Der Kommunismus der Wiedertäufer in Münster und seine Quellen. 7
gieren and das, was gemein war, sich zu eigen zu machen und
an sich zu ziehen, daher ein gut Teil ihres Reichtums geflossen sei,
und wie sie das ehrliche Vornehmen also mißbraucht haben“.
Dies ganze Stück, aus dem der Leser vor allem heraushören
mußte, daß das Abendmahl nach apostolischer Auffassung brüder-
liche Gemeinschaft aller Dinge bedeute1, hat Rothmann ein-
schließlich der Überschrift Sebastian Francks „Deutscher Chro-
nika“ entnommen, wie er selbst angibt. Er bricht hier ab, obgleich
seine Quelle noch weiter allerlei „von der Gemeinschaft aller Dinge
unter den Christen“ rede, das er „für diesmal“ nicht anzeigen
wolle; für sein Vorhaben genügte das Ausgezogene.
Wir stellen fest: so stark der kommunistische Gedanke heraus-
springt, von ökonomischen Motiven ist wenig zu spüren. Die
Religion hat das Wort und die persönliche Religiosität Rothmanns.
In diese Zeit — nach dem 8. September — setzt Kerssenbroch
{S. 418) den entschiedenen Wandel in seiner Haltung. Rothmann
nahm den vollen asketischen Ernst eines täuferischen Christen an,
auch im äußerlichen Gebaren. Der katholische Berichterstatter
legte es ihm als demagogische Heuchelei aus, daß der Mensch sich
in einen Engel des Lichts verwandelt habe. Das ist Parteifärbung.
Rothmann, der seit 1530 in raschem Ablauf alle Stadien der Ent-
wicklung vom Katholiken zum Wittenberger, Hessen, Zwinglianer
und Spiritualisten durchgemacht hatte, ist bei der letzten Stufe
angelangt: der Gedanke des Heiligungsernstes hat ihn gepackt,
wie so viele vor und nach ihm. Es ist eine zweite Bekehrung, wie
sie schon Tertullian erlebte, als er zum Montanisten wurde, wie
sie der mittelalterliche Christ erfuhr, wenn er Mönch wurde, und
später der orthodoxe Lutheraner, wenn er sich den Pietisten an-
schloß. Er predigte Erbarmen und Mäßigkeit, brüderliche Liebe
und Demut und in diesem Zusammenhang: bonis quaesitis com-
muniter utantur — familiariter inter se vivant, cum omnes sint
jratres et sorores omnesque ex aequo ad beatitudinem aeternam invi-
tentur. Daß er dabei zu scharfer Kritik der bestehenden Kirche
überging, daß sich ihm. Farben und Bilder aus der Apokalypse
1 Was er aus der Bullingersehen Vorlage, wie der Vergleich zeigt, keines-
wegs heraushören konnte. Detmer, Bilder usw. II, Bernt Rothmann S. 44,
unterschätzt den Bericht, geht ihm aber auch nicht ernsthaft zu Leibe;
Krumbholtz bewertet ihn, Zwei Schriften S. LVIII, mehr, gleitet aber über
die Quellenfrage noch leichter hinweg. Cornelius hat die nur noch in zwei
Exemplaren aufzutreibende Schrift wohl nicht eingesehen.
gieren and das, was gemein war, sich zu eigen zu machen und
an sich zu ziehen, daher ein gut Teil ihres Reichtums geflossen sei,
und wie sie das ehrliche Vornehmen also mißbraucht haben“.
Dies ganze Stück, aus dem der Leser vor allem heraushören
mußte, daß das Abendmahl nach apostolischer Auffassung brüder-
liche Gemeinschaft aller Dinge bedeute1, hat Rothmann ein-
schließlich der Überschrift Sebastian Francks „Deutscher Chro-
nika“ entnommen, wie er selbst angibt. Er bricht hier ab, obgleich
seine Quelle noch weiter allerlei „von der Gemeinschaft aller Dinge
unter den Christen“ rede, das er „für diesmal“ nicht anzeigen
wolle; für sein Vorhaben genügte das Ausgezogene.
Wir stellen fest: so stark der kommunistische Gedanke heraus-
springt, von ökonomischen Motiven ist wenig zu spüren. Die
Religion hat das Wort und die persönliche Religiosität Rothmanns.
In diese Zeit — nach dem 8. September — setzt Kerssenbroch
{S. 418) den entschiedenen Wandel in seiner Haltung. Rothmann
nahm den vollen asketischen Ernst eines täuferischen Christen an,
auch im äußerlichen Gebaren. Der katholische Berichterstatter
legte es ihm als demagogische Heuchelei aus, daß der Mensch sich
in einen Engel des Lichts verwandelt habe. Das ist Parteifärbung.
Rothmann, der seit 1530 in raschem Ablauf alle Stadien der Ent-
wicklung vom Katholiken zum Wittenberger, Hessen, Zwinglianer
und Spiritualisten durchgemacht hatte, ist bei der letzten Stufe
angelangt: der Gedanke des Heiligungsernstes hat ihn gepackt,
wie so viele vor und nach ihm. Es ist eine zweite Bekehrung, wie
sie schon Tertullian erlebte, als er zum Montanisten wurde, wie
sie der mittelalterliche Christ erfuhr, wenn er Mönch wurde, und
später der orthodoxe Lutheraner, wenn er sich den Pietisten an-
schloß. Er predigte Erbarmen und Mäßigkeit, brüderliche Liebe
und Demut und in diesem Zusammenhang: bonis quaesitis com-
muniter utantur — familiariter inter se vivant, cum omnes sint
jratres et sorores omnesque ex aequo ad beatitudinem aeternam invi-
tentur. Daß er dabei zu scharfer Kritik der bestehenden Kirche
überging, daß sich ihm. Farben und Bilder aus der Apokalypse
1 Was er aus der Bullingersehen Vorlage, wie der Vergleich zeigt, keines-
wegs heraushören konnte. Detmer, Bilder usw. II, Bernt Rothmann S. 44,
unterschätzt den Bericht, geht ihm aber auch nicht ernsthaft zu Leibe;
Krumbholtz bewertet ihn, Zwei Schriften S. LVIII, mehr, gleitet aber über
die Quellenfrage noch leichter hinweg. Cornelius hat die nur noch in zwei
Exemplaren aufzutreibende Schrift wohl nicht eingesehen.