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Reitzenstein, Richard; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 12. Abhandlung): Das Mandäische Buch des Herrn der Größe und die Evangelienüberlieferung — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37689#0039
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Das mandäische Buch des Herrn der Größe.

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■abgesehen muß die Auffassung des Christentums in der mandäischen
Apokalypse, auf die schon Brandt nachdrücklich hin wies, eine
sehr frühe Datierung empfehlen. Es erscheint durchaus als organi-
sche Fortsetzung, ja als die eigentliche Vollendung des Juden-
tums. Jesus ist der Prophet der Juden. Damit ist freilich noch
viel zu wenig gesagt. So glühend der Haß gegen den Lügen-Messias
Jesus ist, sein Auftreten und seine Werke werden für den eigenen
,,Gesandten“, für Enös, in Anspruch genommen. Dieser Enos
steht Jesus wie der Vertreter des Christentums dem des Juden-
tums gegenüber; denn die Nasoräer erscheinen tatsächlich als die
eigentlichen Christen — das Wort ist natürlich noch unbekannt
— und sie haben den echten uto? hsou oder dioc, avhpourou. Die
Jesus-Gläubigen haben nur ihre Überlieferung angenommen und
verfälscht. Man könnte versucht sein, das als eine Erfindung späterer
Zeit zu bezeichnen, aber ein Vergleich mit Paulus würde mich
bedenklich stimmen: was sich bei den Mandäern zeigt, ist doch
nur der wild übertriebene Gegensatz zu dem v6(xoq, ein Paulinis-
mus weit über Paulus hinaus, mit dem sich leicht ein Gegensatz
zu einem jüdisch gebliebenen Christentum, verbinden läßt. Die
Auffassung des Judentums ist auffällig gleich öts 3j[xev v-ypuoi,
ÜTiö toc GTOiyzZa. tou xoo(xou ■fyxsv SsSouXcogivoi. sagt Paulus und
fährt fort izoic, £7UOTpecpsT£ itaXiv zizi toc aohovvj xal tuto^oc gtoc-
01c, TzoCkiv avoihev SouXsustv AsXsts; -/jgspap 7tapaT7]p£iah£
xal pjva? xal svtauToup (Gal. 4, 3 und 4, 9. 10). Mit vollem
Recht deutet Lietzmann, die Grundauffassung ist: früher als
Heiden standen die Galater ebenso im Dienst der otoiyzioc tou
xoogou wie Paulus als Jude; jetzt ist er frei geworden und hat
auch sie befreit; sie aber wollen durch den 5louSamgop wieder in
den Dienst der GToiyziy. treten. Das ist die Auffassung, die noch
in der Lehre von den gtoijzioc in der Adamspredigt des man-
däischen Buches waltet, vgl. Fassung 1 39, 14 „Lobpreiset nicht
die Sieben und die Zwölf, die Leiter der Welt, die über Tag und
Nacht herrschen; denn sie verleiten den Stamm der Seelen, der
vom Haus des Lebens hierher verlegt worden ist. Verehrt nicht
die Sonne und den Mond, die Erleuchter dieser Welt; denn dieser
Glanz ist nicht ihr (eigener), er wurde ihnen nur verliehen, um
die finstere Wohnung zu erleuchten. Sie sind die Engel des hin-
fälligen Hauses (Weltgebäudes). Sie ließen nichtigen Ruf ver-
nehmen.“ Wenn bei Paulus (3, 19) das. Gesetz verordnet ist durch
die Engel, durch die Hand eines Mittlers (yyxpl [j.zgctou, er schreibt)
 
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