= mpB. gyäk röp, (geschrieben ddn ak rn p, PahlT. 108. 9.) Daß die Wörter
für 'fegen’ und 'rauben’ etymologisch zusammengehören, wie Horn NpEt. 135
wollte, ist nicht erweislich und mir nicht glaubhaft.
2) So steht z. B. rn n an statt rn b an = ruvän 'Seele’ Zeile 3 der Tafel
15 in meinen ZendHss.
 
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