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Reitzenstein, Richard; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 12. Abhandlung): Das Mandäische Buch des Herrn der Größe und die Evangelienüberlieferung — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37689#0040
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R. Reitzen stein :

und daher nicht von Gott selbst stammen kann, da der Mittler
nicht eine Einzelperson vertritt, Gott aber nur Einer ist, so gibt
die mandäische Lehre, daß die Gesamtheit der Planeten die Thora
hervorbringt, Nbü (Hermes) diktiert und Moses schreibt (oben
S. 36) hierfür eine sehr viel bessere Parallele, als was man gewöhn-
lich anführt, etwa die Rede des Herodes bei Josephos Ant. XV 136
(tcov ’louScdcov) toi ocucoTOCTa Toiv sv Tolp vo\xoic, §(.’ dyysXcov 7uapa
tou Esou iiaEovToiv oder die Lehre des Buches der Jubiläen,
daß 'der Engel des Angesichtes’ dem Moses auf Gottes Geheiß
die Thora diktiert. Paulus will ja nicht das Gesetz preisen, son-
dern herabdrücken und durch seinen Ursprung erweisen, daß es
nur für eine Zeit bestimmt war und außer Wirksamkeit treten
soll. Das ist eine bei ihm begreifliche Abschwächung der in der
mandäischen Apokalypse konsequent durchgeführten antijüdischen
Tendenz. Die Annahme, daß sie sich früher entwickelt hat und von
Paulus benutzt und modifiziert worden ist, scheint mir unendlich
viel leichter als die umgekehrte, aus der noch maßvollen Polemik
des Paulus sei in gnostischer Übersteigerung die gegen das Christen-
tum selbst gewendete Lehre der Mandäer geworden.
Ich nehme ein anderes Dokument judenfeindlicher Stimmung,
die Stephanos-Rede in der Apostelgeschichte; auch hier begegnet
der Sternendienst der Juden (7,42, in alttestamentlicher Fassung),
der Bau des Tempels durch Salomo als wichtige Etappe in der
Entartung des Gottesdienstes (v. 47), das Töten der Propheten
und Gottesboten (v. 52), auch hier die Tätigkeit der Engel bei
dem Gesetz1, das die Juden nicht einmal halten. Bis in das Krr
puyga IJsrpou geht bekanntlich die uns so schwer verständliche
Behauptung von dem jüdischen Kult der oToiysla, vgl. Clemens
Strom. VI 5, 41 ppSs xaxd ’louSaloup asßsoEe. xal yap sxslvot, govot.
olopsvot, tov Eeov yivobaxEiv oux S7iJ(7TaVT0U ZaTpEUOVT£<; dyysAoic xal
apxayy&ois, (jltjvI xal ceXyjvy}. xal sdv gsXtjvt) \ir\ (pavyj, odßßaxov
oux ayouot, to Xsyogsvov -poiTOv, ou§s vsoppvlav ayouaiv oute dWp-a
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der Verfasser der Kppuyga hat sich auf Einzelheiten des Kults
berufen, und manches ließe sich, wie mir Prof. Lidzbarski zeigt,
aus späterem jüdischen Brauche hinzufügen; dennoch genügen
diese Einzelheiten nicht, die Entstehung der Lehre, daß das
Judentum ein unbewußter Dienst der oToiysla tou xogjaou und
1 sIq Starayat; dyysAcov deutet Blass wohl richtig für sv Siarayau;.
2 Vgl. (Eigenes in Joh. XIII 17.
 
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