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Reitzenstein, Richard; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 12. Abhandlung): Das Mandäische Buch des Herrn der Größe und die Evangelienüberlieferung — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37689#0015
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Das mandäische Buch des Herrn der Größe.

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(Siebener)" (41,7 — 18 = 80, 3—8)L Die gesperrt gedruckten
Worte, die in der Schilderung des Christentums befremden müßten,
werden sich später noch deutlicher als Beschreibung des Heiden-
tums erweisen, das nach dem Christentum behandelt und ähnlich
wie das Judentum als Verehrung der cToc/jCa tou x6ap.ou gefaßt
war. Die Reihenfolge war also umgekehrt wie in dem K^puypa
llsTpou, wo nach der Botschaft von dem einen unsichtbaren und
ewigen Gotte, dem Schöpfer des Alls, die Mahnung folgte toutov
tov heov GsßoGais U-Tj xaxa xouc "Ekkyvap. . . p.7]Se xaxa ’ Iou-
Salouc Gsßsahs, beide näher charakterisiert und daran die posi-
tive Mahnung zum csßeG-9-at. SG. xou Xpiaxou geschlossen war.
Auch hier ist der Verlauf ähnlich, doch kehrt der Schluß noch ein-
mal zu den Christen zurück. Es folgt nämlich in Fassung 1: ,,Einige
verführen die Kinder Adams durch Demut und Schmeichelei, durch
Süßigkeit und Schlauheit, durch List und Täuschung. Den Namen
Gottes nehmen sie in ihren Mund und sprechen zu ihnen : Dies
sind die Bücher und Reden, die der Große, Erhabene uns ver-
liehen hat1 2. Sie mischen darunter Reden, durch die deren Seelen
gehemmt werden und zugrunde gehen. Sie verdrehen ihnen das
Herz und werfen Torheit in die Welt. Ich nun, der lautere Gesandte
sage euch: Höret nicht auf die Rede der Lügenpropheten3, die sich
1 In Fassung II stark verkürzt; die gesperrt gedruckten Worte sind
nur in der nach oben gerückten Andeutung „durch falsche Bilder und nichtige
Konterfeie und Gebilde“ (80,6) wiedergegeben. Dafür steht am Schluß
das schwerlich echte Sätzchen: „Sie behaupten nämlich, daß sie uns fürchten
und anbeten und bekennen“ (80,12).
2 Fassung II hat dafür: „Den Namen Gott nehmen sie in ihren
Mun d und machen Täuschung und Lug. ln Lüge fasten und beten sie und
geben sie Almosen. Sie schreiben Bücher und richten Mahnungen an sie.
Von der Weisheit, die der Große, Erhabene mir verliehen und ich euch gebracht
habe, passen sie sich an und sprechen sie nach.“ Wieder scheint hier Fassung I
stark abzukürzen, Fassung II gibt uns unmittelbaren Einblick in den Streit
der beiden Religionen. Daß die Mandäer ihrerseits die christlichen Schriften
benutzen, ist danach möglich. S. 28, 5—7 ■= 64, 10—-13 kann aus Matth. 6, 3
stammen; 28, 14—23 = 65, 20—24 wird man danach auch mit Matth. 25, 35
zu verbinden geneigt sein, wiewohl die Vorschrift selbst an vielen Stellen
und besonders oft in ägyptischen Texten begegnet. Im ganzen ist die Zahl
der Entlehnungen aus dem Christentum auffällig klein.
3 Fassung II fügt hinzu: „und wanket nicht ab vom Wege eures Herrn“.
Auch das Folgende ist teils kürzer, teils wieder reicher: „Denn die Engel
des Fehls nehmen unsere, der drei Gesandten, Gestalt an, die wir uns nach
der Tibil (Welt) begeben haben. Ich erkläre euch: auch sie begeben sich
in die Welt, doch gleichen sie nicht uns. Ihr Glanz ist kein Glanz und
 
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