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Schubert, Hans; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 11. Abhandlung): Der Kommunismus der Wiedertaeufer in Muenster und seine Quellen — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37688#0010
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10

H. von Schubert:

ihrem Propheten Jan Matthys die Oberhand gewannen, brachten
die Lehre von der Gütergemeinschaft nicht als einen Programm-
punkt mit. Ihr Meister Melchior Hoffmann hatte unseres Wissens
davon nichts prophezeit1. Wenn sie dann Februar/März 1534 tat-
sächlich eingeführt wird, ist es doch den Anschauungen zuzuschrei-
ben, die Rothmann seinem Bilde von den apostolischen Ideal-
zuständen entnommen und seit Monaten verbreitet hatte. Auf ihn
und seinen Bericht in der Schrift von den beiden Bekenntnissen
werden wir immer wieder zurückgeführt, wenn wir nach der
unmittelbaren Quelle des Münsterschen Kommunismus fragen. Da
er aber Sebastian Franck wieder als seine Quelle angibt, so werden
wir an diesen gewiesen. Was er weiter bei diesem gelesen, ,,für dies-
mal“ nicht mitausgezogen, aber in sich mitaufgenommen hatte, muß
man hinzunehmen, wenn man sich die Wirkung Francks auf Roth-
mann und Rothmanns auf die Münsterer vergegenwärtigen will.
2.
Daß Rothmann mit Sebastian Franck, dem tiefsinnig-
einsamen und doch ganz volkstümlich-vaterländisch empfindenden
und schreibenden Mystiker in Oberdeutschland, persönliche Be-
rührung gehabt hat, liegt durchaus im Bereich der Möglichkeit.
Als er Straßburg besuchte, das nach seinem Urteil mit Recht als
omnium christianarum urbium ac ecclesiarum corona angesehen
wurde und die Siegespalme errungen hatte2, Mai/Juni 1531, lebte
Franck dort3 und gab eben in dieser Zeit die „Chronica, Zeitbuch
und Geschichtsbibel von Anbeginn bis in dies Jahr 1531“ heraus.
Da der westfälische Prädikant bei dem toleranten Capito wohnte, in
dessen Hause die „Ketzer“ verkehrten und er selbst jedenfalls
Schwenkfeld kennen lernte, ist es allerdings sehr wahrscheinlich,
daß ihm auch Franck nicht unbekannt blieb. Mindestens wird er
1 So richtig Zur Linden, Melchior Hofmann (Haart 1885), S. 354:
„Ebensowenig (wie die Polygamie) stand die Einführung der Gütergemein-
schaft, zu welcher die Münsterschen Brüder ja schon sehr früh schritten, im
Programm unseres Propheten, der die sozialen Verhältnisse unberührt ließ.“
Rembert, Wieder!, in Jülich, S. 344, legt eine falsche Auffassung nahe.
2 Brief an G. Rehling in Münster bei Kerssenbroch S. 163. Zum fol-
genden Cornelius, Gesch. d. Münster. Aufruhrs I, 294, Gerbert, Gesell,
d. Straßb. Sektenbewegung, Straßburg 1889, S. 107, Detmer-Ivrumbholtz,
Zwei Schriften usw., S. LI, Detmer, B. R. S. 36 ff.
3 Gerberts Angabe „wohl im Sommer 1531“ ist nach Regler, Real-
Enc.3 VI, 143, 44 in „Herbst 1529“ zu korrigieren.
 
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