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Schubert, Hans; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 11. Abhandlung): Der Kommunismus der Wiedertaeufer in Muenster und seine Quellen — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37688#0013
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Der Kommunismus der Wiedertäufer in Münster und seine Quellen. 13

schon, daß ,,die apostolische Kirche bald nach der Apostel Abgang
durch den Greuel verwüstet gefallen“ sei, und indem er neben
dem lutherischen, zwinglischen und täuferischen Glauben von
einem vierten, rein geistigen redet, der ,,schon auf der Bahn“ ist,
legt er den Gedanken der ,,Restitution“ sehr nahe. Sein Brief an
Campanus vom 4. Febr. 1531 bestätigt sodann die Gemeinsamkeit
der Auffassung, daß das Verderben sofort nach den Tagen der
Apostel eingerissen, die Gemeinde Christi zum Himmel gefahren
und „seit 1400 Jahren keine versammelte Kirche oder Gemeinde
mit ihren (wahren) Sakramenten“ vorhanden sei — eine Wendung,
die genau so in des Campanus „Restitution“ und danach wieder
in der Rothmannschen wiederkehrt1.
Aus dieser Gesamtanschauung vom Geschichtsverlauf heraus
ist also 1531 Francks „Geschichtsbibel“ und auch jener Bericht
über Abendmahl und Gütergemeinschaft geschrieben, den Roth-
mann schon Herbst 1532 in sein „Bekenntnis von den beiden
Sacramenten“ aufnahm und mit einem für solche große Zusammen-
hänge geöffneten Verständnis auffaßte. Franck stellt nach seiner
Meinung einen Spezialfall des allgemeinen Vorgangs dar und zwar
einen der wichtigsten, wenn er „den Brauch der Apostel inBrechung
desHerrenbrods und in Haltung des Abendmahls“ unter Hinweis auf
Bullingers und Erasmus’ Auslegung schildert und dann unter
Berufung auf Sichard zu IV. Clemens zeigt, wie es durch die Gier
der Bischöfe anders geworden sei2. Es ist dabei außerordentlich
bezeichnend, daß er sich auf die paulinisch-synoptischen Angaben
über das Abendmahl selbst gar nicht einläßt, sondern nur die ganz
summarischen Beziehungen darauf in der Apostelgeschichte be-
handelt und auch, wo er Bullinger gibt, doch einfach zu einer
allgemeinen Schilderung des urchristlichen Gemeindelebens hinüber-
gleitet, aus der die Gemeinschaft der Liebe in allem, auch dem
Besitz als Hauptstichwort herausklingt. Wie sehr ihn dieser
Gedanke beherrscht, zeigt nun vollends das, was folgt und was
Rothmann nicht mehr aufnimmt, weil es ihm mit Recht in den
Zusammenhang, der „von Taufe und Abendmahl“ handeln soll,
1 Vgl. Rembert S. 219 u. A. 1.
2 Wenn er dann im folgenden Absatz zugibt, daß der Brauch sich bis zu
derZeit der Kaiser Arcadius undHonorius erhalten habe, so meint er dabei die
Auffassung des Abendmahls als Dank- und Gemeinschaftsmahl und nicht als
Messe, wie vor allem die Tatsache beweist, daß mit diesem Abschnitte wieder
die Benutzung Bullingers einsetzt, vgl. auch die Gesamtüberschrift: Von dem
Ursprung und Ankunft der Irrealen in dem Amt der Mess und S. 496a oben.
 
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