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Schubert, Hans; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 11. Abhandlung): Der Kommunismus der Wiedertaeufer in Muenster und seine Quellen — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37688#0025
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Der Kommunismus der Wiedertäufer in Münster und seine Quellen. 25

Das Problem der Pseudo-Clement inen im engeren Sinne,
das die Forschung seit lange stark beschäftigt, ist durch die ein-
dringende Arbeit der letzten 20 Jahre, namentlich durch das
umfassende Werk von H. Waitz seiner Lösung wesentlich näher
geführt worden1. Es darf heute als ausgemacht gelten, daß sowohl
die ps.-clementinischen Homilien wie die ps.-clementinischen Reco-
gnitionen ihre jetzige Gestalt erst in nachnicänischerZeit in lucia-
nisch-arianischen Kreisen erhalten haben. Weiter hat Waitz fest-
gestellt, daß sie beide auf derselben Grundschrift ruhen, dem
Clemensroman, der mit überwiegenden Gründen Rom als Ent-
stehungsort und der Periode des Alexander Severus (222 — 35) als
Entstehungszeit2 zugewiesen ist, und dem bereits der Clemensbrief
an Jacobus und die Gemeinde zu Jerusalem angehört haben wird.
Dieser Clemensroman wiederum ruht auf verschiedenen Quellen,
von denen die eine Hauptquelle in den judenchristlich-gnostischeii,
die andere in den katholischen Kreis der Petruslegende gehört.
Keinem von beiden, sondern dem Verfasser des Clemensromans
selbst wird der Teil des X. Buches zuzusprechen sein, mit dem wir
es hier zu tun haben.
Der Anfang des X. Ruches versetzt uns nämlich lebhaft in
den romanhaften Zusammenhang des Simon-Petrus-Kampfes und
der ihn begleitenden, sich mit ihm verwebenden Clemenserlebnisse,
d. h. der Wiedererkennungsszenen, von denen eben die eine der
beiden späteren Ausgestaltungen den Namen avayvwpic^oq reco-
gnitiones, bekam : der all seiner Verwandten beraubte, inCäsarea von
Petrus bekehrte vornehme römische Jüngling findet in dem phöni-
zischen Tripolis in Petri Begleitung die Mutter, in Laodicea die
Brüder und zuletzt auch den Vater Faustinian wieder. Hier finden
dann die langen Disputationen statt, die das Buch von VIII, 3
bis X, 53 füllen, nicht mit Simon Magus wie in den Homilien,
sondern zwischen Petrus, Clemens, seinen Brüdern und seinem
Vater, der uns Anfang X noch als Heide begegnet und um dessen
Bekehrung es sich nun gerade dreht.
1 Texte und Unters, z. altchr. Litt.-Gesch. N. F. X, 1904. Von dem-
selben der orientierende Artikel in Haucks Real-Enc.3 XXill, 312ff. (1913).
2 Kurz vorher entstand der Apollonius des Philostratus. Der Clemens-
roman und der Apolloniusroman sind verwandte Erscheinungen, beide den
Geist des Synkretismus atmend, jener mit dem Schwergewicht auf dem
Christlichen, dieser auf dem Heidnischen.
 
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