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Reitzenstein, Richard; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 12. Abhandlung): Das Mandäische Buch des Herrn der Größe und die Evangelienüberlieferung — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37689#0037
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Das mandäische Buch des Herrn der Größe.

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nen1: — Fahnen des Glanzes werden ihm entgegen ausgehn vom Ort
des Lichtes. Die Nasoräer, die das Kopftuch sich um das Haupt
legen, werden mir Generationen und Welten wert sein.“ Daß tat-
sächlich jene alte Apokalypse in diesem jungen Text benutzt ist, zeigt
sich an dem unorganisch in letzterem angefügten Lehrstück (195,6),
die ersten drei Zeitalter hätten ganz den mandäischen Gemein-
schaften gehört; das vierte sei lauter Schlechtigkeit gewesen. Die
Worte „in jenem letzten Zeitalter“ in seiner Vorlage haben den
Verfasser des jungen Textes veranlaßt, die Erklärung in dem
Eingang der Vorlage nachzusehen und in dieser Form nachzu-
tragen. So helfen uns selbst diese jungen Texte, den Archetypus
der alten Apokalypse zurückzu gewinnen und den Zusammenhang
zwischen den einzelnen Trümmern herzustellen. Denn einen
Grundzug dieser Tradition zeigt wohl schon der rasche Überblick:
ein beständiges Verkürzen und Exzerpieren einer vollen älteren
Literatur ist ebenso unverkennbar wie das Einlegen neuer Stücke.
Es wird, ehe ich auf letztere Erscheinung eingehe, gut sein,
gleich jetzt unter dem frischen Eindruck der jüngeren Literatur
die Frage aufzuwerfen, wann die alte Apokalypse verfaßt sein
mag. Daß ihre häufige Benutzung gerade in der jüngsten Schicht
mandäischer Literatur nichts für die Ursprungszeit beweist, ist
selbstverständlich, seit wir erkannt haben, daß das Auftreten
Muhammeds und seiner Nachfolger die gleiche Stimmung wieder
schaffen mußte, aus der einst das Werk entstand2. Seine Datierung
können wir nur aus ihm, selbst gewinnen, ebenso seine Lokali-
sierung. Da scheint mir zunächst klar, daß jener ganze Grund-
gedanke, den Untergang der Welt an die Zerstörung Jerusalems
zu knüpfen, nur auf jüdischem Boden oder in der nächsten Nach-
barschaft leicht verständlich und natürlich ist. Der furchtbare
Haß gegen das Judentum, der sich wunderlich mit der Empfin-
dung, doch eines Stammes mit den Juden zu sein, paart und die
Mandäer nur als den treu gebliebenen, die „Juden“ oder die „Sünd-
haften“ aber als den abgefallenen Teil einer Volksgemeinschaft er-
scheinen läßt und jeden Volksgegensatz ausschließt, ist nicht,
1 Brandt übersetzt Rezitationen, bemerkt aber selbst, daß man auch
Strahlen (das schräge Strahlenkreuz, die „Fahne“ der Mandäer) verstehen
könne. Rezitationen haben neben Ruf und Stimme keinen Platz.
2 Auch die christliche Apokalyptik nimmt damals neuen Aufschwung.
Für die jüdische verweise ich auf M. Buttenwieser Die hebräische Elias-
apokalypse (1 897) S. 68ff.
 
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