Die Münstersche Täuferbewegung (1533—35) gipfelt in der
Aufrichtung einer kommunistischen Gottesherrschaft, die als der
Mittelpunkt einer die Endzeit einleitenden Weltrevolution ange-
sehen sein will. Ihr Fall war darum von entscheidender Bedeutung.
Obgleich die soziale Seite der Sache, der Münsterische Kommunis-
mus, von je die Aufmerksamkeit besonders auf sich gezogen hat
und in den Darstellungen eine Hauptrolle spielt, ist die Frage nach
seinem Ursprung wissenschaftlich noch nicht eigentlich untersucht
worden, auch nicht von den beiden Männern, denen man das
Haupt verdienst an der Erforschung der Ereignisse zusprechen
muß: Cornelius und Detmer1, auch nicht von Kautsky, dessen
breite, apologetische, sich auf Quellen stützende Behandlung des
Eindrucks auch auf Leser aus anderen politischen Lagern nicht
verfehlt hat2. Die Untersuchung führt zu klaren und merk-
würdigen Ergebnissen.
Die Lehre von der Gütergemeinschaft taucht im Herbst 1533
in Münster auf, also bereits ein halbes Jahr vor dem Beginn der
Belagerung Münsters durch den Bischof. Einmal in der Schrift
,,Bekenntnisse van beyden Sacramenten, Doepe unde Nachtmaele,
1 G. A. Cornelius, Gesch. d. Münster. Aufruhrs, 2 Bde. (bis Februar
1534), 1855, 1860; Die Berichte der Augenzeugen usw. in den Geschichts-
quellen des Bist. M. II, 1853; Hist. Arb. vornehml. z. Ref. Zeit, 1899. H. Det-
mer, Ungedr. Quellen zur Gesch. d. Wiedert. in M., Ztschr. f. vaterl. Gesch.,
1893, S. 90ff.; Kerssenbrochs Wiedertäufergesch. (mit umfangr. Einl.), hrsg.
im 5. u. 6. Bd. d. Geschichtsquellen d. B. M., 1899; Bilder aus den relig. u.
soz. Unruhen in M. während des 16. Jahrhunderts, 1903. Andere Literatur
s. in W. Köhlers trefflichem Artikel „Münster, Wiedert.“ in Haucks Real-
Enc.3 XIV, 1903 u. XXIV, 1913. Schmollers bekannter großer Aufsatz „Zur
Gesch. der nationalökonom. Anschauungen inDeutschld. während d. Reform.-
Per., Ztschr. f. Staatswissenschaft, 1860, behandelt S. 692ff. bes. 700ff.
die Vorgänge nur oberflächlich, ebenso wie die eben erschienene, recht flüch-
tige Schrift H. Schönebaums über den „Kommunismus im Reform.-Zeitalter“
(Bonn 1919) nur allgemein orientierenden Charakter hat.
2 K. Kautsky, Vorläufer des neueren Sozialismus, 3. Auf!., 1913 (1. in
der Gesch. des Sozialismus in Einzeldarst.) Internat. Bibi. 47. 48.
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Aufrichtung einer kommunistischen Gottesherrschaft, die als der
Mittelpunkt einer die Endzeit einleitenden Weltrevolution ange-
sehen sein will. Ihr Fall war darum von entscheidender Bedeutung.
Obgleich die soziale Seite der Sache, der Münsterische Kommunis-
mus, von je die Aufmerksamkeit besonders auf sich gezogen hat
und in den Darstellungen eine Hauptrolle spielt, ist die Frage nach
seinem Ursprung wissenschaftlich noch nicht eigentlich untersucht
worden, auch nicht von den beiden Männern, denen man das
Haupt verdienst an der Erforschung der Ereignisse zusprechen
muß: Cornelius und Detmer1, auch nicht von Kautsky, dessen
breite, apologetische, sich auf Quellen stützende Behandlung des
Eindrucks auch auf Leser aus anderen politischen Lagern nicht
verfehlt hat2. Die Untersuchung führt zu klaren und merk-
würdigen Ergebnissen.
Die Lehre von der Gütergemeinschaft taucht im Herbst 1533
in Münster auf, also bereits ein halbes Jahr vor dem Beginn der
Belagerung Münsters durch den Bischof. Einmal in der Schrift
,,Bekenntnisse van beyden Sacramenten, Doepe unde Nachtmaele,
1 G. A. Cornelius, Gesch. d. Münster. Aufruhrs, 2 Bde. (bis Februar
1534), 1855, 1860; Die Berichte der Augenzeugen usw. in den Geschichts-
quellen des Bist. M. II, 1853; Hist. Arb. vornehml. z. Ref. Zeit, 1899. H. Det-
mer, Ungedr. Quellen zur Gesch. d. Wiedert. in M., Ztschr. f. vaterl. Gesch.,
1893, S. 90ff.; Kerssenbrochs Wiedertäufergesch. (mit umfangr. Einl.), hrsg.
im 5. u. 6. Bd. d. Geschichtsquellen d. B. M., 1899; Bilder aus den relig. u.
soz. Unruhen in M. während des 16. Jahrhunderts, 1903. Andere Literatur
s. in W. Köhlers trefflichem Artikel „Münster, Wiedert.“ in Haucks Real-
Enc.3 XIV, 1903 u. XXIV, 1913. Schmollers bekannter großer Aufsatz „Zur
Gesch. der nationalökonom. Anschauungen inDeutschld. während d. Reform.-
Per., Ztschr. f. Staatswissenschaft, 1860, behandelt S. 692ff. bes. 700ff.
die Vorgänge nur oberflächlich, ebenso wie die eben erschienene, recht flüch-
tige Schrift H. Schönebaums über den „Kommunismus im Reform.-Zeitalter“
(Bonn 1919) nur allgemein orientierenden Charakter hat.
2 K. Kautsky, Vorläufer des neueren Sozialismus, 3. Auf!., 1913 (1. in
der Gesch. des Sozialismus in Einzeldarst.) Internat. Bibi. 47. 48.
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