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Reitzenstein, Richard; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 12. Abhandlung): Das Mandäische Buch des Herrn der Größe und die Evangelienüberlieferung — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37689#0024
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24'

R. R.EITZENSTEIN :

und dann wiederum Ruhe eintritt, werden sich von Np und seinem
Weibe und seinen Geschlechtern aus die Menschen vermehren.
Wenn die Kinder Israels sich verteilen, wird die Stadt Jerusalem
gebaut“ (87, 10 — 16). Bis hierher scheint die erklärende Einlage
zu gehen; sie durchbricht den Zusammenhang und paßt in der
Zeitberechnung nicht zu dem folgenden, das nun ganz dem Arche-
typus gehört: ,,Es kommt Enös-Uthra und geht nach Jerusalem
(schon) bevor die Dämonen in die Welt gehen werden. Zweitausend
Jahre geht Anös1 in der Welt umher. Sein Gewand ist ein Gewand
von Wasserwolken'“ usw. Die zweitausend Jahre erklären sich
daher, daß in dem sogenannten Königsbuch der Mandäer tausend
für die Blüte und tausend für das Vergehen Jerusalems angesetzt
sind. Mit Recht habe ich also die Angabe der Fassung I, daß
Jerusalems Blüte 1000 Jahre dauern wird, für den Archetypus
in Anspruch genommen und nehme daher auch jetzt die Angabe
über die Dauer des Erdenwallens des Enös für ihn in Anspruch:
es ist nach der Apokalypse mit der Existenz Jerusalems verbunden2.
Im folgenden Text stimmt Fassung 11 fast ganz zu I, aber nach
den Worten „Es gibt Wahrheit und es gibt Irrtum“ (so geordnet)
folgt: „Er führt einen jeden hinaus, der eifrig und fest im Glauben
an den Einen, den Herrn aller Lichtwelten, ist. Alsdann, wenn er
seinen Freunden die Wahrheit zeigt, die Stadt Jerusalem ver-
wüstet, und wir zu den Lichtwelten emporsteigen, offenbaren
wir uns nicht mehr in der Welt, bis die Zeit kommt und das Maß
der Welt voll ist“ (88, 11 — 18, vgl. die erste Fassung 48, 24).
Notwendig hängt hiermit 89, 8 zusammen: „Dann kommen wir
in diese Welt mit dem Glanze der Sonne, mit der Helligkeit des
Mondes, mit dem Schimmer der Sterne, mit der Kraft des Windes,
mit dem Schein, der dem Feuer verliehen ist. Bis zu jener Zeit
offenbaren wir uns nicht mehr in der Weit.“ Die schwere Wieder-
holung schließt den ursprünglichen Text dieser Apokalypse.
Vor dieser Wiederkunft schildert der Absatz 88, 19 — 89, 7
noch die Höllenfahrt: „Dann am Ende der Zeiten kommen wir
zu den Seelen der Vollkommenen und zu den Seelen der Schul-
1 In Fassung 11 setzt von hier diese jüngere Namensform ein, und Brandt
nimmt daher S. 87 A. 3 an, von hier an sei eine neue Vorlage benutzt, mit
Unrecht, da Fassung I ja weiter Enös hat. Sollte die volle Kollation der
Handschriften die bisher gemachte Beobachtung bestätigen, müßten wir
annehmen, daß von hier in Fassung II ein neuer Schreiber eingetreten ist.
2 Ein leichter Widerspruch liegt allerdings darin, daß nach 4 V 17 Enös
doch schon zu Beginn des Zeitalters da zu sein scheint.
 
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